22. Oktober 2019 / 15:19 Uhr

Serie-A-Legionär Robin Gosens zu Rassismus-Problem: "Diese Idioten haben sich nicht im Griff"

Serie-A-Legionär Robin Gosens zu Rassismus-Problem: "Diese Idioten haben sich nicht im Griff"

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Robin Gosens spielt seit Sommer 2017 bei Atalanta Bergamo in der Serie A.
Robin Gosens spielt seit Sommer 2017 bei Atalanta Bergamo in der Serie A. © imago images/Insidefoto
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Der deutsche Außenverteidiger Robin Gosens spielt in der italienischen Serie A für Atalanta Bergamo und mit seinem Klub in dieser Saison Champions League. In einem Interview bezog er nun klar Stellung zum Rassismus-Problem in Stadien, mit dem er regelmäßig konfrontiert wird.

Robin Gosens spielt seit 2017 für den italienischen Erstligisten Atalanta Bergamo, mit dem er sich in der letzten Saison als Drittplatzierter in der Serie A sensationell für die Königsklasse qualifizierte. In seiner Zeit in Italien wurde der gebürtige Rheinländer regelmäßig mit dem Thema Rassismus konfrontiert. In der Serie A ist dies ein riesiges Problem. Jüngst kam es in der Partie zwischen der AS Rom und Sampdoria Genua zu einem Aufreger, weil die Roma-Anhänger gegnerische Spieler mit Affenlauten verhöhnten. Der belgische Nationalspieler Romelu Lukaku von Inter Mailand war außerdem zuletzt mehrfach Ziel von Attacken wie Affenlauten geworden.

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In den vergangenen Monaten waren in Italien sogar mehrere Spiele wegen rassistischer Vorfälle unterbrochen worden. Die Partie zwischen Gosens-Klub Bergamo und der AC Florenz war während der ersten Halbzeit kurzzeitig gestoppt worden, weil Fiorentina-Profi Dalbert Henrique aus Brasilien sich über rassistische Beleidigungen von Bergamo-Anhängern beschwert hatte.

Gosens: "Ich kann das nicht nachvollziehen"

Für Außenverteidiger Gosens sind diese Vorfälle nicht nachzuvollziehen, er zeigt klare Kante gegen Rassisten. "Diese Idioten haben sich nicht im Griff. Ich kann das nicht nachvollziehen, dass es heute immer noch Leute gibt, die andere Menschen als nicht gleichwertig niedermachen", sagte er im Interview mit Sport1. "Ein dunkelhäutiger Mitspieler hat mir gesagt: 'Robin, immer wenn ich das höre, könnte ich echt losheulen', und ich denk mir dann: 'Junge, du hast so Recht' – und ich appelliere: Leute, verpisst euch aus dem Stadion, ihr habt dort nichts verloren, wenn ihr sowas macht. Ich bin traurig, und ich hoffe, dass sich in Zukunft etwas ändert."

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Italienischer Verband hat weitere Maßnahmen eingeleitet

Nachdem Lukaku auf die Anfeindungen mit einer Instagram-Botschaft reagierte, hatten die beschuldigten Fans ihr Verhalten heruntergespielt. Auch das trifft bei Gosens auf Unverständnis. "Da kann ich nur den Kopf schütteln. Affenlaute oder andere rassistische Äußerungen sind scheußlich und abartig. Da sind wir als Spieler in der Pflicht, uns immer wieder klar dagegen zu positionieren, wie auch Vereine und die Gesellschaft generell. Da müssen wir weitermachen damit die Kacke endlich aufhört", stellte er klar und nahm das gesamte Umfeld damit in die Pflicht. Um den Rassismus in Stadien zu bekämpfen, hat der italienische Verband nun weitere Maßnahmen eingeleitet. Anhand des Videobeweises sollen die Übeltäter ausfindig gemacht werden.

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Gosens ist spätestens durch die Teilnahme mit Bergamo an der Königsklasse, wo er am Mittwoch (21 Uhr, DAZN) auf Manchester City trifft, wieder in den Fokus deutscher Klubs gerückt. Dabei spielte der 25-Jährige hierzulande bislang keine Rolle. Im Probetraining des BVB hat man den Abwehrspieler aussortiert, bis 2012 spielte er für die U19 des VfL Rhede. Danach holte ihn Vitesse Arnheim nach Holland und machte ihn zum Profi. Schließlich ging er zu Atalanta nach Italien.

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Gosens träumt von der Bundesliga - und dem DFB-Team

Dass er durch seine Leistungen und Erfolge auch Begehrlichkeiten in der deutschen Heimat weckt, ist bekannt. Im Sommer gab es Gerüchte um einen Wechsel zum FC Schalke. "Es gab Kontakt, es wurde konkret, aber letzten Endes kam von Atalanta das Signal, dass sie auf mich als essentiellen Spieler für die Champions League bauen und mich nicht ziehen lassen möchten." Dabei ist ein Transfer zu Schalke für ihn ein großer Wunsch. "Atalanta weiß, dass ich von der Bundesliga träume. Und beim Ziel Schalke geht es auch um die Nähe zur Familie. Ich bin 50 Kilometer entfernt von Gelsenkirchen aufgewachsen."

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Auch das Thema Nationalmannschaft hat Gosens noch nicht abgehakt. "Meine subjektive Meinung ist, dass ich mich qualitativ nicht mehr weit weg von der Nationalmannschaft befinde und ich dort eine Rolle spielen könnte", gibt Gosens selbstbewusst zu und schiebt nach: "Ich habe zwei Jahre lang Serie A auf Top-Level gespielt, habe Europa League gespielt, spiele dieses Jahr Champions League. Entsprechend habe ich schon Ambitionen mich für die Nationalmannschaft zu empfehlen." Bislang spielt er bei Bundestrainer Joachim Löw auf der linken Abwehrseite aber keine Rolle.