Leipzig. WAS! FÜR! EIN! NACHMITTAG! Der SC DHfK Leipzig hat am Sonntagnachmittag eine Handballparty gefeiert, die alles mitbrachte, was sich Fans wünschen: einen hochkarätigen Gegner, viel Spannung, starke Tore, Gänsehaut-Momente - und einen Heimsieg. 25:24 (13:12) gewann der sächsische Handball-Bundesligist gegen den Tabellendritten SG Flensburg-Handewitt.
Nur vor dem Anpfiff ist es ganz still
Star und wesentlicher Garant dieses Erfolges waren - natürlich - die Zuschauerinnen und Zuschauer. Erstmals seit dem 21. November durften die wieder live dabei sein. Mehr als 3000 Tickets waren im Vorverkauf weggegangen. 3565 Fans, unter ihnen RB Leipzigs Keeper Philipp Tschauner, fanden sich schlussendlich auf den Rängen ein und feierten - sich, ihre Teams, die Tatsache, wieder zusammen sein zu dürfen. Nur einmal war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Vor dem Anpfiff erhoben sich alle von ihren Plätzen, für einen Moment des Gedenkens an den Krieg in der Ukraine und seine Opfer.
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Im extra aus diesem Anlass entworfenen Friedenstrikot erwischten die Hausherren dann keinen guten Start, brauchten knapp fünf Minuten für das erste Tor. Lukas Binder markierte es per Tempogegenstoß. Der Tabellendritte aus Flensburg fasste in der Defensive robust zu. Simon Hald Jensen und Anton Lindskog bildeten in der Zentrale ein starkes Doppel. Problem der SG (und Vorteil für die Hausherren): Die sehenswerte Abwehrarbeit klappte immer nur für kurze Zeit. Fassten die Gäste nicht richtig zu, brachten sie die Grün-Weißen ins Spiel. Beim Stand von 6:3 (11.) reichte es Coach Maik Machulla das erste Mal: Auszeit. Seine Worte fruchteten, der SC DHfK kam kaum noch zum Zug
Nach dem 6:6 (15.) reichte es dann Leipzigs Trainer André Haber: Auszeit. "Haltet euch an unseren Plan. Ich sehe zu wenig von unserem Plan", sagte er seinen Jungs. In der Folge entwickelte sich ein phasenweiser Schlagabtausch - beide Kontrahenten hatten ihre guten Phasen und ihre weniger guten. Die Gastgeber überzeugten vor allem mit ihrem Tempospiel, die SG mit ihrem Rückraum. Franz Semper, geboren in Borna, handballerisch groß geworden beim SC DHfK hatte seinen Anteil daran. Die Hausherren gingen mit einem 13:12 in die Kabine. Angesichts mehrerer Würfe ans Gebälk wäre mehr drin gewesen.
"Schaut euch diese Halle an!"
Die zweite Hälfte begann die Haber-Sieben hoch konzentriert, bereit, jeden Fehler der Flensburger, für sich zu nutzen. Und weil die SG mit leichten Ballverlusten und ähnlichen Patzern nicht sparte, konnten die Grün-Weißen ihre Stärken voll ausspielen. Als Sime Ivic in der 47. Minute per Siebenmeter zum 23:18 traf, nahm der Lärmpegel in der Arena allmählich schmerzhafte Züge an. Die Halle vibrierte, das Klatschen, Trampeln und Schreien ging in Mark und Bein. Jeder von DHfK-Keeper Kristian Saeveras gehaltene Ball - der Norweger steigerte sich zusehends - löste einen wahren Jubelorkan aus. Nach zwei Jahren Pandemie, nach viereinhalb Monaten gänzlicher Handballabstinenz ein Wahnsinnsgefühl.
Und die Spieler? Für die galt es, sich zwar tragen zu lassen, aber dennoch einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Leipziger sündigten in den letzten zehn Minuten einmal mehr mit ihren Chancen, hielten so unnötig die Flensburger Hoffnung auf Zählbares am Leben. So vergaben Binder (Querlatte) und Lucas Krzikalla (gehalten) aus sicherer Position. Die Folge: Der Vorsprung schmolz. Bei 56:21 Minuten stand nur noch ein 24:22 zu Buche. Acht Minuten waren die Hausherren da schon ohne Tor.
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Haber zog die grüne Karte. Noch einmal Auszeit, noch einmal 30 Sekunden sammeln, den Fokus finden. Habers Botschaft an seine Jungs: "Männer, wir haben schon drei gute Chancen rausgespielt, jetzt muss der nur noch rein. Schaut euch diese Halle an! Die sind alle da, um mit uns zu feiern. Jetzt müssen wir es nur noch zu Ende bringen!" Sie schafften es, mit einem Freiwurf von Ivic, beim Stand von 24:24, als die Spielzeit schon abgelaufen war und die Flensburger Mauer viel zu hoch schien. Ein Wahnsinnstor passend zu einem Nachmittag, der sich wahnsinnig gut anfühlte, endlich wieder.
Die Statistik zum Spiel:
Leipzig: Saeveras; El-Tayar; Ernst; Witzke (4); Krzikalla (2); Binder (4); Mamic (3); Ivic (6/1); Remke; Sunnefeldt (3); Gebala (3); Milosevic; Esche; Peter.
Flensburg: Buric; Möller; Golla (5); Jensen; Wanne (5/1); Steinhauser (4); Mensah Larsen; Sogard (1); Gottfridsson (4); Jakobsen; Semper (3); Mensing (1); Einarsson; Lindskog; Rod (1).
Siebenmeter: Leipzig 1/1; Flensburg 1/2.
Strafen: Leipzig 2; Flensburg 1.