Für Pavao Pervan war es Spiel eins von sechs, das er bis Saisonende als interimsmäßige Nummer eins für den VfL Wolfsburg bestreiten wird; seit Montag ist klar, dass Koen Casteels aufgrund einer schwerwiegenden Muskelverletzung nicht mehr dazu in der Lage sein wird. Das 0:2 bei RB Leipzig konnte der österreichische Ersatzkeeper zwar nicht verhindern, dafür bewahrte er seine Mannschaft in der zweiten Hälfte vor einer noch höheren Niederlage.
„Man freut sich natürlich, wenn man die Mannschaft irgendwie im Spiel halten kann, in der Hoffnung, dass einem noch der Anschlusstreffer gelingt“, sagte der 31-Jährige, angesprochen auf einige seiner starken Szenen auf der Linie, „aber im Nachhinein überwiegt die Enttäuschung“. Mit einem möglichen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 „wäre es noch mal spannend geworden“ – so aber reichten Leipzigs beiden Treffer nach rund einer halben Stunde am Ende für den allerdings verdienten Heimsieg.
Beim Schuss von Kevin Kampl (16.) aus rund zwanzig Metern zur RB-Führung hatte Pervan keine freie Sicht auf den Schützen. „Ich sehe ihn spät, Jay ist vor mir. Unangenehm – aber das soll keine Ausrede sein“, so Pervan, der sich bei dem Treffer ins lange Eck vergeblich lang und länger machte. Zuvor hatten jedoch auch drei Wolfsburger Passgeber Nordi Mukiele nicht entscheidend daran hindern können. Beim 2:0 (28.) erwischte Timo Werner (schlich sich in Robin Knoches Rücken weg) den VfL-Keeper mit seinem Kopfball gegen Pervans Laufrichtung auf dem falschen Fuß. „Das ist der Unterschied, dass Sabitzer den Ball dort so präzise hin flankt“, meinte der Österreicher.


Wie von Trainer Bruno Labbadia angekündigt, sollte Wolfsburgs Keeper (im Gegensatz zum fußballerisch starken Casteels) die Bälle in Leipzig lang herausspielen – was am Samstag allerdings der grundsätzlichen VfL-Marschroute entsprach, um der RB-Pressingstärke nicht zum Opfer zu fallen. „Das wollten wir vermeiden“, erklärte Pervan.
"Hat gehalten, was zu halten war"
Von Manager Jörg Schmadtke gab’s jedenfalls ein Lob für den Fänger: „Er hat gut gespielt. Was zu halten war, hat er gehalten, vielleicht auch den einen oder anderen, der nicht zu halten war.“ Auch Angreifer Wout Weghorst bedankte sich dafür, „dass er dafür gesorgt hat, dass es beim 0:2 geblieben ist“.
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Genau wegen solcher Spiele hatte sich Pervan vor der Saison ja entschieden, nochmal den Verein zu wechseln. Er kam als Kapitän von Österreich-Klub Linzer ASK, um sich hinter Casteels, zu dem er vor dem Spiel übrigens kein Kontakt mehr hatte („Da konzentriere ich mich aufs Wesentliche. Ich weiß, dass Koen hinter mir steht“), auf die Bank zu setzen. Nun darf er sich bis Saisonende zwischen den Wolfsburger Pfosten bewähren.
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„Die Vorfreude war natürlich größer, weil man sich noch besser auf das vorbereiten konnte. Man wusste die ganze Woche, man spielt, wenn keine Verletzung dazwischen kommt“, erläutert Pervan, „von daher ist es schon schöner, als einfach ins kalte Wasser geworfen zu werden“. So wie vergangenen Spieltag gegen Hannover, als sich Wolfsburgs belgische Nummer eins die Verletzung beim Warmmachen zugezogen hatte. „Ich versuche, es einfach zu genießen und mache mir da keinen Druck“, bekräftigte sein Vertreter nun erneut – und fügte lachend hinzu: „Ich hoffe, das merkt man auch."
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