Für viele Sportler gehört der Silvesterlauf zum 31. Dezember wie das Bleigießen, Raclette oder der „Dinner-for-One“-Sketch im Fernsehen. Dieses Jahr sind die Wettbewerbe aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen. Ein Verlust für die Läufer – aber auch so etwas wie ein Gewinn für die Organisatoren, die am letzten Tag des Jahres 2020 ausnahmsweise mal Zeit für etwas anderes hatten.
„Ich habe unseren Lauf 29-mal organisiert, dieses Jahr konnte ich die Strecke erstmals selbst an Silvester laufen“, sagt Siegfried Lehmann, Organisator des Barsinghäuser Silvesterlaufes. Oft musste er in den vergangenen Dekaden früh morgens vor dem Rennen neben die verschneite Strecke Farbmarkierungen machen, damit die Teilnehmer auf dem richtigen Weg blieben. Oder die Route nach stürmischem Wetter von heruntergefallenen Ästen befreien.



Nicht so vor vier Tagen. „Ich muss der Zweite auf der ursprünglich geplanten Strecke gewesen sein, das habe ich aus den Fußspuren im Matsch erkannt. Und ich habe es genossen, ganz ohne Terminstress allein zu laufen“, sagt der 77-Jährige. „Es war ein glückliches Gefühl, an diesem Tag keine Verantwortung zu tragen.“ Kein Computer, der gefüttert werden musste, keine Drucker, die zu schleppen waren. Lehmann wollte sich mit Manfred Kramer nach der 30. Auflage aus dem Organisationsteam verabschieden. „Das haben wir jetzt aufs nächste Jahr verschoben“, sagt der Deisterstädter.
Silvesterlauf-Rakete bleibt auch in Poggenhagen unten
Zum 33. Mal wäre der Silvesterlauf in Poggenhagen ausgetragen worden – traditionell mit der zum Start abgefeuerten Rakete von Organisator Hartmut Strecker. „Eine Familie aus dem Ort hat die Silvesterrakete gezündet und ist dann die Strecke gelaufen. Ich habe es mir lieber fürs nächste Jahr aufgehoben“, sagt der 62-Jährige. Wenn der Ausfall des Rennens etwas Gutes hatte, dann dieses: „Meine zukünftige Schwiegertochter hat am 31. Dezember Geburtstag, da konnte ich nun erstmals zum Gratulieren nach Hannover fahren“, sagt Strecker.
Der Poggenhagener Vorsitzende freut sich, dass sein Verein coronabedingt kaum Austritte zu verzeichnen hat. „In schweren Zeiten halten wir zusammen“, sagt er. Und hoffentlich kommt es 2021 wieder zur Laufprozedur wie in (fast) jedem Jahr.