Christian Eichner ist Trainer in Karlsruhe, gerade hat sein Team 96 besiegt. In seiner erstaunlichen Analyse erlaubt der 38-Jährige den Blick in die Machtverhältnisse zwischen den Klubs. „Wir haben den Gegner in unsere Welt runtergezogen“, lobt Eichner seine spielerisch unterlegene Mannschaft. Was er meint: In der zweiten Hälfte sei es gelungen, die 96- Spieler vermehrt in Zweikämpfe zu verwickeln. Willkommen in der Unterwelt, 96!
Nächste Großchance vertan
Man könnte es auch anders sagen – diese 0:1-Niederlage ist die Hölle. Vorne die Chancen nicht genutzt, hinten ein Eigentor fabriziert – bitterer geht’s nicht. Erst recht nicht beim Blick auf die Tabelle. Bei einem durchaus möglichen Sieg wäre 96 bis auf vier Punkte an die Aufstiegsplätze herangerückt. Nicht nur auf dem Platz, auch in der Tabelle also mal wieder eine Großchance vertan.
Dabei hat sich 96 nicht mal schlecht geschlagen in der Karlsruher Kampfzone. Die Mannschaft ist fit, wehrt sich und ist taktisch gut unterwegs. „Man kann der Mannschaft keine Vorwürfe machen“, meint auch 96- Chef Martin Kind, „der Wille war erkennbar.“



Was fehlt, um Spiele wie in Karlsruhe zu gewinnen, ist offensichtlich: „Wir müssen effektiver sein, aber das kennen wir seit Wochen“, sagt Kenan Kocak. Anders ausgedrückt: Wer zum Teufel macht das so wichtige 1:0, wenn Marvin Ducksch nicht trifft? So ein Führungstor wäre fast immer der Dosenöffner, der Schlüssel zum Erfolg. „Die notwendige Konsequenz fehlt. Wir machen keine Tore oder wollen den Ball ins Tor tragen“, sagt Kind.
Ducksch ist zwar in sehr guter Form, arbeitet für die Mannschaft, geht in die Zweikämpfe, ist positiv, schafft Räume – aber er ließ wieder zwei gute Möglichkeiten aus. Die Erkenntnis aus Karlsruhe ist aber auch – einen zweiten Spieler vom Ducksch-Format hat 96 nicht. Hendrik Weydandt agiert zurzeit jenseits von gut und böse und vergab auch eine Großchance. Dem eingewechselten Patrick Twumasi hätte Kocak besser eine Wolldecke übergeworfen, damit er nicht festfriert.
96 braucht einen Stürmer, der Tore garantiert
So dient die Niederlage als Beleg dafür, dass 96 noch einen weiteren Stürmer braucht, der Tore garantieren kann. Kocak bestätigte den Wunsch nur indirekt: „Jeder hat das Spiel gesehen.“ Eben. Es fehlt dieses letzte Puzzleteilchen eines weiteren Angreifers, der den Ball über die Linie drückt. Dann, so der Eindruck, hätte 96 eine Mannschaft beisammen, die vorne mitspielen kann. Das Transferfenster ist auch noch bis zum kommenden Montag, 18 Uhr, geöffnet. Kind wäre bereit, Geld für einen Spieler zur Verfügung zu stellen.
Offenbar unterschiedliche Vorstellungen über Position
Das Problem liegt in der Voraussetzung, die erfüllt sein sollte: „Sie müssen sich abstimmen und verständigen“, fordert der 96-Chef. Sie, das sind Trainer Kocak und Sportchef Gerhard Zuber. Im Hotel in Karlsruhe saßen sie zusammen und berieten sich. Es gibt offenbar unterschiedliche Vorstellungen, für welche Position 96 einen Spieler holen soll. Stürmer, offensiver oder defensiver Mittelfeldspieler? Oder doch gar keinen mehr verpflichten?
„Es müssen konkrete Namen auf den Tisch“, erwartet Kind. Für den Job im Angriff gibt es eine Liste, darauf stehen junge Stürmer mit Perspektive und gestandene Profis. Der Darmstädter Serdar Dursun ist kein Thema mehr, auch der gerüchtemäßig dauerpräsente Mehmet Ekici nicht. Die Zeit drängt. Drei Tage bleiben Kocak und Zuber noch, denjenigen zu finden, der nichts Geringeres schaffen soll, als die 96-Welt besser zu machen.
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