Leipzig. Wie hält man junge hungrige Talente bei Laune, ohne sie in der Startelf einzusetzen? Diese Frage muss RB Leipzigs Coach Jesse Marsch angesichts von Kickern wie Brian Brobbey oder Ilaix Moriba jede Woche wieder neu beantworten. Seine Variante für Letzteren: Der US-Amerikaner belohnte die Trainingsarbeit des gebürtigen Guineers in der Samstagspartie gegen den VfL Bochum mit einer Einwechslung in der 79. Minute und seinem Bundesliga-Debüt. Der im Sommer als letzter RB-Neuzugang verpflichtete Mittelfeldspieler bedankte sich mit dem einen oder anderen nicht zu auffälligen Kabinettstückchen, das Spaß machte und andeutete: Da kann Großes entstehen.
„Hier ist die Intensität das Wichtigste“
Moriba ist ehrgeizig. Er wolle im Fußball Geschichte schreiben, hatte er bei seiner Vorstellung gesagt. Entsprechend ungeduldig präsentiert er sich. „Er ist unzufrieden“, hatte Marsch vor dem Bochum-Spiel gesagt. Immer nur Training und die Auswechselbank, das ist für die Ansprüche des beim FC Barcelona ausgebildeten Kickers deutlich zu wenig. Der Trainer ergänzte nach dem Abpfiff mit einem hörbaren Lachen: „Er ist 18 Jahre alt. Und er will alles jetzt sofort.“



Dass vom jungen Mann einiges zu erwarten ist, weiß Marsch. „Er ist ein Spezialspieler. Er sieht den einfachen Weg mit dem Ball, hat ein Gefühl für Fußball.“ Ein Naturtalent also. Dennoch müssen die ersten Trainingseinheiten am Cottaweg eine Art Kulturschock für den Rechtsfuß gewesen sein. Denn hier wird anders gekickt als in Spanien. „Dort geht es viel um Ballbesitz. Hier ist die Intensität das Wichtigste, was man verstehen muss“, so der Coach, bekanntermaßen ein Vertreter von schnellem Umschalten und Balljagd, dem Gegenteil von Ballbesitzfußball.
„Ich liebe die Stadt und die Fans“
War Moribas Wechsel nach Leipzig demnach ein Fehler? Spanische Medien hatten rund um die Entscheidung des jungen Mannes genau das in den Raum geworfen, ihm eine schwierige Zukunft prophezeit. Jesse Marsch sieht das anders. „Die Entscheidung, hierher zu kommen, war richtig und wichtig. Wenn er seine Qualität am Ball mit der nötigen Intensität kombiniert, kann er eine große Entwicklung nehmen und ein großer Spieler werden.“
Bis es soweit ist, ist allerdings eine ordentliche Portion Geduld gefragt. „In einem Kader wie unserem, mit so vielen guten Jungs, muss er sich jede Einsatzminute verdienen“, so Marsch, an dessen Lachen bei diesen Worten nach dem 3:0 gegen Bochum zu erkennen war, dass ihm wohl bewusst ist, wie schwer Moriba genau das fällt.
Immerhin: Der 18-Jährige freute sich riesig über seinen Einsatz, tanzte nach dem Abpfiff vor den Fans und machte Stadt sowie Anhängern via Instagram eine Liebeserklärung. Dort schrieb er noch am Samstag zu einem Foto von sich: „The first one. I love this city an the fans.“ Übersetzt: „Das erste Mal. Ich liebe die Stadt und die Fans.“
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