Leipzig. Die Einsicht ist allerorten vorhanden, begeistert ist keiner. Die Rede ist natürlich von der Ligen übergreifenden Aussetzung des Fußball-Spielbetriebs bis in untere Klassen. Nachdem Sächsischen Fußball-Verband (SFV) sagte am Freitag auch der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) alle Partien bis einschließlich 22. März aus. Danach sind am 28./29. März ohnehin „nur“ Nachholspiele und das Pokalspiel-Halbfinale vorgesehen. Das gibt, sofern der Nachholspieltag ungenutzt bleibt, immerhin für drei Wochen „Luft“.
Sportdirektor Carsten Hänsel von Oberligist Inter Leipzig sagt: „Ich weiß nicht, wie gefährlich das alles ist. Aber Gesundheit und Familie gehen nun mal vor Fünftliga-Fußball. Ich fände allerdings eine schnellere klare Ansage von oben wichtig. Dass alles scheibchenweise passiert, ist nicht günstig.“
Nico Knaubel kann die Entscheidung nachvollziehen. „Bei aller Liebe zum Sport: Gesundheit geht vor“, meint der Trainer vom FC Eilenburg, bei dem der komplette Trainingsbetrieb im Verein für die Zeit ebenfalls stillsteht. Um fit zu bleiben, sollen seine Schützlinge „die Leipziger Seenlandschaft nutzen und alleine durch den Wald rennen“.
Virus ernst nehmen, aber nicht in Panik verfallen
Die Spiel- und Trainingspause erschwert die Vorbereitung auf Eilenburgs Saisonhighlight: das Sachsenpokal-Halbfinale gegen den 1. FC Lok. „Lok kommt vielleicht auch aus dem Rhythmus und ganz normale Automatismen greifen dann nicht“, so Knaubel, der sich jedoch sicher ist: „Sie sind dafür zu gefestigt.“
Fest steht, dass das Semifinale in Eilenburg stattfinden wird und nicht, wie von Lok angeboten, im Bruno-Plache-Stadion. „Das haben wir uns erarbeitet“, freut sich Knaubel. Doch weil Veranstaltungen ab 1000 Leuten am 28. März immer noch untersagt sind, droht den Eilenburgern eine leere Hütte. „Wir rechnen mit 2000 bis 3000 Zuschauern, das wäre schon schade. Lieber entspannt sein und sagen: Wir finden einen anderen Termin“, hofft der 40-Jährige, der neben seiner Trainertätigkeit beim Oberligisten hauptberuflich Landestrainer vom SFV ist. Sein Corona-Ratschlag: „Man sollte vorsichtig sein, nichts provozieren, aber das normale Leben nicht vergessen.“


Marko Arsenijevic, Innenverteidiger von Sachsenligist Blau-Weiß Leipzig findet den Beschluss zur Spielaussetzung „auf jeden Fall richtig“, und ergänzt differenzierend: „Man sollte den Virus ernst nehmen, aber nicht in Panik verfallen.“
Gesundheit steht an erster Stelle
Ähnlich sieht es auch Heiko Brestrich, der Trainer von Sachsenligist Kickers Markkleeberg: „Das ist sicherlich eine vernünftige Entscheidung. Mich stört nur, dass auch in anderen Bereichen teilweise so unterschiedliche Maßnahmen getroffen werden. Und man hätte vielleicht schon eher reagieren müssen. Wir werden bis zum 22. März auch das Training einstellen.“
Landesklasse-Coach Dirk Havel von Lipsia Eutritzsch betont: „Ich finde es in dieser Situation absolut richtig, in der es noch so viele Fragezeichen gibt.“ Olaf Schöler, der Trainer von Stadtligist SSV Stötteritz, stößt ins gleiche Horn: „Da Gesundheit an erster Stelle steht, müssen wir das akzeptieren. Begeistert ist freilich keiner von uns. Am Montag entscheiden wir, ob wir eventuell auch das Training aussetzen.“
Manuel Kurt Kienitz ist zugleich Spielertrainer bei Stadtligist Motor Gohlis-Nord und in nicht minder wichtiger Funktion bei RB Leipzig sportlicher Leiter für Frauen- und Mädchenfußball. Er sagt: „Es ist eine schwierige Situation und nicht zuletzt im Kinderbereich besser, vorbeugend zu reagieren.“ Zugleich hofft er wie viele seiner Kollegen, dass es nur ein Aussetzen des Spielbetriebs ist. „Es wäre gut und wichtig, die Saison nicht komplett abzubrechen.“
Frank Müller und Anton Kämpf
Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis