Eine Minute war noch auf der Uhr, als das Spiel zwischen Türkay Spor Garbsen und dem SV Iraklis Hellas vom Schiedsrichter abgebrochen worden. Zu diesem Zeitpunkt führten die Gäste mit 2:1. Was war passiert?
„Es waren rund 120 Griechen da und genauso viele Türken“, spielt Türkay-Trainer Ergin Ecir auf die imposante, lautstarke und nicht immer sportlich faire Kulisse an. „Und dass beide politisch nicht so gut miteinander können, weiß jeder.“ Kurz vor Schluss habe einer seiner Spieler, der von einem Zuschauer permanent beleidigt worden sei, den Kopf verloren und sei an die Bande gegangen – im lauten Disput mit diesem einem Zuschauer. Dort habe ein Wort das andere gegeben.
"Plötzlich alle involiert"
„Plötzlich waren da gefühlt alle aktiv involviert“, sagt Ecir, „Spieler beider Mannschaften, Betreuer, Ordner – eben eine Rudelbildung.“ Er weist allerdings ausdrücklich darauf hin, dass es zu keinerlei Handgreiflichkeiten gekommen sei. „Nachdem einer meiner Spieler weggezogen wurde, waren eigentlich alle anderen Spieler damit beschäftigt, die Gemüter zu beruhigen.“


Der Schiedsrichter sei einfach weggegangen. „Er hätte die Kapitäne zu sich rufen können, um das Ganze zu beruhigen. Dann wäre der Einwurf ausgeführt worden – und er hätte abpfeifen können.“ Für Gäste-Coach Ilias Symeonidis war der Abbruch hingegen eines richtige Entscheidung. "Die Aktion ist eskaliert, es waren mehrere Zuschauer auf dem Platz", erklärte der Irakls-Trainer. Seine Spieler seien in der Auseinandersetzung aber nicht involviert gewesen.
Unklar ist, was es mit dem Zuschauer hat, der den Türkay-Spieler beleidigt haben soll. Ecir bezeichnete ihn als Iraklis-Fan. Bei den Gästen ist er jedoch unbekannt. "Ich habe den noch nie vorher gesehen. Auch die Spieler kannten ihn nicht", erklärte Symeonidis.
Ecir kritisiert Schiedsrichter
In Ecirs Augen sei der Referee ein zentrales Problem gewesen. „Um das klarzustellen: Der Großteil der Kritik gebührt meinen Spielern, die einfach lernen müssen, Beleidigungen zu ignorieren.“ Und natürlich werde es Konsequenzen geben. „Darüber müssen wir aber erst mal im Vorstand beraten“, sagt Ecir. „Der Schiri hat allerdings nach der Pause alles dafür getan, dass dieses Spiel eskaliert.“
So sei beim Stand von 1:1 Niyazi Sarier in der 55. Minute allein vor dem Iraklis-Torwart brutal gefoult worden, so Ecir. „Er hat geschrien, hatte Tränen in den Augen und liegt jetzt im Krankenhaus.“ Für den Routinier sei die Saison beendet. „Und es gab weder Elfmeter noch einen Platzverweis“, schimpfte Ecir.
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Stattdessen sei er der Anlage verwiesen worden, weil er den Linienrichter gefragt habe, ob diese Entscheidung ernst gemeint sei. „Und diese Innenraumsperre war das Unglücklichste, was passiern konnte. Denn mit mir auf der Trainerbank wäre das so nicht passiert“, sagt Ecir, der als besonnener Kopf bekannt ist.
Provokationen und Nickligkeiten
Von diesem Augenblick sei noch mehr Feuer drin gewesen. Es habe außerhalb des Platzes und auf dem Feld immer wieder kleine Provokationen und Nickligkeiten gegeben. Und der Unparteiischen habe jegliches Fingerspitzengefühl gefehlt. Zu einem solch brisanten Spiel hätte man ein erfahrenes Schiedsrichter-Gespann schicken müssen, so Ecir. „So ein Ende hat dieses Spiel nicht verdient.“
Symeonidis geht nun davon aus, dass das Spiel Iraklis gewertet wird. "Alles andere würde mich überraschen." Iraklis hatte nach Toren von Umut Yildirim und Nikolaos Zervas mit 2:1 geführt. Dimitri-Christos Galanopoulos war ein Eigentor zum 1:1-Ausgleich unterlaufen.
Mitarbeit: Sascha Priesemann
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