Der Transfer-Poker um Robert Lewandowski scheint sich der Ziellinie zu nähern. Der wechselwillige Weltfußballer ist zwar seit Montag wieder in München und stieg am Dienstag in die Saison-Vorbereitung des FC Bayern ein. Am Mittwoch absolvierte er sogar ein Mannschaftstraining. Ein Verbleib beim deutschen Rekordmeisters ist dadurch aber weiterhin nicht gesichert. Im Gegenteil: Der FC Barcelona lässt im Werben um den 33-Jährigen nicht locker. Nach inzwischen wochenlanger Debatte drängt mittlerweile die Zeit. Die Saisonstarts rücken näher und auch andere Termine der Klubs halten alle Beteiligten zur Eile an. Der SPORTBUZZER gibt einen Überblick über den aktuellen Stand in der Causa Lewandowski.
Warum nimmt der Poker um Robert Lewandowski nun weiter an Fahrt auf?
Vordergründig vor allem, weil sich Lewandowski wieder in München befindet und somit leicht auf Schritt und Tritt verfolgt werden kann. Nimmt er alle Termine des Klubs wahr? Wie ist seine Laune? Wirkt er im Training motiviert? Jede Regung des polnischen Nationalstürmers kann als Indiz für eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung gedeutet werden. Überbordend engagiert schien Lewandowski nach seiner Rückkehr zum FC Bayern nicht. An seinem vehementen Wunsch, den Verein zu verlassen, hat sich nichts geändert. Hinter den Kulissen wird derweil offenbar weiter um eine Lösung gerungen.
Wie könnte die Lösung im Poker um Lewandowski aussehen?
Vieles rund um die Personalie bewegt sich derzeit im Spekulativen. Klar ist nur: Lewandowski will noch in diesem Sommer weg, die Bayern pochen auf Erfüllung des bis 2023 gültigen Vertrages. Wobei der Standpunkt der Münchner nicht mehr derart endgültig sein soll, wie zu Beginn des Theaters. Damals hatte Vorstandschef Oliver Kahn einem Transfer mit seiner "Basta!"-Aussage klipp und klar einen Riegel vorgeschoben. Inzwischen, so heißt es, wären die Klubbosse bei einem Angebot in Höhe von 50 Millionen Euro plus Bonuszahlungen zum Umdenken bereit. Barcelona, das sich seinerseits nur einmal öffentlich zum Poker äußerte und bestätigte, dass man den Bayern eine Offerte vorgelegt habe, ist wohl geneigt, die Forderung der Münchner zu erfüllen.
Nimmt das Ansehen von Bayern-Boss Oliver Kahn Schaden, wenn Lewandowski den Verein doch verlassen darf?
Sollte es zu einem Verkauf Lewandowskis kommen, ist zunächst einmal die Kommunikationsabteilung des Klubs gefordert. Kahn & Co. müssen erklären, warum ein "Basta!" kein "Basta!" bleiben muss. In jedem Fall dürfte es Stimmen mit dem Tenor "Zu Zeiten von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wäre so etwas nicht vorgekommen" geben. Kahn stünde vor einer enormen Herausforderung, die er kurzfristig wohl nur dadurch bewältigen kann, dass Sportvorstand Hasan Salihamdizic zeitnah einen hochkarätigen Nachfolger für Lewandowski an Land ziehen kann und/oder der abgewanderte Top-Star in Barcelona wider Erwarten kolossal floppt.
Warum drängt im Fall Lewandowski die Zeit?
Am Samstag präsentiert der FC Bayern seinen Fans in der Allianz Arena den Kader für die kommende Saison. Normalerweise ein Festtag, der auch in diesem Jahr allein durch die Verpflichtung von Sadio Mané allerlei Anlass für Jubelstürme bietet. Schwer vorstellbar, dass die Münchner die ungeklärte Personale Lewandowski als "Stimmungskiller" durch den Tag tragen wollen. Barcelona bricht derweil am Samstag ins Vorbereitungscamp in die USA auf und hätte den Stürmerstar dann schon liebend gern an Bord. Die Bayern fliegen am Montag über den Atlantik. Sollte Lewandowski dann noch in München unter Vertrag stehen, hätte man sich mit Barcelona zumindest geografisch wieder angenähert. Eine ewige Hängepartie bis zum Ende der Wechselfrist am 1. September können sich die Klubs auch aufgrund des nahenden Pflichtspiel-Starts kaum leisten. Für die Bayern steht schon am 30. Juli der DFL-Supercup bei RB Leipzig an.
Was würde ein Abgang von Lewandowski für den FC Bayern und Trainer Julian Nagelsmann bedeuten?
Lewandowski ist für die Bayern eigentlich nicht zu ersetzen, sein Abgang würde die Statik des gesamten Spiels verändern. Allerdings könnte sich für Trainer Julian Nagelsmann auch die Chance ergeben, die Taktik komplett neu auszurichten und mit Mané im Sturmzentrum auf einen anderen Angang zu setzen. Der Senegalese ist allein schon aufgrund seiner Körperlichkeit ein ganz anderer Spielertyp als Lewandowski. Wollen die Münchner den Polen hingegen eins-zu-eins ersetzen, dürfte das auf dem Transfermarkt schwierig werden. Manch Stürmer, der Lewandowskis Wucht nahe kommt, hat bereits andernorts unterschrieben. Andere Kandidaten scheinen von den Qualitäten der langjährigen Bayern-Tormaschine weit entfernt. Was das Festgeld-Konto des FCB noch hergibt, ist ebenfalls offen. Derzeit bemüht sich Salihamidzic um eine kostspielige Verpflichtung von Abwehrspieler Matthijs des Ligt (Juventus Turin).
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