07. November 2021 / 17:44 Uhr

Sachsens Sportverbände hinterfragen Corona-Regeln: "Elementare Fragen nicht beantwortet"

Sachsens Sportverbände hinterfragen Corona-Regeln: "Elementare Fragen nicht beantwortet"

Frank Müller und Frank Schober
Leipziger Volkszeitung
FV Dresden 06 Laubegast, Steirische Straße, Sportplatz.
Der Platz in Dresden-Laubegast blieb am Wochenende leer. Die Kickers Markkleeberg hatten um Absetzung der Partie gebeten. © André Kempner
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Der Streit zwischen Sachsens Sozialministerium und den Sportverbänden geht in die nächste Runde. Während Hermann Winkler, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes, eine Entschuldigung von Ministerin Petra Köpping fordert, hängen die Vereine weiter in der Luft. Manche verzichteten am Wochenende auf ihre Partien.

Leipzig. Der Wettkampfbetrieb hat am Wochenende in Sachsen im Wesentlichen stattgefunden. Zugleich nahm die Debatte über Sinn und Unsinn der neuen Corona-Schutzverordnung für den Sport weiter an Fahrt auf. Hermann Winkler, Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV), kritisierte in Abstimmung mit dem Landessportbund noch einmal scharf, dass organisiertes Sporttreiben von der Staatsregierung nach wie vor mit privaten Treffen gleichgesetzt werde.

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Entsetzen über Köppings Aussagen

Winkler meint: „Private Treffen werden stets von einem privaten Anbieter organisiert. Das sind unsere Verbände und Vereine natürlich nicht, wir werden ja schließlich auch vom Freistaat gefördert. Der Freistaat würde nie private Anbieter fördern.“

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Viele Sportlerinnen und Sportler seien entsetzt über Sozialministerin Petra Köpping (SPD), die in der Freitag-Pressekonferenz verbal scharf gegen die Sportverbände geschossen hatte. Winkler will der Ministerin eine Hintertür offen halten: „Ich gehe davon aus, dass sie sich über ihre Wortwahl selbst am meisten geärgert hat und sich bei den Sporttreibenden entschuldigen wird.“ Das Sozialministerium habe es verpasst, sich rechtzeitig vor der Endformulierung der Verordnung mit dem LSB partnerschaftlich zusammenzusetzen. Statt Fehler in der Formulierung einzugestehen, werde die Verordnung nun so durchgeboxt.

Winkler moniert, dass Arbeitgeber ihre Angestellten nicht nach dem Impfstatus fragen dürfen. Dieses juristisch heikle Vorgehen werde nun aber im Amateursport von Ehrenamtlichen erwartet. Nach wie vor, so die Kritik des SFV-Vorstandes um Winkler, sei unklar, ob sich die Zahl der maximal zehn Ungeimpften bei (Fußball-)Partien aufs Spielfeld, den Spielfeldrand oder auch auf die Zuschauerränge beziehen. Winkler fordert, dass Alter der Jugendlichen, die in der Zehner-Regel nicht mitgezählt werden, um weitere zwei Jahre von 16 auf 18 hochzusetzen. „Die 17-Jährigen hängen doch total in der Luft.“ Wegen Verunsicherung und aus Angst vor Fehlern hätten die Fußball-Kreisverbände in Chemnitz und Zwickau ihr Programm am Wochenende komplett abgesagt.

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Kickers Markkleeberg baten um Absetzung

Der SFV-Spielausschuss-Vorsitzende Volkmar Beier ergänzt: „Die neue Verordnung beantwortet weiterhin einige elementare Frage zu den Begrifflichkeiten nicht oder unzureichend. Da hätten wir mit unserer Expertise schon gern mitgewirkt. So müssen Vereine und Verbände mühsam lesen, interpretieren und Maßnahmen mit Unsicherheiten umsetzen. Seit Samstag sitzen hunderte Ehrenamtliche darüber und machen Arbeit, die bei klaren Formulierungen nicht nötig wäre.“

Beispielsweise war bei Fußball-Sachsenligist Kickers Markkleeberg die Verunsicherung so groß, dass der Verein Ligaleiter Klaus-Jürgen Berger bat, die Partie in Laubegast abzusetzen. Berger entsprach dieser Bitte.

Viele Vereine stellten sich der Aufgabe. In Taucha mit dem Resultat, dass einige Zuschauern heimgeschickt wurden, weil sie keine Impfung nachweisen konnten. Damit ging der Gastgeber vorsichtshalber auf die „sichere Seite“, ohne wirklich zu wissen, ob er das tatsächlich richtig handhabt.

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