28. Februar 2022 / 20:06 Uhr

Spiele gegen Spartak Moskau abgesagt: UEFA erlöst RB Leipzig und sich selbst

Spiele gegen Spartak Moskau abgesagt: UEFA erlöst RB Leipzig und sich selbst

Antje Henselin-Rudolph
Leipziger Volkszeitung
RB Leipzig ist durch den Ausschluss von Spartak Moskau aus der Europa League im Viertelfinale des Turniers.
RB Leipzig ist durch den Ausschluss von Spartak Moskau aus der Europa League im Viertelfinale des Turniers.
Anzeige

Das Europa-League-Achtelfinale gegen Spartak Moskau findet nicht statt. Die Leipziger stehen kampflos in der Runde der letzten Acht. Damit erspart der europäische Fußballverband dem Bundesligisten, selbst aktiv das Spiel boykottieren zu müssen. Und sie erspart sich selbst, einen Boykott sanktionieren zu müssen.

Leipzig. Boykott oder nicht, das war die Frage, die sich RB-Leipzig-Fans stellten, seit die Auslosung des Europa-League-Achtelfinales ausgerechnet Spartak Moskau als kommenden Gegner des Bundesligisten ergab. Die Antwort darauf wurde dem Club am Montag abgenommen. In einem gemeinsamen Statement verkündeten Fifa und Uefa: Russische Teams werden von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Das heißt auch: Das Duell zwischen RB und Spartak, geplant für den 10. und 17. März, wird es nicht geben.

Anzeige

RB Leipzig gab sich zurückhaltend

Bereits am Vormittag gab sich Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff in der Angelegenheit entspannt, erklärte: „Wir gehen davon aus, dass die Spiele abgesagt werden.“ Er behielt Recht. Kein Wunder: Der RB-Boss hatte dem Vernehmen nach höchstselbst auf eine verbandsseitige Lösung gedrungen. Offiziell hieß das: „RB Leipzig befindet sich derzeit in intensiven Gesprächen mit der Uefa zur weiteren Vorgehensweise.“

Der Bundesligist hatte seit der Auslosung zurückhaltend kommuniziert. Zwar wurden schon Ticketinformationen für das Hinspiel gegen Spartak versendet und der Willen bekundet, das Duell sportlich zu entscheiden. Aber es gab keine euphorische Gegnervorstellung, keine sozial-mediale Vorfreude – und keine sofortige Boykott-Ankündigung. Für viele Fußball-Fans auf Twitter, Facebook und Co. war das nicht nachvollziehbar. Sie warfen den Leipzigern unter anderem Rückgratlosigkeit, mangelnde Haltung und Solidarität im Angesicht eines völkerrechtswidrigen Krieges sowie fehlende Empathie vor.

Dass RB auf Dialog mit dem Verband setzte, verwundert bei kühler Betrachtung nicht. Denn ein Boykott hätte zahlreiche Folgen gehabt. Fälle dieser Art müssen nach Paragraf 28 des Reglements zur Europa League behandelt werden. Wer sich weigert anzutreten, gegen den verhängt die zuständige Disziplinarkammer erst einmal eine sogenannte Forfait-Niederlage. Dass bedeutet, die Partie wird mit 0:3 gegen den Verein gewertet, in diesem Fall also gegen RB. Das Team wäre damit aus dem Wettbewerb ausgeschieden, Moskau hätte kampflos in der Runde der letzten Acht gestanden. Ein Effekt der in diesem ganz speziellen Fall weder im Sinne der Sachsen, noch viel wichtiger aber auch ganz und gar nicht im Sinne der Uefa gewesen wäre.

Anzeige

Bei dieser sportlichen Strafe wäre es nicht geblieben. „Ein Verein, der sich weigert zu spielen oder aus dessen Verschulden ein Spiel nicht oder nicht vollständig ausgetragen werden kann, verliert jeglichen Anspruch auf Zahlungen seitens der Uefa“, heißt es im Reglement. Alle mit dem Playoff-Duell gegen San Sebastián erzielten Prämien wären demnach seitens des Verbandes nicht geflossen. Stattdessen wären den Leipzigern wohl gleich zwei Rechnungen ins Haus geflattert. Eine seitens des Verbandes mit einer Geldstrafe. Eine seitens der Moskauer, die durch ein Nicht-Antreten von RB wohl Anspruch auf Schadenersatz für entgangene Einnahmen gehabt hätten. Auch das schreibt die Uefa fest. Die hätte noch weitere Maßnahmen bis hin zu einer Sperre des Bundesligisten für kommende europäische Wettbewerbe verhängen können. Paragraf 28 gibt das her. Zur Anwendung kommt er nun nicht. Damit tut sich der Verband in erster Linie selbst einen Gefallen.

„Für uns ist Krieg in jeder Form inakzeptabel“

Für RB bedeutet die Uefa-Entscheidung das kampflose Vorrücken ins Viertelfinale. Denn einen Ersatz für Spartak wird es nicht geben. Mit den Playoffs in der vergangenen Woche wurde inzwischen eine weitere Europa-League-Runde absolviert. In der schied der Zweite der Moskauer Vorrunden-Gruppe, der SSC Neapel, gegen den FC Barcelona aus dem Wettbewerb aus. Die Neapolitaner wären der sportlich logische Nachrück-Kandidat gewesen.

Die Leipziger reagierten am Montagabend weder triumphierend noch überschwänglich, sondern einmal mehr zurückhaltend und sachlich. „Für uns ist Krieg in jeder Form inakzeptabel. Diese Haltung haben wir seit jeher klar unterstrichen. Die Uefa hat heute alle Spiele mit russischen Vereinen verboten. Auch wenn wir der Meinung sind, dass Sport grundsätzlich verbindet, verstehen und unterstützen wir diese Entscheidung und hoffen, dass bald eine friedliche Lösung des Konfliktes gefunden wird."

Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis