Vor zehn Jahren träumte der gebürtige Potsdamer Sebastian Doro noch den Traum von einer Karriere als Profifußballer. In seinem zweiten A-Jugend-Jahr war er im Bundesliga-Nachwuchs der TSG 1899 Hoffenheim Stammspieler. „Ich bin mit vielen Vorschusslorbeeren nach Hoffenheim gekommen und musste da erstmals richtig ,Fußball arbeiten’“, sagt er heute.
Unter Ralf Rangnick und später Marco Pezzaiuoli trainierte er sogar beim Profiteam der Kraichgauer mit und stand mit Akteuren wie David Alaba (heute FC Bayern München) oder Roberto Firmino (FC Liverpool) auf dem Platz. Bei Lehrgängen der deutschen U-Nationalmannschaften kickte er einst an der Seite von WM-Held Mario Götze (PSV Eindhoven) und Marc André ter Stegen (FC Barcelona).
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Inzwischen arbeitet der heute 28-Jährige als erfolgreicher Vermögensberater im sächsischen Zwickau. Wenn es die Zeit zulässt, kickt er aus Spaß an der Freude beim sächsischen Kreisoberligisten TV Oberfrohna und ist mit sich trotz des verpassten Sprungs auf die große Fußballbühne absolut im Reinen. Als „Jackpot“ bezeichnet er seinen Werdegang abseits des Rasens sogar und ist vor allem froh, nicht mehr die „Fremdbestimmtheit“ zu spüren, die die Laufbahn eines Berufsfußballers kennzeichnet. In seinem neuen Job berät er Profikicker wie Robert Andrich (Union Berlin) jetzt vom Schreibtisch aus und genießt seine Freiheiten als Selbstständiger.
An seine Jugendjahre auf dem grünen Rasen blickt er dennoch stolz zurück. „Das sind Erfahrungen, die mir keiner nehmen kann“, erinnert sich Doro zum Beispiel an seine insgesamt zwei Jahre bei der TSG, in denen er unter anderem auch mit Premier-League-Profi Pascal Groß (Brighton & Hove Albion) und Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach) in einem Team spielte. Für einen Profivertrag reichte es im Sommer 2011 unter dem damaligen TSG-Sportdirektor Ernst Tanner dennoch nicht.
Zwei Drittligaspiele für Carl Zeiss Jena
„Bei der zweiten Mannschaft wollte ich nicht bleiben und bin zu Carl Zeiss Jena in die 3. Liga gewechselt“, berichtet Doro, der beim Teltower FV mit dem Kicken begann und ab der D-Jugend drei Jahre für den SV Babelsberg 03 auflief. „Dort habe ich vor allem unter Trainer Thomas Giese extrem viel gelernt.“ Im zweiten C-Jugend-Jahr folgte der Wechsel auf die Sportschule des FC Energie Cottbus, die der ehemalige Offensivspieler mit der eingebauten Torgarantie drei Spielzeiten besuchte. „Ich musste im Nachwuchs nie übermäßig hart für meine sportlichen Erfolge arbeiten“, weiß Doro. „Ich war körperlich einfach gut aufgestellt und konnte schon ziemlich gut kicken.“
Das fiel bei einem Landesauswahl-Turnier in Duisburg auch den Hoffenheimer Scouts auf. 2009 folgte der Wechsel in die Talentschmiede des damals gerade in der Bundesliga angekommenen Vereins aus Baden-Württemberg, bei dem der heutige RB-Leipzig-Coach Julian Nagelsmann ab 2010 für die U17 verantwortlich war.
Während seines einjährigen Abstechers nach Jena machte Sebastian Doro sein Abitur, brachte es beim späteren Drittliga-Absteiger aus Thüringen aber nur auf zwei Punktspieleinsätze. „In der Vorbereitung war ich als Rechtsverteidiger noch gesetzt, habe dann aber nicht gespielt. Insgesamt lief in diesem Jahr mit mehreren Trainern aber gar nichts zusammen.“ Nach nur einer Spielzeit schloss sich das Mitglied von Hertha BSC dem FSV Zwickau an, für den er in eineinhalb Jahren noch zwölf Regionalligaspiele bestritt.
Zusammenarbeit mit Ex-Babelsberger Florian Grossert
„Ich hatte im Nachwuchs eine geile Zeit, im Männerbereich aber ein Stück weit die Lust verloren. Fußball auf diesem Niveau ist halt ein reines Geschäft. Am Ende hat vielleicht auch ein bisschen die Qualität und das nötige Quäntchen Glück für den ganz großen Durchbruch gefehlt“, bilanziert der wortgewandte Finanzfachmann. „Ich habe mich daher lieber frühzeitig und ganz bewusst bereits mit 20 für einen anderen Weg entschieden.“ Dieser begann mit einer Ausbildung zum Werkzeugmechaniker.
Parallel ging er bereits seine ersten Schritte in der Versicherungsbranche. Inzwischen leitet er zusammen mit dem ehemaligen SVB-Kicker Florian Grossert ein Team von 50 Mitarbeitern. „Der immer präsente Leistungsgedanke aus meinen Nachwuchsjahren im Fußball hat mir mit Sicherheit geholfen, hier meinen Weg zu gehen. Zudem prägt es einen natürlich, wenn man in jungen Jahren schon das Elternhaus verlässt.“