Wer ist die Nummer eins in der Hauptstadt? Erstmals wurde diese Frage im DFB-Pokal gestellt. Nach dem 3:2 (1:0) bei Hertha BSC fiel die Antwort am Mittwochabend klar zugunsten des 1. FC Union Berlin aus. Wie schon im November setzten sich die Eisernen gegen den großen Stadtrivalen durch und stehen damit im Viertelfinale des Pokalwettbewerbs.
Vor einer dem Anlass unwürdigen Kulisse - coronabedingt durften auch im Pokal nur 3000 Besucher ins Olympiastadion - kam Union von Beginn an besser in die Partie. Schon in der ersten Spielminute scheiterten Max Kruse und Andreas Voglsammer an Alexander Schwolow. Doch schon zehn Minuten später machten es die Eisernen besser. Nach einer Flanke von Kruse verlor Dedriyck Boyata Gegenspieler Voglsammer aus den Augen, der sich artistisch nach dem Ball streckte und ihn per Seitfallzieher ins lange Eck schoss (11. Minute).


Herthas Reaktion auf den frühen Nackenschlag fiel bescheiden aus. Gegen Unions kompakte Verteidigung fand das Team von Tayfun Korkut kaum Mittel. Der Hertha-Trainer hatte sich dazu entschieden, Ishak Belfodil als einzige Spitze aufzustellen und dafür das Mittelfeld zu stärken. Viel zu selten gelang es dem Algerier in Halbzeit eins aber, Bälle fest zu machen, um seinen Mitspielern das Nachrücken zu ermöglichen. Es dauert bis zur 31. Minute, ehe die Hertha wirklich gefährlich vor Andreas Luthes Kasten auftauchte. Klünter scheiterte jedoch aus 13 Metern.
Kurz darauf entschied Schiedsrichter Deniz Aytekin auf Strafstoß für Union. Niklas Stark hatte zuvor eine Voglsammer-Flanke an die Hand bekommen. Doch zuvor hatte es eine Abseitsstellung der Köpenicker gegeben - Glück für Hertha, Pech für Union. Der rot-weiße Anhang im Stadion ließ sich davon die Laune aber zunächst nicht verderben und besang seinen Club durchgängig bis zur Pause. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff verstummten sie dann aber doch noch kurz. Der aktivste Herthaner der ersten 45 Minuten, Suat Serdar, hatte den vermeintlichen Ausgleich erzielt. Doch diesmal hatte Hertha Pech, weil Belfodil, der die Szene einleitete, im Abseits stand.
Drei Tore in fünf Minuten: Nach der Pause wurde es wild
Wirklich wild wurde es im Stadtderby aber nach Wiederanpfiff. Zwischen der 50. und der 55. Minute fielen gleich drei Tote. Zunächst bugsierte Stark eine scharfe Öztunali-Hereingabe ins eigene Netz, dann fälschte Rani Khedira einen Serdar-Schuss aus spitzem Winkel so ab, dass Luthe geschlagen wurde. Ehe Hertha jedoch wirklich neuen Mut schöpfen konnte, stellte Robin Knoche per Volleyabnahme den alten Abstand schon wieder her. Beide Abwehrreihen, aber vor allem die Defensive der "Alten Dame", präsentierten sich in dieser Phase anfällig und ungeordnet.

Hertha wurde in der Folge dennoch mutiger und verlagerte das Spiel weiter in die gegnerische Hälfte. Union verteidigte die meisten Angriffsversuche aber souverän weg. Eine der besten Gelegenheiten hatte Boyata nach Flanke, sein Kopfball verfehlte Unions Kasten aber knapp. Der Belgier beschwerte sich anschließend, er sei gestoßen worden. Aytekin und der VAR sahen aber nichts, das einen Strafstoß gerechtfertigt hätte.
Beide Trainer wechselten in der Folge munter durch, Hertha rückte noch weiter auf. Union boten sich dadurch nun immer wieder Räume. Die beste Konterchance ließ der eingewechselte Kevin Behrens liegen (73.). Die Minuten vergingen und damit auch die Gewissheit der Unioner. Im Auswärtsblock stimmten die Fans schon lange vor dem Schlusspfiff die Siegesgesänge an. Daran änderte auch Serdars Tor tief in der Nachspielzeit nichts mehr. Als Schiedsrichter Aytekin das Spiel abpfiff, konnten auch die Spieler von Trainer Urs Fischer in die Gesänge mit einstimmen.