Dieser Artikel ist Teil der Amateurfußball-Initiative #GABFAF. Mehr Infos dazu auf gabfaf.de.
Die letzte Antwort hätte ein Mann so dann doch nicht gegeben. Auf die Frage, wo sie sich in drei Jahren sehe, sagt Regionalliga-Trainerin Imke Wübbenhorst: "Mit dem Babybauch am Spielfeldrand der 3. Liga. Auf dem Sprung in die zweite. Das wäre cool." Und dann fügt sie an: "Wenn das Normalität wäre, hätten wir es geschafft. Nur, weil ich schwanger wäre, wäre ich ja keine schlechtere Trainerin oder krank. Drei Wochen Auszeit, und ich wäre zurück."



Da merkt man nochmal kurz, dass es Dinge gibt, die bei einer Trainerin anders sein können als bei einem Trainer. In Ausnahme-Situationen. Im Alltag - das beteuern auch ihre Spieler beim damaligen Fünftligisten BV Cloppenburg - ist es dasselbe. Deshalb wünschte sich die 31-Jährige zum Start beim Viertligisten Sportfreunde Lotte, künftig einfach nur über Fußball reden zu dürfen. Also geht es im Interview der Deutschen Presse-Agentur mit ihr ausschließlich um Fußball. Bis auf ihre mit einem Augenzwinkern getätigte Anmerkung zum Schluss.
Fachliche Gründe für die Verpflichtung maßgebend
Wübbenhorst kann begeistert und begeisternd über Fußball reden. Sie hat soeben den kompletten Lehrgang zum Fußball-Lehrer durchgezogen und für die über 20 Kollegen war das das Normalste der Welt. Und für Lotte waren, das bekräftigen alle, auch ausschließlich fachliche Gründe für die Verpflichtung maßgebend. Der Klub habe den Trainermarkt "intensiv sondiert", sagte der sportliche Leiter Manfred Wilke bei ihrer Präsentation Mitte April. Aggressiven Fußball mit konsequentem Pressing und Schnelligkeit bei Ballbesitz gaben die Sportfreunde dabei als Ziel aus.
Das Amateurfußball-Bündnis #GABFAF wurde am 15. März 2019 ins Leben gerufen. Hier zehn besondere Momente aus dem ersten Jahr:
Imke Wübbenhorst hat klare Vorstellungen. Für ihr Spiel brauche man "fünf C" erklärt sie ihre "Eigenkreation": Commitment, Conviction, Control, Compact und Confidence. Also Hingabe, Überzeugung, Kontrolle, Kompaktheit und Selbstvertrauen. Vorbilder hat die frühere Bundesliga-Spielerin von Cloppenburg und des Hamburger SV zwei. "Bei der Spielweise ist es Julian Nagelsmann. Wenn es um die Art geht Jürgen Klopp", sagt sie. Unter Leipzigs Nagelsmann hat sie in der Vorbereitung hospitiert. "Er war total offen", berichtet sie: "Ich war überall dabei."
Wübbenhorst: "Ich bin lieber mein eigener Herr"
Auf die Anfrage, seine Co-Trainerin zu werden, hat die zweimalige U19-Europameisterin aber nicht gewartet. Im Gegenteil. "Co-Trainerin, das wäre ein Step zum Lernen gewesen und Leipzig ist mit seinen Strukturen ein überragender Verein", sagt sie: "Aber ich bin eigentlich keine Co-Trainerin. Ich bin lieber mein eigener Herr und treffe meine eigenen Entscheidungen. Für die bin ich dann auch verantwortlich." Auch das gehört dazu, wenn das Geschlecht keine Rolle spielt: Es bedarf keines besonderen Schutzes.
Und Wübbenhorst schont auch sich selbst nicht. In den ersten Tagen in Lotte hat sie gleich dem einen oder anderen Spieler gesagt, dass sie nicht mehr mit ihm plant. "So ein Start ist nicht nur schön", sagt sie. Man müsse eben auch harte Entscheidung treffen. "Aber ich denke, dass man offen und ehrlich auf Dauer am besten fährt." Unter anderem das schätzten sie an ihr in Cloppenburg, wo sie sportlich mit widrigen Bedingungen zu kämpfen hatte.