Elfmeter oder kein Elfmeter? Ein nach Videobeweis zurückgenommener Strafstoß hat nach Abpfiff des Bundesliga-Spiels zwischen dem SC Freiburg und dem VfB Stuttgart (2:0) die Gemüter erhitzt. Schiedsrichter Tobias Stieler entschied nach einem Zweikampf zwischen SC-Profi Lukas Kübler und dem Stuttgarter Alexis Tibidi zunächst auf Elfmeter für die Schwaben, änderte seine Meinung aber nach Ansicht der Videobilder - zum großen Unmut von VfB-Sportdirektor Sven Mislintat: "Schiedsrichterleistungen dieser Art zerstören Spiele", polterte der Ex-Dortmunder bei Sky. "Es ist unfassbar, dass die Situation zurückgenommen wird. Das ist ein klarer Kontakt."
Was war passiert? Zehn Minuten vor Ende der ersten Halbzeit ging Tibidi im Duell mit Kübler zu Boden, der Freiburger hatte seinen Fuß leicht ausgefahren. Das nahm der Stuttgarter dankend an, hakte ein und hob ab. Stieler, der sich verletzte und in der zweiten Halbzeit durch den vierten Offiziellen Christian Dingert ersetzt wurde, zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, änderte seine Meinung zur Szene aber nach VAR-Intervention. "Für alle, die den Kontakt nicht gesehen haben: Gehört hat ihn jeder im Stadion", wütete Mislintat und witterte eine Verschwörung. "Der Eingriff ist meiner Meinung nach völlig irrsinnig. Es würde nie passieren, dass das gegen Mannschaften zurückgenommen wird, die eine andere Reputation haben als der VfB. Da brauchen wir gar nicht mehr diskutieren."
Der aufgebrachte Stuttgart-Chef verwies auf eine Aussage von Freiburg-Profi Nicolas Höfler, der zuvor im TV-Interview zugab, dass sich Freiburg über einen Elfmeter-Pfiff "nicht hätte beschweren dürfen". Mislintat dazu: "Wenn es selbst die Freiburger sagen ..." Doch nicht alle Akteure des Überraschungs-Fünften der Bundesliga waren der gleichen Meinung. Vor allem Trainer Christian Streich verstand den Ärger der Stuttgarter nicht, sein Spieler habe schließlich kein Foul begangen: "Das ist ein Elfmeter? Der Spieler steht einfach da und macht gar nix. Er hat null Aktivität. Zum Glück werden solche Elfmeter zurückgenommen", zeigte sich Streich erleichtert.
Im Gegenzug kam es für Stuttgart noch schlimmer. Eine Minute nach dem zurückgenommenen Strafstoß fälschte Hiroki Ito einen Schuss von Höfler unhaltbar ins eigene Tor zur 1:0-Führung der Freiburger ab, eine Führung, die der SCF bis Spielende nicht mehr abgeben sollte.