Nach der 0:3-Packung bei Paris Saint-Germain ist Real Madrid in heller Aufregung. Das Fiasko in der Champions League lässt Trainer Zinedine Zidane, vor wenigen Monaten noch als Heilsbringer spektakulär zurückgeholt, plötzlich ganz alt aussehen. Zu deutlich war die Niederlage, die durchaus noch höher hätte ausfallen können. Im Prinzenpark wurde ein Klassenunterschied deutlich - so etwas ist man in Madrid nicht gewohnt.
Und so muss Zidane übereinstimmenden Medienberichten zufolge nach dem Fehlstart in der so wichtigen Königsklasse sogar um seinen Job fürchten. Die Marca meldet, der Kredit von Zidane sei nicht unbegrenzt. Real-Chef Florentino Perez, der Zidane vor Monaten noch mit historischen Vollmachten ausgestattet hatte, soll unter anderem erbost darüber sein, dass der Franzose den Spielern nach dem Debakel einen Tag frei gab.
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Muss Zinedine Zidane gehen? Raúl und Xabi Alonso sind Nachfolge-Kandidaten
Die Mundo Deportivo geht sogar noch weiter: Demnach werden rund um das Bernabeu bereits andere Trainer-Namen gehandelt. Ganz oben auf der Liste: Die früheren Bundesliga-Stars Raúl Gonzalez Blanco und Xabi Alonso, wie Zidane selbst zwei Altvorderere der berühmten Real-Mannschaften der 2000er Jahre. Während Raúl, der von 2010 bis 2012 für den FC Schalke 04 aktiv war, fast 20 Jahre lang in Reals Diensten stand, war Alonso von 2009 bis 2014 für Madrid am Ball, ehe der geniale Mittelfeld-Stratege für drei Jahre zum FC Bayern München wechselte.



Auch wenn Raúl als Trainer von Real Madrid B die naheliegende Variante ist, soll Alonso Favorit sein. Der ehemalige Liverpool-Star hatte seine aktive Karriere 2017 beim FC Bayern beendet und startete im August 2018 seine Trainerlaufbahn bei Real Madrid. Zur neuen Saison wurde der Baske Trainer bei der zweiten Mannschaft seines Heimatvereins Real Sociedad in San Sebástian. Klubchef Perez soll den früheren Mittelfeldspieler gegenüber Vereinslegende Raúl vorziehen. Ein Malus des Ex-Schalkers: Mit Santiago Solari scheiterte zuletzt ein früherer Nachwuchstrainer aus dem eigenen Hause.
Rummenigge wollte Alonso zurück zum FC Bayern holen: "Klügster und bester Stratege"
Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte dem 37-jährigen Alonso eine große Trainerkarriere prophezeit. "Meiner Meinung nach müssen wir uns bemühen, dass er irgendwann nach München zurückkehrt", erklärte der FCB-Boss, der Alonso als "klügsten und besten Strategen, den ich je bei uns im Mittelfeld gesehen habe", bezeichnete. Rummenigge: "Ein wunderbarer Spieler, der vier Sprachen spricht, Deutsch fließend. (...) Ein echter Gentleman."
Real hatte vor der Saison über 300 Millionen Euro für neue Stars in die Hand genommen, die Ergebnisse waren bisher nicht nur in der Champions League überschaubar. Nach vier Spieltagen stehen die Madrilenen zwar auf dem dritten Platz in der Liga, ließen gegen eher kleinere Gegner aber schon vier Punkte liegen. Die Zweifel an Zidane könnten für Madrid teuer werden: Laut Sport würde eine Entlassung rund 80 Millionen Euro kosten - das wäre die Abfindung für den 47-Jährigen, der noch bis 2022 an Real gebunden ist.
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Diese Zahlung wäre Rekord für einen Trainer. Bislang hält Ex-Real-Coach José Mourinho diesen, er erhielt mit seinem Trainerstab nach dem Rauswurf bei Manchester United im Dezember 2018 insgesamt 22,2 Millionen Euro vom englischen Rekordmeister. Kurios: Damals war United an Zidane als Nachfolger interessiert, ehe Interimslösung Ole Gunnar Solskjaer den Zuschlag erhielt.
Real Madrid gastiert am Sonntag beim ungeschlagenen Tabellenführer FC Sevilla
Klar scheint bei allen Spekulationen: Zidane muss das Ruder bei Real Madrid schnellstmöglich rumreißen, damit die Gerüchte über seine nahende Ablösung nicht lauter werden. Am Sonntag hat er Gelegenheit, seine Kritiker mundtot zu machen. Dann gastiert Real beim noch ungeschlagenen Tabellenführer FC Sevilla im Hexenkessel Estadio Ramón Sánchez Pizjúan. Ein Sieg wäre ein großes Ausrufezeichen in stürmischen Zeiten.