Fußball wird mit den Füßen gespielt, aber Abstiegskampf ganz im Norden des Fußballers entschieden. „Das Ganze findet im Kopf statt“, weiß der 96-Manager. Für Horst Heldt ist 96 nicht Vorletzter, weil die Qualität der Mannschaft nicht für bessere Tabellenplätze tauge. „Es sei denn, man nimmt den Kopf als Qualitätsmerkmal dazu, dann haben wir schon ein Qualitätsproblem.“ Im Abstiegskampf, führt Heldt aus, „ist der Druck für die Psyche eine ganz besondere Herausforderung. Das hat nichts damit zu tun, dass die Jungs nicht mehr Fußball spielen können.“
Einen Mentaltrainer für Hannover 96?
Wenn die heldtsche Analyse die 96-Probleme in der Psyche ortet, wäre es da nicht konsequent, jemanden dazuzunehmen, der sich damit auskennt? Einen Mentaltrainer oder Psychologen?
"Wenn die sportliche Leitung zustimmt, dann machen wir das"
96-Chef Martin Kind wäre sofort bereit, das zusätzliche Personal zu finanzieren. „Wenn die sportliche Leitung zustimmt, machen wir das.“ Kind hatte bereits im vergangenen Jahr vorgeschlagen, einen Mentalcoach dazuzunehmen. „Ich habe das angeboten“, aber Ex-Trainer André Breitenreiter sei „sehr defensiv“ gewesen.
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Ein Sportpsychologe muss "gewollt sein"
Bei Kind bewerben sich schon seit Monaten „mindestens einmal wöchentlich“ diverse Sportpsychologen. „Nach dem Hoffenheim-Spiel hat jetzt wieder ein Mentaltrainer auf drei Seiten sehr ausführlich begründet, warum seine Arbeit sinnvoll wäre und wie er helfen könnte“, berichtet der 96-Chef. „Aber es muss gewollt sein, gegen Trainer und Manager kann man das nicht durchsetzen.“
"Habe das als Spieler auch schon gehabt"
Wie steht nun der Manager zur Psychohilfe? „Das ist immer eine gute Idee“, sagt der Ex-Profi, „ich habe das als Spieler auch schon gehabt.“ Aber Heldt schränkt ein: „Das kann man nicht diktieren, das muss man als Spieler und Trainer wollen. Es macht keinen Sinn, wenn Martin Kind oder Horst Heldt entscheiden, dass das helfen könnte. Es wäre sinnlos, sie dahin zu schleppen, wenn sie sich dann nicht öffnen.“



Ex-96-Sportpsychologin arbeitet bei St. Pauli
Breitenreiters Vorgänger Daniel Stendel hat bei 96 schon mit einer Sportpsychologin gearbeitet. Frauke Wilhelms Anstellung endete aber mit der Entlassung Stendels. Seit Januar trainiert die 45-Jährige jetzt die Gehirne der Profis vom FC St. Pauli. „Das ist kein Voodoo, sondern eine Chance, die Spieler noch intensiver zu betreuen“, erläutert Trainer Markus Kauczinski.
Doll will keinen Mentaltrainer
96-Trainer Thomas Doll schätzt das anders ein und will seine Spieler nicht auf die Couch setzen. „Ich sehe keinen Grund, dass der ein oder andere ein tiefgründiges Problem hat, weil er auf einmal nicht mehr kicken kann.“ Doll will keinen Mentaltrainer, sondern „mehr Feuer in den Zweikämpfen“.
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"Jetzt wäre der falsche Zeitpunkt"
Laut Heldt hat 96 die Chance sowieso vertan – wie so viele Gelegenheiten zum rechtzeitigen Handeln in dieser Pannensaison. „Der Zeitpunkt ist entscheidend“ für die Einstellung eines Sportpsychologen, meint Heldt. „Der wäre da gewesen, aber jetzt ist es der falsche Zeitpunkt.“ „Am Anfang der Saison wäre das nicht schlecht gewesen, auch in der Winterpause wäre es möglich gewesen“, erklärt Heldt. „Es geht ja darum, das frühzeitig zu begleiten, auch mit Gesprächen außerhalb des Fußballs. Man muss sich kennenlernen und Vertrauen aufbauen, die Zeit haben wir nicht.“
Psychologen sehen "keine Probleme" mit dem Zeitpunkt
Die Psychologen, die sich bei Kind ins Gespräch gebracht haben, haben jedoch „keine Probleme mit dem Zeitpunkt“, sagt Kind. „Sie sehen auch jetzt die Chance, erfolgreich zu arbeiten.“