Leipzig. Sie kommen aus dem Ländle und feuern RB Leipzig an: Ja, es gibt auch außerhalb von Mitteldeutschland RB-Fans. Die Schwabenballisten sind ein Beispiel, das mittlerweile auch international vertreten ist. „Wir haben Mitglieder aus der Schweiz und den Niederlanden“, erzählt der 1. Vorsitzende Enrico Sommerweiß. Insgesamt sind 35 Personen Mitglied im OFC.
Bei den Kickers kennengelernt
Aktuell sei es allerdings ziemlich still, was die Kommunikation im Fanclub betrifft. „Wir haben eine WhatsApp Gruppe, in der wir eigentlich immer unter der Woche geschrieben haben. Während der Pandemie war nichts los, jeder hatte mit sich zu tun. Der Chat war in den vergangenen Monaten das einzige Medium, über das wir überhaupt kommuniziert haben, und das auch sehr sporadisch. Wir haben das Vereinsleben etwas zurückgestellt, aber wir sind trotzdem noch eine Gemeinschaft. Bloß haben wir keine Themen, jeder ist für sich mit dem Fußball im Fernsehen und viel lässt sich nicht organisieren.“


Die Idee, einen Fanclub zu gründen, hatte Sommerweis zusammen mit dem aktuellen Medienbeauftragten Matthias Busse und einem dritten Gründungsmitglied, als sie im Mai 2014 das letzte Spiel der Drittligasaison zwischen den Stuttgarter Kickers und RB Leipzig im Stadion gesehen haben. „Wir haben im Nachgang festgestellt, dass es im Landkreis Böblingen auch weitere RB-Fans gibt. So haben wir uns zusammengeschlossen und sind in der Zweitligasaison, die folgte, zusammen zu mehreren Spielen gefahren“, erinnert sich Busse.
Public Viewing in der VfB-Kneipe
An Bekanntheit gewannen die Schwabenballisten dann aber erst zum Bundesliga-Aufstieg. „Wir haben einen Boost dadurch bekommen, dass wir ein Banner gemacht haben. Ich habe damals meiner Großmutter ein altes Bettlaken geklaut und einen Tag auf dem Balkon gemalert. Wir fanden es cool, dass wir ein Erkennungsmerkmal haben“, so Busse. „Als wir das in die Stadien mitgenommen haben, haben sich immer mehr RB-Fans aus dem Schwabenland bei uns gemeldet.“ Aber nicht alle Mitglieder kommen tatsächlich aus dem Ländle, wie Sommerweiß betont. „Wir haben auch Leute aus Dresden im Fanclub, haben in Leipzig einige Schwaben abgefangen, Stuttgart natürlich, vom Bodensee, aus Darmstadt – es ist bunt aufgestellt.“
Neben den regulären Mitgliedern gibt es inzwischen auch eine Gruppe, die sozusagen auf Probe dabei ist. „Während der Pandemie haben wir eine Vorstufe eingeführt, in der wir potentielle Interessenten oder Mitglieder kennenlernen. Man kann ja nicht sofort Mitglied werden. Sie haben eine Probezeit. Aktuell sind das etwa zwölf, 13 Personen“, erklärt Sommerweiß die Dynamik. Extremes Wachstum sei nicht das Ziel des Fanclubs. „Jeder, der bei uns eintreten will, muss auch einen Kodex unterschreiben. Und wenn er dagegen verstößt, wird irgendwann die Luft dünn. Wir achten schon sehr darauf.“
Da für die Schwabenballisten jedes RB-Heimspiel zur Auswärtsfahrt wird, haben sie vor der Pandemie oftmals zusammen die Spiele in einer Kneipe verfolgt. Vor allem im „Vaihinger Drive“, was eigentlich eine Fankneipe des VfB Stuttgart ist. „Der Wirt hat sich damals gefreut, dass auch andere Fußball-Fans dazugekommen sind“, erinnert sich der 1. Vorsitzende. Und Busse weiß: „Er war ein Kumpel von Alexander Blessin, der bei RB Jugendtrainer war.“ Negative Erfahrungen haben sie in der VfB-Kneipe noch nie gemacht. „Es ist immer relativ entspannt gewesen. Wir haben diesen Stress mit RB unter den Fußball-Fans hier nicht wirklich gespürt“, sagt Sommerweiß. Natürlich sei es an den Spieltagen zwischen Stuttgart und Leipzig etwas heißer, die Vereinssituation sei aber dennoch total entspannt.
„Geldaufwand im dreistelligen Bereich“
Und genau das ist den Schwabenballisten sehr wichtig. „Wir nehmen das Fußballspiel nicht zu ernst“, sagt Busse. „Wir sind mit Leidenschaft dabei, aber es soll alles fair laufen.“ Wichtig sei, dass Fans zur Geltung kommen, Freude am Spiel haben und das auch in der Gemeinschaft leben können, so der Medienbeauftragte der Schwabenballisten. „Dazu gehört auch, dass die Leute sich im Stadion benehmen, dass es einen gewissen Kodex und keine politische Radikalität gibt.“


Gegen Hass zwischen Fanlagern beziehen sie klare Kante: „Hass und derartige Gefühle haben im Fußball keinen Platz. Gerade wenn man jungen Menschen die Fankultur weitergeben möchte, sollte man nicht mit schlechtem Vorbild vorangehen“, so Busse. „Letztlich sind wir doch alle Fans, die einer schönen Nebenbeschäftigung nachgehen. Und für so etwas sollte kein Raum vorhanden sein. Klar kann man Rivalität haben, aber damit sollte man nach dem Spiel auch abschließen können.“
Für die Fans aus dem Schwabenland ist zudem jede Reise zu einem RB-Heimspiel mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden. „Für jeden von uns bedeutet eine Fahrt zum Spiel einen Geldaufwand im dreistelligen Bereich. Wenn ich mich schon auf den Weg mache und mir entsprechende Kosten entstehen, will ich mich dann nicht im Stadion unpassend benehmen und möglicherweise auch noch mit Verletzungen nach Hause fahren“, so Sommerweiß.
Anzeige: Erlebe das Europa-League-Finale auf RTL+ und fiebere live mit!