28. Januar 2022 / 19:38 Uhr

Fußball-WM im Zwei-Jahresrhythmus? Schallende Kritik aus Sachsen

Fußball-WM im Zwei-Jahresrhythmus? Schallende Kritik aus Sachsen

Johannes David
Leipziger Volkszeitung
Auch in Sachsen macht sich Unmut über geplanten Zweijahresrhythmus der Fußball-WM breit. Wir haben mit Hermann Winkler, Nico Knaubel, Christian Gedicke und Carsten Hänsel gesprochen.
Auch in Sachsen macht sich Unmut über geplanten Zweijahresrhythmus der Fußball-WM breit. Wir haben mit Hermann Winkler, Nico Knaubel, Christian Gedicke und Carsten Hänsel gesprochen. © dpa/Christian Modla/Andre Kempner/imago/Christian Moser
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Eine Fußball-Weltmeisterschaft alle zwei Jahre? Das stößt in der ganzen Welt auf Widerstand. Und auch aus Sachsen gibt es scharfe Kritik an den Plänen des FIFA-Chefs.

Leipzig. Er lässt nicht locker: Gianni Infantino will unbedingt eine Fußball-Weltmeisterschaft im Zwei-Jahresrhythmus. In dieser Woche bekräftigte der Fifa-Chef erneut seine Pläne für die Zukunft und lieferte dazu eine waghalsige Begründung. Doch kann das gut gehen? In der Region steht man dem Vorhaben skeptisch gegenüber.

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„Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben“

„Einfach nur traurig und absurd. Der Fußball wird immer mehr verwässert“, sagt Nico Knaubel, sächsischer Landestrainer und Coach von Regionalligist FC Eilenburg. „Die Fifa ist auf dem besten Weg den Fans den Sport zu nehmen.“ Selbst für Sachsens obersten Fußballhirten Hermann Winkler ist eine Verkürzung des WM-Takts der „falsche Weg. Solche Events sollten nicht inflationär stattfinden. Ich habe die Befürchtung, dass dann auch die Zuschauer wegbleiben“, begründet der Präsident des Sächsischen Fußballverbandes.

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Carsten Hänsel, Coach von Oberligist FC Inter Leipzig, gibt zu bedenken: „Tradition ist nichts schlechtes und das bedeutet in diesem Fall, eine WM alle vier Jahre.“ Allerdings gebe es viele andere Sportarten, in denen eine WM enger getaktet sei und auch das würde funktionieren. „Das klingt am Anfang vielleicht ganz cool, aber irgendwann ist der Reiz aufgebraucht. Und was wird eigentlich aus der Europameisterschaft? Gibt’s dann jedes Jahr eine Großveranstaltung“, fragt Christian Gedicke. Er ist einer der Mitorganisatoren des Asap Global Cups. Die Alternative zur Fifa-WM soll in diesem Winter in Leipzig ausgetragen werden.

Infantinos jüngste Einlassung zur Verkürzung des WM-Rhythmus’ klingt schlicht krude. „Wir müssen die ganze Welt mit einbinden. Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben, dass sie nicht mehr über das Mittelmeer kommen müssen, um hier vielleicht ein besseres Leben führen zu können. Wir müssen ihnen Möglichkeiten und Würde geben.“ Das soll offenbar soviel bedeuten wie: Wenn wir eine Weltmeisterschaft in Afrika veranstalten, lösen wir damit sämtliche Probleme des Kontinents.

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„Die Fußball-romantische Zeit ist vorbei“

Davon lässt sich Nico Knaubel nicht blenden. „Es geht nur noch um schnelle Bereicherung. Die Glaubwürdigkeit der Funktionäre ist kaum noch vorhanden.“ Das sieht Christian Gedicke ähnlich: „Infantinos Fokus liegt mehr auf dem Geld als auf dem Fußball, das Einbeziehen der Flüchtlingszahlen ist absurd. Bei der Fifa ist erst Besserung in Sicht, wenn man sich von ihm löst“, so Gedicke. „Was will man auch von einem Mann erwarten, der sich bei seinem Amtsantritt darüber beschwert hat, nur zwei Millionen Jahresgehalt zu bekommen?“

Neben finanziellen und traditionellen Aspekten wäre da noch ein ähnlich wichtiger Fakt. „Die Körper der Spieler bezahlen diese höhere Belastung. Das ist eigentlich nur noch mit einem riesigen Kader wie im American Football durchzustehen“, sagt Knaubel. Carsten Hänsel meint: „Natürlich kann man solche Überlegungen anstellen. Aber die Entscheidung sollten Leute treffen, die aktiv Sport treiben. Irgendwann musst du auch das Geld Geld sein lassen und auf die Aktiven hören.“

Doch was passiert, wenn es wirklich so kommt und die Fifa künftig in jedem zweiten Jahr einen neuen Weltmeister kürt? Nico Knaubel hat da seine ganz eigene zynische Idee. „Dann kann die WM gleich in Katar bleiben. Dann spielen wir dort jeden Winter die WM und im Sommer die EM. Die Fußball-romantische Zeit ist vorbei“, sagt er desillusioniert.

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