Es hat nicht viel gefehlt, und 96 hätte aus Dortmund ein Unentschieden mitgenommen. Die Mannschaft stemmte sich gegen die Niederlage, immer wieder angetrieben von Salif Sané. Der Abwehrchef startete mehrfach Sprints bis zum Dortmunder Strafraum, war auffällig engagiert. Das war auch in den vergangenen Wochen meist schon so. Aber der Auftritt im Signal Iduna Park hat noch einen andere Bedeutung: Sané spielte in Dortmund vor – die Borussia hat Interesse am Verteidiger.
96 ist machtlos im Fall Sané – der Senegalese kann eine Ausstiegsklausel ziehen und den Verein nach der Saison verlassen. „Wir sind nicht Herr des Verfahrens“, räumt 96-Chef Martin Kind ein. Bis Ende April hat Sané Zeit, um Bescheid zu geben, ob er die Klausel ziehen will oder nicht. Der Vertrag läuft noch bis 2020.
Für diese Woche hat 96 „ein Gespräch mit Salifs Berater“ vereinbart, sagt Kind. Der Franzose Phillipe Sol, zwischendurch aus dem Rennen, vertritt Sané jetzt wieder. Im Winter hatte die große Berateragentur Rogon vergeblich versucht, den Abwehrspieler in England unterzubringen.
Die Statistik-Nachlese zur 96-Niederlage gegen Borussia Dortmund
Für 96 wäre es nicht unwichtig, wohin Sané wechselt – das macht schlappe drei Millionen Euro mehr oder weniger aus. Wechselt er ins Ausland, kassiert 96 elf Millionen Euro Ablöse. Bleibt Sané in der Bundesliga, bekommt 96 nur acht Millionen Euro. So ist es in dem Vertrag festgeschrieben, den Ex-Geschäftsführer Martin Bader ausgehandelt hat.
Im 96-interesse liegt also, dass Sané – wenn er denn wechselt – nach England weiterzieht. Doch nach Sportbuzzer-Informationen ist das Interesse von der Insel nicht besonders groß. Britische Spitzenclubs wollen den 96-Star nicht verpflichten.
Die Roten in Noten: Die Einzelkritik zu Hannover 96 bei Borussia Dortmund:
Dortmund aber schon, auch Schalke ist dran, dazu weitere Bundesligaclubs. Einen Herr der Lüfte wie Sané für acht Millionen Euro zu bekommen – mehr Schnäppchen geht kaum. Für Ömer Toprak, wahrlich kein Abwehrheld, überwies Dortmund vor der Saison zwölf Millionen Euro nach Leverkusen.
Bei der aktuellen Abwehrbesetzung verwundert das Dortmunder Interesse nicht. Die beste Zeit von Sokratis ist vorbei, für eine moderne Spielweise mit weit vorgeschobener Abwehrkette ist der Grieche der Falsche. Ex-Trainer Peter Bosz wollte zur Winterpause zwei neue, schnelle und spielstarke Innenverteidiger holen, flog dann aber raus. Zur nächsten Saison ist aber eine Runderneuerung der Dortmunder Abwehr fällig.
Salif Sané: Eine Karriere in Bildern




Noch hält 96 jedoch tapfer dagegen und kämpft um Sané. „Wir wollen ihn halten“, bestätigt Kind und beruft sich auf Gespräche, die Manager Horst Heldt mit dem Berater geführt hat. „Salif fühlt sich sehr wohl in Hannover.“ Es dürfte allerdings für mehr Jobzufriedenheit sorgen, in bester Fußball-Atmosphäre wie in Dortmund zu arbeiten, als im mulmig-angespannten 96-Reizklima.
96 müsste schon sehr viel Geld bieten, um Sané zu halten. Berechnet werden muss dabei, was für einen Nachfolger ausgeben müsste. „Das Gesamtpaket ist entscheidend“, sagt Kind. Was 96 an Ablöse spart, kann Sané aufs Gehalt draufgepackt werden. So würde der 27-Jährige mit weitem Abstand zum Topverdiener bei 96 werden. Wesentlich wahrscheinlicher als das Szenario ist aber der Abgang zum Saisonende. Je früher 96 über Sanés Pläne informiert wird, desto besser. „Wir brauchen Planungssicherheit“, fordert Kind. Vielleicht gibt’s die schon in dieser Woche vom Berater. Sané selbst ist auf Länderspielreise, am Freitag tritt er mit dem Sengal in Marokko gegen Usbekistan an, am folgenden Dienstag in Le Havre (Frankreich) gegen Bosnien-Herzegowina. Das sind Testspiele für WM in Russland – auch hier bestünde für 96 die Gefahr, dass Sané sich mit guten Leistungen ins Schaufenster stellt.