Vielleicht ist es gut, dass die Spieler des SC Freiburg und ihre Verantwortlichen nicht viel Zeit zum Nachdenken haben. Denn nach dem 1:5 (1:1) am Samstag beim Vizemeister Borussia Dortmund stehen in dieser Woche für die Breisgauer gleich zwei weitere emotionsgeladene Aufgaben an. Zunächst heißt es am Dienstag (18 Uhr, Sky) im Achtelfinale des DFB-Pokals beim SV Sandhausen Nordbaden gegen Südbaden, am Samstag (15.30 Uhr, Sky) folgt in der Bundesliga dann das stets prickelnde Baden-Württemberg-Duell gegen den schwäbischen Rivalen VfB Stuttgart.
Auch wenn die Niederlage in Dortmund mit Platzverweisen für Außenverteidiger Kiliann Sildillia (17. Minute) und Trainer Christian Streich (77.) schwer zu verdauen sein dürfte, müssen die Freiburger zügig nach vorn schauen. "Das müssen wir schnell abhaken", sagte Kapitän Christian Günter bei Sky. Wobei das mit dem Abhaken so eine Sache ist – vor allem im Fall von Streich, für den das Dortmunder Stadion vorerst ein verwunschener Ort bleibt.
Da ist zum einen die Negativserie: Auch nach seinem elften Spiel als Freiburger Trainer geht das Warten auf einen Sieg bei der Borussia weiter. Bei einer Tordifferenz von 7:39 gab es bisher nur einen Punkt. Und diesmal fiel die Rückreise aus der Revierstadt besonders schwer. "Das darf mir nicht passieren. Es war meine Dummheit und hilft der Mannschaft nicht", kommentierte der Coach seinen Platzverweis – den bereits vierten seiner Karriere: "Ich ärgere mich maßlos über mich selbst."
Streich: "Nicht die Verhältnismäßigkeit, die man sich wünscht"
Gleichwohl konnte sich der 57-Jährige auch nach dem Schlusspfiff Kritik an Schiedsrichter Robert Schröder nicht verkneifen. Mit Bezug auf den frühen Platzverweis für Sildillia wegen wiederholten Foulspiels verwies er auf ein ähnliches und folgenloses Vergehen von BVB-Nationalspieler Niklas Süle kurz zuvor. "Das ist nicht die Verhältnismäßigkeit, die man sich wünscht - vor allem nicht in Dortmund vor 80.000 Zuschauern", klagte Streich. Dass er dem 37 Jahre alten Unparteiischen aus Hannover in der Schlussphase vorschlug, "ein gelbes Trikot" anzuziehen und die folgende Gelbe Karte höhnisch beklatschte, brachte ihm einen Verweis von der Trainerbank ein.
Nun muss der Europa-League-Achtelfinalist aufpassen, nach einer herausragenden ersten Saisonphase im neuen Jahr nicht abzurutschen. Schließlich holten die Breisgauer 2023 aus bisher vier Spielen nur vier Punkte. Zudem ist auffällig, dass sich der Tabellensechste besonders gegen die Großen der Liga schwertut, wie vor der Partie auch Sportvorstand Jochen Saier einräumte. Bei Rekordmeister FC Bayern (0:5), in Leipzig (1:3), beim VfL Wolfsburg (0:6) und zweimal gegen Dortmund (1:3 und 1:5) blieb der SC punktlos bei 3:22 Toren. Nur gegen Union Berlin (4:1) und Eintracht Frankfurt (1:1) gelangen in zwei Heimspielen immerhin vier Zähler.
Saier betonte jedoch, dass es nach dem unglücklichen Zweikampfverhalten von Sildillia, der innerhalb von zwei Minuten erst Gelb und dann Gelb-Rot sah, ein "Kampf mit ungleichen Waffen" war. Allerdings standen die Gäste auch zuvor schon enorm unter Druck. Dabei konterten sie das 1:0 durch ihren Ex-Spieler Nico Schotterbeck (26.) noch mit ihrer bis dahin einzigen Torchance durch Lucas Höler zum 1:1-Ausgleich (45.). Die zwei schnellen Gegentore nach der Halbzeitpause durch Karim Adeyemi (48.) und Sébastien Haller (51.) seien aber der "Genickbruch" für die Streich-Elf gewesen, meinte Saier. Die BVB-Treffer Nummer vier und fünf erzielten Julian Brandt (69.) und Giovanni Reyna (82.).
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