Dieser Artikel ist Teil der Amateurfußball-Initiative #GABFAF. Mehr Infos dazu auf gabfaf.de.
Hygienemaßnahmen, Abstandsregeln und Klein-Gruppen – diese Begriffe stehen nicht nur im Wortschatz von Mario Albert aktuell ganz weit oben. Der Coach des Landesligisten SC Ettmannsdorf muss seine Trainingseinheiten detailliert vorbereiten und auf die Vorgaben des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) enorme Rücksicht nehmen.
Wie in vielen anderen Bundesländern können die Klubs auch in Bayern wieder eingeschränkt trainieren. "Wir wissen, dass es bis zur Rückkehr zur Normalität noch ein weiter Weg ist. Aber der erste Schritt ist gemacht. Jetzt kommt es auf uns alle an, dass wir uns auch strikt an die staatlichen Regelungen halten, wohl überlegt und mit gesundem Menschenverstand die ersten Schritte auf den Plätzen machen", sagte BFV-Präsident Rainer Koch.
Vereine müssen sicherstellen, dass sich die Menschen nie näher als 1,50 Meter kommen. Trainiert wird in kleinen Gruppen von bis zu maximal fünf Personen. Wie das in der Umsetzung aussieht, zeigt eine Trainingseinheit in Ettmannsdorf.
Ein Hygienebeauftragter des Vereins informierte alle Spieler, Betreuer, Trainer und weitere Team-Verantwortliche über die Bestimmungen. Die Belehrung erfolgte direkt vor dem ersten Training, das beim SCE am vergangenen Dienstag lief. Die Spieler reisten einzeln und umgezogen an. Am Sportplatz müssen die Akteure die Hände vor der Einheit desinfizieren. Und dann konnte die ungewohnte Trainingseinheit auch schon starten.
Soziale Kontakte wichtiger als Fußball
"Das kann man nicht als Training bezeichnen, das ist einfach nur eine Spielerei. Es bringt doch nichts, wenn die Spieler nicht unter Druck gesetzt werden oder keinen Zweikampf führen. Das ist einfach nur ein Hin- und Her-Geschiebe", beschreibt SCE-Abteilungsleiter Horst Hohler seine Eindrücke. Es stehen nach so einer langen Pause ganz andere Punkte viel mehr im Fokus als der "richtige" Fußball. "Die Spieler haben schon gebrannt darauf, sich endlich wieder zu sehen und den Ball zumindest mal zu berühren", meint Hohler.
SCE-Trainer Albert beschreibt die aktuellen Einheiten als "nicht richtiges Training". Aber die Freude war auch bei ihm groß, endlich die gesamte Mannschaft wiederzusehen. "Die sozialen Kontakte sind entscheidend. Ein Smalltalk mit den Jungs tut auch mal wieder richtig gut", sagt der 46-Jährige.
Das Amateurfußball-Bündnis #GABFAF wurde am 15. März 2019 ins Leben gerufen. Hier zehn besondere Momente aus dem ersten Jahr:
Auch der BFV stellte sich der Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, jetzt wieder zu trainieren – schließlich ist die Saison bis mindestens zum 31. August unterbrochen. "Vielerorts besteht aus verschiedensten Gründen ein großer Wunsch, schnellstmöglich auf den Fußballplatz zurückzukehren. Wiederum andere Vereine sehen in der Umsetzung der staatlichen Vorgaben einen zu großen organisatorischen Aufwand und bieten deshalb noch kein Training an", erklärt der Verband.
Der Aufwand ist auch beim SC Ettmannsdorf groß. Doch mit Hilfe eines Hygienebeauftragten gibt es bis dato noch keine Probleme in der Umsetzung. "Ich hatte beim ersten Training fast meinen gesamten Kader da. Bei der zweiten Einheit sind etwa 90 Prozent wiedergekommen. Es läuft hier alles auf absolut freiwilliger Basis. Die Jungs bestimmen, wie oft und wie lange noch trainiert werden soll. Eine Person aus dem Trainerteam wird immer da sein", sagt Coach Albert.
Einkaufen gefährlicher als Fußballtraining
Der 46-Jährige teilt seine Mannschaft immer in mehrere Kleingruppen ein. Auf dem Plan stehen dann ganz einfache Passübungen oder Spielchen wie Fußballtennis – immer in einer kontaktfreien Durchführung. Der Spaß steht klar im Vordergrund. "Alles andere ist in der aktuellen Lage nicht entscheidend. Und ich fühle mich hier auf dem Fußballplatz deutlich sicherer als beim Einkaufen. Da fahren dir die Leute mit dem Einkaufswagen direkt in den Rücken rein. Der Abstand wird da nicht so eingehalten", sagt Albert.
In Bayern trifft die Amateurfußballer eine Regelung, die es aktuell in Deutschland sonst nur in Thüringen gibt – die Saison soll im Herbst fortgesetzt werden. Anfangs sprachen sich viele Klubs für diese Lösung aus. Mittlerweile kippt die Stimmung. Umfragen zeigen, dass zwei Drittel der Befragten einen Saisonabbruch befürworten. "Dann hätten wir etwas mehr Planungssicherheit. Und wenn es zum Abbruch kommen sollte, müssen die ersten beiden Teams aus unserer Liga hochgehen", sagt Albert, der mit seiner Mannschaft etwas abgeschlagen auf einem für den Klub starken dritten Platz steht.