Gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt erneut wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung. Dazu wurden bereits Unterlagen aus der Adidas-Zentrale mitgenommen. Laut der Süddeutschen Zeitung und der Bild geht es dabei um die Versteuerung von Sachzuwendungen durch den langjährigen DFB-Sponsor zwischen 2015 und 2020. Der Verband sorgt damit nicht zum ersten Mal für negative Schlagzeilen. Der SPORTBUZZER gibt einen Überblick zu den DFB-Skandalen der vergangenen Jahre.
Sommermärchen-Affäre
Eine ominöse Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro vom DFB an die FIFA aus dem Jahr 2005 wird zehn Jahre später publik und beschäftigt jahrelang die Behörden in Deutschland und der Schweiz. Die umstrittene Überweisung diente einer Rückzahlung eines Privatkredits durch den inzwischen verstorbenen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus an den damaligen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer aus dem Jahr 2002. Wofür das Geld genau bestimmt war, ist bis heute nie richtig aufgeklärt worden. Das Verfahren unter anderem gegen die beiden früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie Ex-Generalsekretär Horst R. Schmidt in der Schweiz wurde Ende April wegen der Verjährung eingestellt. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft ist noch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung anhängig. Der DFB will unter dem neuen Boss Fritz Keller die damaligen Vorgänge noch einmal eingehend untersuchen lassen.
Erdogan-Bilder
Vor der Weltmeisterschaft 2018 lassen sich Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan zu Wahlkampfzwecken ablichten. Gündogan bezeichnet die Aktion später als Fehler, Weltmeister Mesut Özil schweigt dagegen. Die Affäre entwickelt sich während und nach der WM zum PR-Desaster. Özil tritt nach dem Turnier aus der Nationalmannschaft zurück und erhebt Rassismus-Vorwürfe - auch gegen den damaligen DFB-Chef Reinhard Grindel.
Luxus-Uhr
Der damalige DFB-Präsident Reinhard Grindel stolpert über ein Uhren-Geschenk des ukrainischen Oligarchen Grigori Surkis. Er meldet das Präsent zunächst nicht dem DFB. Später gibt er den Wert der Uhr mit 6000 Euro an. Kritik muss Grindel auch wegen eines Zusatzeinkommens von über 78.000 Euro für den Aufsichtsratsposten bei einer DFB-Tochtergesellschaft einstecken. Im April 2019 tritt Grindel zurück.
Steuer-Razzia
Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen durchsucht die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main am Mittwoch die Geschäftsräume des DFB sowie Privatwohnungen von ehemaligen und aktuellen Verbandsfunktionären. Dabei geht es um Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heim-Länderspielen der Nationalmannschaft in den Jahren 2014 und 2015. Ende Oktober dieses Jahres stellte die Staatsanwaltschaft das Steuerverfahren gegen den DFB-Interimsboss Rainer Koch aber ein. Vor einigen Monaten waren bereits die Verfahren gegen die früheren DFB-Spitzenfunktionäre Reinhard Rauball und Helmut Sandrock eingestellt worden. Insgesamt sechs Funktionären war Beteiligung an einer Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen vorgeworfen worden.
Adidas-Zuwendungen
Die Vorwürfe im Zusammenhang mit Sachleistungen von Adidas waren erstmals im Januar bekannt geworden. Der DFB bestätigte damals, dass vorsorglich "nach Information des Präsidiums eine Nachmeldung auf Basis einer Maximalbetrachtung an das Finanzamt" erfolgt sei. Ein neu eingeführtes System zur steuerlichen Fehlerprävention habe "eine mögliche Fehlerquelle aufgezeigt", woraufhin der DFB eine Mitteilung ans zuständige Finanzamt geschickt habe. Am Mittwoch suchten die Ermittler aber die Adidas-Zentrale in Herzogenaurach auf. "Es kam nicht zu einer Durchsuchung, die Unterlagen wurden freiwillig herausgegeben", sagte die Frankfurter Oberstaatsanwältin Nadja Niesen. Details zum Verfahren äußerte sie nicht. Medienberichten zufolge gehe es um die Versteuerung von Sachzuwendungen durch den langjährigen DFB-Sponsor zwischen 2015 und 2020.
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