Am Mittwoch kehrt er zurück, der „Killer“, wie sie ihn in Karlsruhe nennen. Markus Miller (38) stand hier vor siebeneinhalb Jahren für Hannover im Tor. 96 spielte gegen Poltawa. Für Miller war es damals schon ein besonderes Comeback. Er hatte seine Therapie nach einem Burn-out gerade hinter sich. Miller war – obwohl meist Ersatztorwart – Sympathieträger in Hannover. Jetzt kehrt er als Torwarttrainer des Karlsruher SC zurück.
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"96 war eine coole Zeit"
3:1 gewann 96 damals gegen Poltawa. Ein Sieg für die Mannschaft, ein persönlicher Triumph für Miller. „96 war eine coole Zeit“, sagt er rückblickend. Fünf Jahre spielte er als Profi in Hannover, seine Tochter wurde hier geboren, die Millers kauften ein Haus.
„Ich wäre nie aus Hannover weggezogen, außer für Karlsruhe“, sagt er. „Hannover ist meine zweite Heimat." Im Sommer zog die fünfköpfige Familie um. „Wir haben zuerst in einer Zweizimmerwohnung gewohnt, wir Eltern haben im Esszimmer geschlafen, Kinder auf der Couch“, sagt er. Mittlerweile erweitern die Millers ihren Bungalow, der Garten ist eine riesige Grube, das Leben eine Baustelle.



Das passt ganz gut zum Karlsruher SC, der sein Wildparkstadion umbaut. Der Punktgewinn mit dem 3:3 in der Nachspielzeit ist lange her. Irgendwann verlor der Aufsteiger in den letzten Minuten seine Punkte. „Wir haben zu viel liegen lassen“, weiß Miller. „Wir haben zu oft zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort individuelle Fehler gemacht.“ Deshalb kämpft der KSC nun gegen den Abstieg.
Mit dem neuen Trainer Christian Eichner und vier Punkten kam Karlsruhe aus der Corona-Pause. „Zweimal zu null. Das kann von mir aus so weitergehen“, findet Miller. Das schrieb er in einer Nachricht an den 96-Chef Martin Kind. „Er hat mir eine sehr schöne E-Mail zurückgeschrieben, aber natürlich diplomatisch. Von Gastgeschenken ist darin natürlich nicht die Rede.“
Im Juni muss er zur Prüfung ran
Miller bekam in seiner Karriere wenig geschenkt. Sein Ehrgeiz brachte ihm in Karlsruhe den Spitznamen „Killer“ ein. Nach der aktiven Karriere arbeitete er als Torwarttrainer bei 96 und in Wolfsburg. Im Juni wird er seine Abschlussprüfung der Torwarttrainer-A-Lizenz absolvieren. Sein Ziel: „Ich möchte helfen, beim KSC etwas aufzubauen.“ An den finanziellen Zusammenbruch glaubt der frühere Torwart nicht, „weil der KSC ein Traditionsverein ist“.
Miller hat seine Erfahrungen aus Hannover nach Karlsruhe mitgenommen. Er ist nach wie vor Kurator der Robert-Enke-Stiftung, die sich unter anderem um Aufklärung beim Thema Depression engagiert. Miller wird im Oktober wieder auf einem Podium sitzen und über seine Erfahrung sprechen. „Und wie es der Zufall will“, sagt Miller, „ist die Veranstaltung in Karlsruhe.“
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