Seit Wochen ist Karim Benzema einfach nicht aufzuhalten. Bei Real Madrid schießt der Franzose Tore wie am Fließband – 42 Treffer sind es bislang in 42 Pflichtspielen. Natürlich zählte er auch am vergangenen Wochenende zu den Torschützen beim 4:0 gegen Espanyol Barcelona, das die Königlichen vorzeitig zum spanischen Meister machte. Und fast ausschließlich aufgrund seiner Abgebrühtheit hat Real überhaupt noch eine realistische Chance, ins Finale der Champions League einzuziehen, das am 28. Mai (ausgerechnet) im Pariser Stade de France stattfindet. Ohne Benzemas Doppelpack beim atemberaubenden Hinspiel gegen Manchester City (3:4) wäre die Messe schon gelesen gewesen – doch mit Benzema scheint wieder mal alles möglich.
„Karim ist ein kompletter Spieler, er wird jeden Tag besser – das ist wie mit dem Wein“, sagte Trainer Carlo Ancelotti, nachdem sein Superstar bereits den Weg ins Halbfinale geebnet hatte. „Er hat schon viele Tore geschossen, er hilft dem Team mit seiner Besessenheit, mit seiner Dynamik, ist immer gefährlich im Strafraum. Wir sind sehr froh, ihn zu haben.“ Eine neue magische Nacht am Mittwoch (21 Uhr, live bei DAZN sehen/[Anzeige]) im Santiago Bernabeu wie bereits im Achtelfinale gegen Paris Saint Germain und im Viertelfinale gegen Chelsea ist den Madrilenen zuzutrauen. Inzwischen drücken sogar die meisten Franzosen Real und speziell Benzema die Daumen. Denn mittlerweile wird der in Bron (östlich von Lyon) geborene Angreifer in seiner Heimat wie nie zuvor gefeiert. Für ihn persönlich handelt es sich dabei um eine Art Revanche.
Benzema mehrfach in Skandale verwickelt
Jahrelang war der 34-Jährige mit der doppelten Staatsbürgerschaft (französisch-algerisch) extrem umstritten. Auch, weil er immer wieder in Skandale verwickelt war. 2007 kam es eigentlich zum endgültigen Bruch mit Frankreich, als er meinte: „Frankreich ist für den Sport, meine Heimat ist Algerien.“ Die französische Hymne mitzusingen, das kam für Benzema nie infrage. Etliche Politiker forderten darauffolgend seinen Rauswurf aus der Équipe Tricolore.
Bei großen Teilen des Volkes war er in Ungnade gefallen. Sein Image wurde noch ein Stück mehr ramponiert, als er 2010 gemeinsam mit Franck Ribéry in eine Sexaffäre mit Prostituierten verwickelt wurde, bevor er mit einem Freispruch davonkam. Den Tiefpunkt erreichte er 2015: Gegen Benzema liefen Ermittlungen wegen „Komplizenschaft bei einem Erpressungsversuch“ und „Beteiligung an der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Verübung einer Straftat“. Ihm wurde vorgeworfen, zusammen mit einem Jugendfreund seinen Profikollegen Mathieu Valbuena während eines Aufenthalts mit der Nationalelf mit einem Video erpresst zu haben, das seinen Mitspieler beim Sex mit seiner Freundin zeigte. Ende 2021 wurde Benzema zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Doch auch diese Geschichte tangierte seine Leistungen bei Real kaum.
Deschamps holt Benzema ins Nationalteam zurück
Nach der Sex-Tape-Affäre mit Valbuena wurde er jedoch von Nationalcoach Didier Deschamps ignoriert. Obwohl der öffentliche Druck immer größer wurde, setzte sich Deschamps erst ein paar Wochen vor der Europameisterschaft 2021 mit Benzema zusammen und holte ihn zurück. Prompt lieferte der Stürmer, als wäre er nie weg gewesen. Auch wenn sich einige Politiker über seine Nominierung beschwert hatten, war die Mehrheit der Fans froh, ihn wieder im Trikot des amtierenden Weltmeisters zu sehen. „Karim hat sich sofort wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt“, freute sich Ex-Nationalspieler Emmanuel Petit. „Auf mich macht er einen sehr reifen und besonnenen Eindruck. Mit seinem spielerischen Potenzial ist es schwer, auf ihn zu verzichten.“
Bei Real ist er seit dem Weggang von Cristiano Ronaldo der unumstrittene Leader und zeigt sich vor dem Duell mit Manchester City selbstbewusst. „Ich will mit Real Madrid weiterhin Geschichte schreiben. Es geht aber nicht um mich, sondern nur um den Klub. Dass wir auch in dieser Saison den Henkelpott holen können, ist selbstverständlich. Dass das Finale sogar in Paris stattfindet, ist für mich eine Extramotivation.“ Bisher gewann er mit den Königlichen viermal die Champions League. Satt ist Benzema deshalb aber noch lange nicht.
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