Viele wissen nicht, dass mein erster großer Lieblingsverein Schalke 04 war. Mein Vater, der im Kohletagebau gearbeitet hat, war dafür verantwortlich, dass sich mein Fußballherz als Junge sehr schnell königsblau färbte. Umso intensiver beobachte ich die extreme Situation auf Schalke. Und gepaart mit meinem Know-how und der Erfahrung als Bundesliga-Manager muss ich wirklich sagen, das ist ein ziemliches Armutszeugnis, das sie sich da gerade selbst ausstellen.
Natürlich kann Schalke sich nach unglücklichen Entscheidungen und einem Abstieg in die 2. Liga von Jochen Schneider als Sportvorstand zum Saisonende trennen. Warum das nach den erneuten Fanausschreitungen gegen Schneider gerade jetzt und direkt sein musste, zeigt nur, welche Problematiken es auf Schalke gibt. Eine unnötige und getriebene Hektik, mit der man Stresssituationen nicht beruhigt, sondern erweitert.



Für einen geregelten sportlichen Übergang bei einem Abstieg in die 2. Liga hatte Jochen Schneider mit der Installierung des Trios Mike Büskens, Norbert Elgert und Peter Knäbel gesorgt. Eine gute und richtige Idee, das sind Fachleute. Dennoch würde ein Mann wie Jochen Schneider in meinen Augen Schalke im Vorstand guttun, nicht als Manager an der Front, sondern als Stratege im Hintergrund.
So sehr ich die Schalker Entwicklung bedauere, so sehr habe ich mich über die Anerkennung und Zustimmung für Schneider in der Branche gefreut. Direkt nach der Schalker Bekanntgabe zu seinem Sommer-Aus konnte ich mit seinen langjährigen Kollegen Ralf Rangnick, Oliver Mintzlaff und Fredi Bobic telefonieren. Ich hatte sie angemailt, nach knapp 30 Minuten hatten sie alle zurückgerufen und haben Jochen Schneider für seine erstklassige Fachkompetenz und ein riesiges internationales Netzwerk gelobt.
Noch viel wichtiger ist aber, was sie über die Art der Zusammenarbeit erzählten. Sie beschrieben und lobten ihn alle als einen sympathischen und absolut zuverlässigen Kollegen. Berücksichtigt man, dass Schneider erklärt hatte, dass er beim Abstieg seinen Hut auf Schalke nimmt und auf das ihm zustehende Jahresgehalt verzichtet, dann war die Entscheidung und neuerliche Aufregung zum jetzigen Zeitpunkt überflüssig.
Reiner Calmund (72) prägte Bayer Leverkusen jahrelang als Manager. In der Fußballbranche ist er weiterhin bestens vernetzt.