21. April 2021 / 19:05 Uhr

Schalke-Boss Knäbel verurteilt Randale gegen Spieler scharf: "Mit Leitbild nichts zu tun"

Schalke-Boss Knäbel verurteilt Randale gegen Spieler scharf: "Mit Leitbild nichts zu tun"

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Nach den Fan-Ausschreitungen gegen Spieler und Verantwortliche von Schalke 04 wurde Peter Knäbel deutlich.
Nach den Fan-Ausschreitungen gegen Spieler und Verantwortliche von Schalke 04 wurde Peter Knäbel deutlich. © dpa/IMAGO/RHR-Foto
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Nach den Jagdszenen, mit denen sich die Spieler des abgestiegenen Traditionsvereins Schalke 04 in der Nacht zu Mittwoch ausgesetzt sahen, meldet sich nun Peter Knäbel zu Wort. Der S04-Vorstand hat für das Vorgehen einiger Anhänger keinerlei Verständnis.

Die Hetzjagd, die Fans des FC Schalke 04 nach dem feststehenden Abstieg des Traditionsvereins aus der Bundesliga gegen die eigenen Spieler vornahmen, wurde von Sportvorstand Peter Knäbel scharf verurteilt. "Ich kann absolut verstehen, dass man enttäuscht ist, dass man traurig ist", sagte der Ex-HSV-Boss in einer E-Mail-Videobotschaft an alle Mitglieder. "Die Kritik ist aus meiner Sicht völlig berechtigt. Das Ergebnis ist mit 13 Punkten desaströs. Genauso desaströs ist es, wenn man sich um Leib und Leben seiner Mitarbeiter sorgen muss. Das, was Spieler und Staff erleben mussten, hat mit dem Leitbild von Schalke 04 überhaupt nichts zu tun."

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Traurig war das Team in der Nacht auf Mittwoch vom 0:1 in Bielefeld zurückgekehrt, an der heimischen Veltins-Arena wurden die Schalker mit Wut empfangen. 500 bis 600 Menschen warteten laut Polizei auf die Mannschaft, einige Spieler seien mit "massiven Aggressionen" konfrontiert worden. Eier flogen, zwei Profis sollen getreten worden sein. Durch das Einschreiten der Beamten sei eine weitere Eskalation vermieden worden. Kurz danach seien die Fans abgezogen und Strafverfahren eingeleitet worden.

Peter Neururer verurteilt Wut der Anhänger nach Schalke-Abstieg: „Das sind keine Fans“

"Man hat immer das Gefühl, es geht nicht noch schlimmer - und dann kommt noch was", sagte Knäbel. Der 54-Jährige bekräftigte, es ginge ihm jetzt in erster Linie um die Attackierten. "Wichtig ist, wie es den Leuten geht, wie es Buyo Büskens, wie es Gerald Asamoah, wie es den Spielern geht, von denen einige im Hotel übernachten mussten."

Ein Schalke-Spieler, der anonym bleiben wollte, hatte sich gegenüber Sport1 zu den Vorfällen geäußert. "Uns wurde laut und deutlich mitgeteilt, dass wir uns schämen sollen und sich alle Spieler ab sofort verpissen sollen, die im nächsten Jahr nicht mehr hier sein werden", sagte der Spieler. "Anschließend wurden wir mit Eiern beworfen. Danach ist ein Böller hochgegangen und die Situation eskalierte völlig. Die Fans sind auf uns losgegangen. Wir sind ab dann nur noch gerannt. Das war Angst, pure Angst! Einige von uns haben Tritte und Schläge abbekommen", so der Spieler. "Ich bin schockiert und weiß nicht, wie wir die nächsten Spiele noch bestreiten sollen."

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Asamoah mahnt: "Jeder sollte sich hinterfragen"

S04 äußerte zwar Verständnis für den Fan-Frust, verurteilte die Geschehnisse aber deutlich "Der Verein wird es niemals akzeptieren, wenn die körperliche Unversehrtheit seiner Spieler und Mitarbeiter gefährdet wird." Die Gewissheit, dass die Schalker nach einer Spielzeit voller Pleiten und Rückschläge das Oberhaus verlassen müssen, setzte den Königsblauen schwer zu.

In Bielefeld verschwanden die Profis kommentarlos und mit gesenkten Köpfen in die Kabine. Nur Eigengewächs Timo Becker saß noch länger auf der Ersatzbank und weinte bitterlich. Auch Team-Koordinator Asamoah wirkte mächtig angefasst. "Das Emblem von Schalke zu tragen bedeutet viel, und ob das alle Jungs verstanden haben, ist fraglich. Jeder sollte sich hinterfragen, ob er alles getan hat, um den Verein am Leben zu halten", sagte der Fan-Liebling dem TV-Sender Sky mit stockender Stimme. Nun ist es an Knäbel, den sportlichen Neuanfang einzuleiten. "Wir müssen wieder aufstehen und dürfen unsere Werte und unsere Würde nicht verlieren. Da haben wir dann gestern nach dem Spiel eben auch noch Punkte liegen gelassen", sagte er mit Blick auf die Vorgänge vor der Arena.