Bei den Bundesliga-Fußballern des VfL Wolfsburg darf der Ball vielleicht schon im Sommer wieder rollen - wenn auch nur vor leeren Rängen. Die heimischen Amateur-Kicker rings um die VW-Arena müssen sich hingegen noch gedulden, bis sie auf den Platz zurück dürfen. Ist das ungerecht? Wir haben bei einigen Spielern nachgefragt.
Maximilian Purschke (MTV Isenbüttel, Landesliga): "Ich bin mir nicht so sicher, was ich davon halten soll, dass es bei den Profis wieder losgeht. Ich halte es grundsätzlich für sinnvoll, dass wir alle aussetzen. Ich könnte auch noch länger warten, Sport steht derzeit einfach an zweiter Stelle. Bei den Profis hängt aber natürlich mehr dran, da ist der Sport ein Geschäft, da geht es um Jobs. Aber auch bei uns hängen beispielsweise Vereinswirte an dem Spielbetrieb. Ich sehe auch ein anderes Problem: Durch Lockerungen könnte in der Gesellschaft das Gefühl entstehen, dass es bergauf geht, dass sich vielleicht vor den Stadien dann wieder Fans versammeln - das wäre komplett gegen jeden Menschenverstand. Da darf kein falsches Signal an die Gesellschaft gesendet werden. Anderseits brauchen die Klubs den Fußball für ihre Existenz, und es ist gut, wenn Existenzen gesichert werden. Ich ziehe daher eher den Vergleich mit meiner Ausbildung, ich bin schließlich derzeit auch am Arbeiten."
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David Schmidtheisler (SSV Vorsfelde, Landesliga): "Das muss man differenziert sehen. Das Fußballerherz freut sich, denn als Amateur guckt man ja gern die Spiele im TV. Ich weiß aber nicht, ob es das richtige Signal wäre, die Bundesliga wieder starten zu lassen, wenn einige wirtschaftliche Bereiche noch Probleme haben. Fußball ist eine Branche, in der es um viel Geld geht, das Ziel ist, zu unterhalten - da ist es schwierig, die Leute damit zu konfrontieren, während sie noch Existenzängste haben müssen. Es wäre schön, wenn es losgehen könnte, wenn es das auch unter entsprechenden Auflagen in anderen Bereichen wie der Gastronomie könnte, der Fußball also keine Sonderstellung bekommt."
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Leon Divjak (TSV Hillerse, Bezirksliga): "Ich kann es nachvollziehen, wenn bei den Profis wieder der Ball rollt - bei denen hängt einfach mehr dran als bei uns. Auch wenn wir wieder kicken wollen, ist es bei denen eben ein Beruf. Deshalb finde ich es nicht ungerecht. Ich würde mich schon darüber freuen, samstags wieder Fußball zu gucken - auch wenn es nur Geisterspiele sind. Aber noch besser fände ich es, wenn ich am Sonntag darauf selber wieder spielen dürfte. Einen Sonderstatuts hat der Profi-Fußball weniger im Vergleich mit dem Amateur-Kickern, sondern eher mit anderen Berufen."
Sebastian Ludwig (SSV Kästorf II, Kreisliga Gifhorn): "Für uns Amateure ist es eine schwierige Situation. Bei den Profis hat alles aber einen ganz anderen wirtschaftlichen Faktor, da kann ich schon verstehen, dass sie möglichst schnell wieder spielen wollen. Ich würde schon gern wieder Bundesliga gucken und damit den Samstag ausfüllen, aber ich glaube, die größte Corona-Welle hat uns noch nicht erreicht. Da ist es fraglich, ob es so sinnvoll ist, die Profis wieder spielen zu lassen."



Bastian Raulfs (TSV Hillerse II, Kreisliga Gifhorn): "Vor der Pause gab es ja schon ein paar Geisterspiele, da dachte ich noch: 'Seid ihr bescheuert?' Nach sechs Wochen ohne Fußball sage ich aber, dass sie es durchführen sollen, wenn es medizinisch auch sinnvoll möglich ist. Die Spieler sollen ja alle paar Tage getestet werden - wenn das aber anderen die Tests wegnehmen würde, sollte man auch nicht spielen. Es juckt aber schon. Sonntags ist es komisch, man ist es gewöhnt, nach dem Frühstück die Tasche zu packen, zum Spiel zu fahren, danach noch zwei, drei Stunden dazubleiben - und dann ist der Sonntag schon vorbei. Deshalb wäre es auch ganz gut, die Spiele schauen zu können, um auf andere Gedanken zu kommen."
Jan Ademeit (WSV Wendschott, Kreisliga Wolfsburg): "Natürlich ist man ein bisschen zwiegespalten. Die Vorteile der Fußballer, beispielsweise bei den routinemäßigen Corona-Tests, müssen im Vergleich zu beispielsweise Krankenschwestern im Rahmen bleiben. Das muss mit dem Gewissen vereinbar bleiben. Wenn ich allerdings die Sportler-Brille aufsetze, kann es direkt morgen wieder losgehen. Ich will endlich wieder Fußball gucken können - egal, ob mit oder ohne Fans. Außerdem geht es bei den Profi-Klubs um ganz andere Sachen als bei uns, das sind große Unternehmen. Ich glaube, der Profi-Fußball sollte so langsam wieder anlaufen, damit er nicht zusammenbricht. Trotzdem will ich selbst natürlich auch wieder so schnell wie möglich auf den Platz zurück, ich vermisse mein Team. Nur laufen und nur zu Hause trainieren ist einfach nicht dasselbe."
David Zimmermann (TSV Wolfsburg, Kreisliga): "Für mich ist das gar kein Problem, dass die Profi-Fußballer wieder loslegen. Ich bin auf jeden Fall froh darüber. Im professionellen Bereich gibt es ganz andere Möglichkeiten als bei uns, die Regeln und Vorschriften einzuhalten. Außerdem hängt bei den Profis mehr dran, die Spieler verdienen auch ihr Geld damit. Ich glaube auch, dass es dem ganzen Land vielleicht mal gut, dass es wieder etwas mehr Abwechslung gibt, wenn die Bundesliga-Klubs wieder spielen. Dennoch würde ich mich natürlich noch mehr darüber freuen, wenn wir auch auf den Platz zurückkehren könnten."
Kevin Krause (SV Eischott, 1. Kreisklasse Gifhorn 1): "Die letzten Wochenenden waren ohne Fußball schwer zu überbrücken, deshalb bin ich grundsätzlich froh, dass es wieder losgehen soll. Für die Amateure hat das aber einen faden Beigeschmack, denn bei uns ist es noch ungewiss, ob und wann es wieder losgeht, und bei den Bundesliga-Spielen können wir nicht dabei sein. Es zeigt, wie kommerziell der Profisport ausgelegt ist, wenn schon jetzt Millionen Euro in den Sand gesetzt wurden - auch größere Vereine haben wohl nicht so gut gewirtschaftet, wie viele dachten. Insgesamt wären die Spiele im TV ein schwacher Trost, als VfL-Fan würde ich sie mir aber natürlich trotzdem ansehen."