25. Mai 2021 / 16:13 Uhr

Sololauf: Göttingen liegt bei Stadtwette gegen Mainz vorn

Sololauf: Göttingen liegt bei Stadtwette gegen Mainz vorn

Kathrin Lienig
Göttinger Tageblatt
Der I. SC 05 war als Verein dabei und sammelte durch alle Alters- und Leistungsklassen Kilometer – sehr zur Freude von Organisator Steffen Baumbach.
Der I. SC 05 war als Verein dabei und sammelte durch alle Alters- und Leistungsklassen Kilometer – sehr zur Freude von Organisator Steffen Baumbach. © Screenshot/Mischke
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Steffen Baumbach hat mit seinem Verein „Jedes Training zählt“ wieder viele Ausdauersportler motiviert, Kilometer zu machen und für damit Gutes zu tun. Dieses Mal wurde nicht nur in der Region Göttingen gelaufen – es gab erstmals einen Zweikampf mit Mainz.

Der Verein heißt „Jedes Training zählt“, sein Motto über Pfingsten lautete: Jeder Kilometer zählt. Von Sonnabend bis Montag hatten die für den Sololauf angemeldeten Läufer Zeit, wieder für den guten Zweck zu starten. In Göttingen und Mainz boten sich die Ausdauersportler eine Challenge auf Distanz, bei der am Montagabend die Läufer aus Südniedersachsen die Nase vorn hatten.

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843 „Finisher“ in beiden Städten hatten bis dahin ihre Beweisfotos hochgeladen, auf denen sie selbst mit ihrer Startnummer und der darauf erreichten Kilometerzahl zu sehen waren. 13.565 gelaufene Kilometer standen am Ende zu Buche – das wären 26 Mal die Strecke hin und zurück zwischen Göttingen und Mainz. 6284 hatte Mainz beigesteuert, 7269 Göttingen. Weil sich im Vorfeld für beide Städte rund 2200 Läufer gemeldet hatten, rechnet Organisator Steffen Baumbach noch mit vielen Nachzüglern, sodass sich sowohl die Kilometerzahl als auch die Spendensumme noch steigern wird. „Im vergangenen Jahr sind noch drei Wochen nach dem Ende die letzten Überweisungen eingetroffen“, erzählt der Göttinger.

Schon 108.000 Euro übergeben

Im achten Jahr sammelt Baumbach inzwischen Spenden für die „Elternhilfe für das krebskranke Kind“. 108.000 Euro hat er den Verantwortlichen des Göttinger Elternhauses in den vergangenen sieben Jahren übergeben. „Entstanden ist diese Initiative aus einer Aktion, die ich eigentlich nur für mich machen wollte. Ich habe für ein Jahr nach jedem Training Geld in ein Sparschwein gesteckt und es dann anschließend als Spende übergeben“, erzählt der Familienvater, der persönliche Beweggründe hatte. Seine Nichte Anneke starb nach einer Krebserkrankung, ihre Familie wurde vom Elternhaus in Mainz in der schweren Zeit während und nach der Krebserkrankung des Mädchens betreut.

Zum zweiten Mal hat der 52-Jährige den Ausdauersportlern die Variante „Sololauf“ angeboten. „Vor einem Jahr habe ich gesagt, dass das eine einmalige Sache werden wird. Da habe ich nicht damit gerechnet, dass wir in diesem Jahr noch immer diese Einschränkungen haben würden“, gibt Baumbach zu. Inzwischen mehren sich bei ihm aber die Reaktionen der Läufer, die vorschlagen, diese Organisationsform beizubehalten. „Ich könnte mir vorstellen, in Zukunft zweigleisig zu fahren. Sololauf und dazu Teamstarts bei den großen Göttinger Ausdauer-Events Frühjahrs-Volkslauf, Tour d’Energie, Alstadtlauf und Volkstriathlon.“

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Premiere in Mainz

Seit Anfang des Jahres unterstützt „Jedes Training zählt“ auch das Elternhaus in Mainz. Lilly Reischmann, die Baumbachs Nichte aus dem Kindergarten kannte, ist heute 16 Jahre alt und wollte nach dem Tod ihrer Freundin helfen. Seit Anfang des Jahres ist die junge Frau nun Botschafterin von „Jedes Training zählt“ für Mainz und setzt sich seither für den Förderverein dort ein. „Sie hatte unheimlich viel Medienpräsenz in Mainz, war im Fernsehen, im Radio und es gab einige Zeitungsberichte. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich dort viel mehr Läufer anmelden, zumal Mainz ja noch 100.000 Einwohner mehr als Göttingen hat“, berichtet der ehemalige Stabhochspringer der LG Göttingen, der inzwischen beim Triathlon gelandet ist.

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Dass manche, die eine Startnummer angefordert haben, vielleicht doch nicht oder nicht so viel gelaufen sind, schreibt Baumbach dem unbeständigen Wetter während des langen Pfingstwochenendes zu. Einer seiner „Stammkunden“, Tom Wedrins, sei aber nicht davon abgehalten worden, an drei aufeinanderfolgenden Tage jeweils einen Halbmarathon zu laufen. Kardo Jaaf hat nach einer Zwölf-Kilometer-Strecke am nächsten Tag mit einem 50-Kilometer-Ultralauf weiter gemacht und am Pfingstmontag noch einmal knapp neun Kilometer drauf gepackt. „Ich habe ihm eine persönliche Nachricht geschrieben, darauf hat er mir geantwortet, dass es im kommenden Jahr hundert Kilometer werden müssen.“

I. SC Göttingen 05 präsentiert sich als Verein

In Thorsten Richter hat Baumbach einen Motivator gefunden, der als Vorsitzender des I. SC 05 – nach eigenen Angaben – seine Mitglieder „sanft in die richtige Richtung geschubst hat“. Er habe dieses ehrenamtliche Engagement unterstützen wollen und in Absprache mit seinen Vorstands- und Beiratskollegen dazu aufgefordert, dass sich der gesamte Verein zeigt. Die Trainer der einzelnen Mannschaften haben die Idee aufgegriffen, und so wurden am Tag vor dem Start jede Menge Startnummern ausgedruckt. „Das hat dann eine Eigendynamik angenommen. Viele Eltern haben sich bereit erklärt, die Spende für ihre Kinder zu übernehmen. Und da, wo es sozial vielleicht etwas schwieriger ist, wird der Verein einspringen“, sagt Richter. Kassensturz sei aber noch nicht gemacht worden. „Das dauert noch ein bisschen, bis wir alles ausgewertet haben. Ich denke aber, es wird eine vierstellige Summe werden. Für den Verein war das eine tolle Sache. Alle haben sich wieder einmal bewegt, unter den einzelnen Mannschaften sind kleine Wettbewerbe entstanden.“

Baumbach hat übrigens eine Vision: „Mein Traum ist, in den Städten, in denen es Elternhäuser gibt, einen Spendenlauf zu organisieren. Dafür müsste es dann aber Ehrenamtliche vor Ort geben, die das Event jeweils betreuen.“

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