Nach acht Jahren, in denen der deutsche Fußballmeister stets FC Bayern München hieß, ist tatsächlich jemand aufgetaucht, der die Münchner diese Saison bezwingen könnte: der Terminplan. Die Idee, die zu Beginn der Corona-Pandemie ausgefallenen Partien allesamt nachzuholen, beschert den Spitzenmannschaften nun einen nie gekannten dicht gedrängten Spielplan. Alle vier Tage ein Spiel, ununterbrochen über fünf Monate, wartet auf den FC Bayern, will er seine drei Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Fünf Weltmeisterschaften am Stück zu bestreiten wäre vergleichbar.
Kann eine Mannschaft solch ein Programm ohne Einbruch bewältigen? Das kann niemand ernsthaft voraussagen. Denn eine Steuerung der Kräfte ist nicht mehr möglich. Der FC Bayern hat speziell für diese Ausnahmesituation fünf teure Ergänzungsspieler gekauft, um die Belastung besser zu verteilen, aber Marc Roca oder Bouna Sarr erreichen nicht auf Knopfdruck das Spitzenniveau.



Gigantisches Experiment zu Lasten der Sporter
Die Bayern – und die anderen in drei Wettbewerben beschäftigten Bundesliga-Spitzenklubs wie RB Leipzig oder Bayer Leverkusen – werden wegen der chronischen Überbelastung ein Stück weit die Kontrolle über ihr Schicksal verlieren.
Es ist ein gigantisches Experiment. Wie immer im Profisport wird es auf dem Rücken der Sportler ausgetragen. Wie zehrend es ist, alle vier Tage ein Topspiel zu bestreiten, erlebte ich einmal, als ich den damaligen Dortmunder Marius Wolf direkt nach der Rückkehr von einem Champions-League-Spiel interviewte. Sein Kopf sank mitten im Gespräch vor Müdigkeit auf die Tischplatte. Und, ich schwöre, das lag nicht an meinen langweiligen Fragen.
Immer dienstags wechseln sich an dieser Stelle Bestseller-Autor Ronald Reng, der Ex-Schiedsrichter und heutige Motivationscoach Babak Rafati, Sky-Kommentator Wolff Fuss und Jochen Breyer, Moderator des ZDF-"Sportstudios", mit Meinungsbeiträgen ab. Sie sind alle Kolumnisten des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND).