Die große Dartsparty hat begonnen: Bei der Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace geht es auf der wichtigsten Bühne um den begehrtesten Titel der Trendsportart. Kommentator Elmar Paulke (52), die deutsche Stimme des Darts, spricht im Interview mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), über seine Favoriten und die Chancen der Deutschen.
SPORTBUZZER: Herr Paulke, wird die Darts-WM diesmal mit Blick auf die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft besonders gefeiert?
Elmar Paulke (52): Bei mir ist das so. Ich habe viele Nachrichten bekommen, die dieses Gefühl teilen. Viele sagen, dass jetzt die WM kommt, die in den Dezember gehört. Nach all den Diskussionen um Katar gibt es dort puren, einfachen, ehrlichen Sport. Mit Ehrlichkeit hat der Fußball, insbesondere die FIFA, zuletzt eher weniger auf sich aufmerksam gemacht. Das ist nun ein wohltuender Gegensatz.
Wie blicken Sie sportlich auf das Turnier?
Die Qualität in der Breite nimmt stetig zu. Mehr Spieler haben realistische Chancen, die Großen zu schlagen. Das Format mit vielen langen Spielen begünstigt aber, dass keiner aus der zweiten oder dritten Reihe am Ende oben steht. Die Weltstars an der Spitze haben das Momentum, das gute Timing. Ich lege mich fest, dass der Titel nur an einen Spieler aus den Top 4 gehen kann.
So bleiben als Favoriten Gerwyn Price, Peter Wright, Michael van Gerwen und Michael Smith.
Für mich ist van Gerwen der Topanwärter auf den Titel. Er hat sportlich in den vergangenen zwölf Monaten am meisten überzeugt. Zwar tut sich "MvG" mit der WM immer schwer, und er hat dort nicht die Ausbeute eingefahren, die zu seinem Niveau passt. Er machte sich zu viel Druck, ihm fehlte die Lockerheit. Aber 2022 war van Gerwen einfach der Beste. Seine Zusatzmotivation: Mit einem Sieg kann er wieder die Nummer eins der Weltrangliste werden – das ist ihm extrem wichtig.
Paulke freut sich auf "Barney"
Wer könnte für eine Überraschung sorgen?
Ich bin sehr gespannt auf Raymond van Barneveld. Der niederländische Routinier kennt den Modus, bei dem er nicht immer die Konstanz braucht, wie kaum ein anderer. Ihm traue ich viel zu. Anders etwa als Gary Anderson, der sonst bei der WM aufblühte, weil das Turnier zu seinem Spielstil passt. Die Zeit des Schotten auf Topniveau läuft ab – er könnte sogar aus den Top 20 fallen, wenn er früh ausscheidet.
Richten wir den Blick auf die drei Deutschen: Florian Hempel, Martin Schindler und Gabriel Clemens.
Hempel ist in der ersten Runde gegen Keegan Brown favorisiert. Er mag den Ally Pally, das hat er 2021 gezeigt. In der nächsten Runde käme mit Luke Humphries der Weltranglistenfünfte. Im vergangenen Jahr war das Dimitri van den Bergh, den hat Hempel geschlagen, doch Humphries ist aus meiner Sicht eine Nummer zu groß.
Schindler, Nummer 29 der Welt, steht schon in der zweiten Runde …
… und trifft wohl auf Martin Lukeman. Das ist kein einfacher Auftakt. Lukeman lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er ist eine der Überraschungen des Jahres und mag die großen TV-Bühnen gern. Schindler ist noch immer ohne einen Sieg bei der WM – und steht nun schon vor seiner vierten Teilnahme.
Der bestplatzierte Deutsche Clemens (Weltranglisten-25.) hat es einfacher. Wie schätzen Sie seine Chancen ein?
Ich würde mir ein Duell mit Beau Greaves wünschen. Sie ist der Wahnsinn! Auf Clemens käme so eine interessante, aber machbare Aufgabe zu. Danach wäre James Wade wohl der Gegner. Der Saarländer hat seit Februar 2020 nicht mehr gegen ihn gewonnen, insgesamt ist die Bilanz zwei Siege zu sechs Niederlagen. Aber: Wade ist gerade schlagbar, dann stünde Clemens im Achtelfinale. Das sollte sein Ziel sein.
Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis