03. Februar 2022 / 19:59 Uhr

Talent-Späher im Homeoffice: Wie Arsenal-Scout Florian Blüchel nach Top-Transfers fahndet

Talent-Späher im Homeoffice: Wie Arsenal-Scout Florian Blüchel nach Top-Transfers fahndet

Tobias Budde
Florian Blüchel arbeitet als Scout für den FC Arsenal.
Florian Blüchel arbeitet als Scout für den FC Arsenal. © IMAGO/Focus Images/Florian Blüchel (Montage)
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Nach zehn Jahren beim FC Bayern München arbeitet Talent-Scout Florian Blüchel nun in der Premier League beim FC Arsenal. Worauf kommt es bei der Sichtung nach potenziellen Topspielern besonders an? Der SPORTBUZZER sammelt die Eindrücke eines Insiders.

Fußballscout im Jahr 2022 – ein echter Hybridjob. Sowohl digital, als auch ganz klassisch analog. Florian Blüchel arbeitet für den Premier-League-Klub FC Arsenal aus London. Und zwar von überall aus – die Digitalisierung macht’s möglich. Aus dem heimischen Bayreuth ebenso, wie in den Stadien dieser Welt.

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Zu Hause ist Blüchel Laptopscout, auf der Tribüne im Fußballstadion Livescout. "Klassisch mit Papier und Stift", sagt Blüchel. Gerade in den Fußballtempeln sauge er vielmehr die Eindrücke auf, als seinen Block vollzukritzeln. Blüchel: "Großartige Mitschriften während des Spiels gibt es da nicht. Eine handschriftlich erstellte taktische Aufstellung mit Nummern, Namen und Jahrgängen im Scoutingbüchlein gehört mehr in den Bereich Ritual."

Und die Arbeit geht nach Abpfiff gleich weiter. Ob Heimfahrt oder Hotelzimmer: Alle Erkenntnisse werden von Florian Blüchel zusammengetragen. Und natürlich schaut er sich auch stundenweise Videomaterial von Spielern an, analysiert Leistungsdaten, die gesammelt werden. Das meiste, so Blüchel, kann er aber aus der bayrischen Heimat erledigen. In den Stadien erfolgt dann der "letzte Schliff in der Spielereinschätzung".

Zunächst einmal stellt sich für Aktive hingegen die Frage, wie landet man auf dem Zettel eines Scouts und somit im Fokus eines Topklubs? Blüchels Blick richtet sich auf bereits gestandene oder angehende Profis, die zur Spielphilosophie des Vereins passen. Wichtig: Er muss der Mannschaft zeitnah einen Mehrwert generieren können. "Es geht eben nicht nur um individuelle fußballerische Qualitäten, die man auf dem Platz erkennen kann. Fußballer sind auch nur Menschen, die in ein anderes Land ziehen und sich an eine völlig andere Lebensweise anpassen müssen", berichtet Blüchel.

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Blüchel setzt im Spielerprofil neben Potenzial auch auf Leadershipqualitäten

Spieler- und auch Persönlichkeitsprofile müssen da schon ganz genau passen. Dazu sagt der ehemalige Profiringer Blüchel: "Nicht nur hungrige Potenzialspieler, sondern auch Erfahrung, Leadershipqualitäten und Diversität in der Persönlichkeit, sowie fußballerische Stärken müssen in einer heterogenen Gruppe gut verteilt sein." Und um dieses Personalpuzzle zu meistern, hat sich Arsenal Blüchels Expertise ins Boot geholt – insbesondere für den deutschen Markt.

Genau hier hat der 37-Jährige mehr als zehn Jahre Erfahrung beim FC Bayern München sammeln können. Unter den besten Trainern der Welt. Egal, ob Louis van Gaal, Jupp Heynckes, Pep Guardiola oder zuletzt auch Hansi Flick. Der Diplom-Sportwissenschaftler war mittendrin. Gegnervorbereitung, Spielanalyse, die Entwicklung einer klubeigenen Datenbank oder globales Scouting. Bei namhaften Transfers wie Kimmich, Coman, Gnabry, Goretzka, Hernández und Sané war Blüchel involviert.

Seit dem Herbst 2021 erlebt Blüchel ein neues Abenteuer: FC Arsenal. Wegen der Pandemie war Florian Blüchel noch nie vor Ort bei seinem neuen Arbeitgeber. Fast alles was er macht, kommt vom Schreibtisch in Bayreuth. Stadionbesuche ausgenommen. Die Zeit zu Hause ist zwar schön, doch Blüchel gibt auch zu: "Ohne das i-Tüpfelchen – oder wie der Engländer sagt: den finalen Touch – geht es natürlich auch im beruflichen Miteinander nicht. Deshalb freue ich mich schon sehr auf das erste persönliche Treffen."

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