Am Nachmittag kam die Entwarnung: Andreas Wolff stand beim Abschlusstraining wieder zwischen den Pfosten. "Die Nacht war auch ganz ruhig, der Andi hat gut geschlafen", berichtete Zimmerkollege Johannes Golla am Samstag. Es ist die Nachricht, die Deutschlands Handballer für das entscheidende WM-Gruppenspiel am Sonntag gegen Serbien (18 Uhr/ARD) brauchen. Denn die letzten Bilder des Katar-Spiels (31:27), als der 31-Jährige in der Schlussminute humpelnd und mit "zugemachter Wade" das Feld verließ, ließ Golla & Co. aufschrecken.
"Um etwas bei dieser WM zu reißen, brauchen wir Andi in der Form wie er sie gegen Katar gezeigt hat", erklärte der Käpt'n. 18 Bälle hatte der Kielce-Keeper bis zu seiner leichten Muskelzerrung abgewehrt, darunter einige "Monsterparaden", wie Golla schwärmte. Deutschlands Handballer hatten den gereiften Wolff bereits zum Auftakt mehr gebraucht als ihnen lieb war. Denn beim 26:25-Anschluss der Katarer, als der satte Vorsprung aufgebracht, das Spiel nach vielen Fehlern fast entglitten wäre, hatte sich auch Bundestrainer Alfred Gislason "ernsthafte Sorgen" gemacht und gab zu: "Ich war am Ende extrem erleichtert."
In der Heimat hat der Sieg zumindest Appetit auf mehr gemacht. 4,85 Millionen Zuschauer hatten an den deutschen Bildschirmen zugeschaut. Eine Top-Quote, mit der sogar das RTL-"Dschungelcamp" abgefrühstückt wurde. "Ich freue mich, dass wir vom ersten Spiel das Interesse spüren. Das war auch in der Halle so. Das war super. Wir wollen die Begeisterung jetzt weiterentwickeln", sagte Axel Kromer, DHB-Vorstand Sport.
Deutschland gegen Serbien: Vorentscheidung in Gruppe E
Serbien also, das zum Start Algerien 36:27 besiegte. "Ein anderes Kaliber, der stärkste Gruppengegner", wie Gislason sagt. Es ist die erste schwere WM-Prüfung. Mit einem Sieg ist das Hauptrunden-Ticket gelöst. Und da die Punkte mitgenommen werden, gewinnt die Partie noch mehr an Bedeutung. "Da dürfen wir uns nicht so eine Delle wie gegen Katar erlauben", warnt Gislason, der erneut auf die Qualitäten von Spielmacher Juri Knorr setzt. "Er hat gegen Katar sehr gut gespielt", lobte der Bundestrainer und meinte damit neben einer "ordentlichen Abwehrleistung", seine Power beim Eins gegen Eins und seine Übersicht im Zusammenspiel mit dem Kreis. Acht Tore aus zehn Würfen, dazu sechs Assists – der Jüngste im Team war neben Wolff der Matchwinner. Mit "Juri, Juri"-Rufen der Fans gefeiert, wurde Knorr auch als "MVP", als bester Spieler, geehrt.
Er selbst will das nicht so hoch hängen: "Das ist schön, aber ich weiß, dass ich ein paar Dinge nicht so gut gemacht habe, ich bin bei ein bis zwei Pässen zu locker mit dem Ball umgegangen." Für Gislason gehören "Fehler dazu", aber besonders habe ihn gefreut, dass Knorr in der schwierigen Phase Verantwortung übernommen habe, "was zu sinnvollen Aktionen führte".
Knorr schaut derweil warnend auf das nächste Spiel: "Serbien hat absolute Topspieler, es sind Champions-League-Sieger dabei, deutsche Meister. Da ist viel Erfahrung. Wir müssen uns ordentlich steigern." Doch er setzt auf den "guten Spirit. Das muss unsere Stärke für das Turnier sein. Wenn wir als Team zusammenstehen, können wir etwas erreichen."
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