Es ist passiert! Absteiger Hannover 96 gewinnt am 24. Spieltag das zweite Heimspiel in der 2. Bundesliga. Schön ist es nicht gegen Holstein Kiel vor dünner Kulisse und begleitet von Protestaktionen. Und doch helfen diese drei Punkte mit dem 3:1-Sieg gegen einen schwachen Gegner im Abstiegskampf.
Protestaktionen in der HDI Arena
Lange hat es nicht gedauert, als der bundesweite Protest der Fanszene Hannover erreicht hat. Das unruhige Gemurmel in der Nordkurve kündigt es an, nach sechs Minuten startet der Block seine geschmacklose Protestaktion gegen Montagsspiele und Kollektivstrafen. Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp und Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz werden auf Plakaten abgebildet, ein rotes Fadenkreuz auf ihr Porträt gemalt.
Dazu Beleidigungen und Schmähgesänge. Schiedsrichter Sascha Stegemann unterbricht die Partie, ruft die Kapitäne zu sich. Der Stadionsprecher ermahnt die wenigen Protest-Fans unter den Zuschauern in der HDI-Arena. 96-Geschäftsführer Martin Kind, selbst über Jahre Zielscheibe wüster Beschimpfungen aus der Kurve, verfolgt die Aktion aus seiner Loge. Er selbst muss dieses Mal keine Schmährufe gegen sich hinnehmen.
Bilder zum Spiel von Hannover 96 gegen Holstein Kiel
Guidetti feiert sein Tor mit eigenem Song
Es sollte die einzige Unterbrechung der ersten Hälfte bleiben, in der 96 einen Start nach Maß hinlegt. In der elften Minuten schmeißt sich Schweden-Stürmer John Guidetti in eine Flanke von Sebastian Jung – 1:0-Führung mitsamt akustischer Premiere. Zum ersten Mal läuft der John-Guidetti-Song über die Stadionboxen – Technobeats zum ersten Saisontor. Der Schwede kostet die Sekunden merklich aus.
Selbst Osnabrück-Trainer Daniel Thioune nickt bei diesem Treffer anerkennend. Er schaut sich – dick in einer Daunenjacke eingepackt – die 96-Partie an. Was der Trainer des Niedersachsenrivalen auch gesehen hat: Wie 96 ein vermeintlich sicheres Spiel aus der Hand gibt, Kiel das Feld überlässt. Marvin Bakalorz, für den gesperrten Haraguchi in die Anfangself gerückt, steht völlig neben sich. Dazu bleibt die rechte Abwehrseite mit Josip Elez höchstanfällig. Nur mit Glück und der Torlatte nach Iyoha-Schuss (29.) hält Hannover die schmeichelhafte Führung.
Zieler macht beim Gegentor keine gute Figur
Eine weitere Erkenntnis: Als Waldemar Anton aus der Innenverteidigung auf die Position vor der Abwehr aufrückt, dem 96-Spiel Kontur gibt und einen Plan, läuft’s besser. In der Pause bleibt dann der schwache Bakalorz in der Kabine, für ihn kommt Edgar Prib. Nach gut einer Stunde hat auch Teuchert Feierabend, der auf der zentralen Position hinter den Stürmern kein Land sieht. Für ihn kommt Winter-Neuzugang Philipp Ochs.
96 bekommt wieder mehr Zugriff, setzt Kiel weit in der eigenen Hälfte unter Druck. Körpersprache, Wille – die Attitüde stimmt. Die Fehleranfälligkeit aber bleibt. Vor allem bei den Standards. Ein Problem, das 96 einfach die gesamte Saison über nicht in den Griff bekommt. Nach Özcan-Ecke kommt Dominik Kaiser gegen Holsteins Jae Sung Lee zu spät, zuvor springt Guidetti unter dem Ball durch, und auch Torwart Zieler macht wieder einmal keine sonderlich glückliche Figur.





Weydandt trifft dank Torwartfehler
Nach knapp 75 Minuten hat dann Thioune genug gesehen – und verlässt das Stadion. Die Schlussakkorde aber verpasst er. Flanke Jung, Weydandt verlängert, Prib schmeißt sich in den Ball und den Abpraller verwertet Ochs aus drei Metern (80.). Trainer Kenan Kocak wechselt den Sieg ein. Auch weil Weydandt in der 91. Minute nach Torwart-Patzer von Gelios trifft.
Die Spieler von Hannover 96 gegen Holstein Kiel in der Einzelkritik
Sportredaktion Hannover
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