96 sucht Gewinnertypen. Franck Evina war gewiss einer. Erst 20 Jahre ist er jung, feierte aber schon zwei deutsche Meisterschaften mit den Bayern – eine mit der B-Jugend, da schoss er 24 Tore. Eine mit den Superstars Robert Lewandowski und Thomas Müller – zwei Spiele, zwei Siege. Am 28. April 2018 brachte Trainer Jupp Heynckes den damals 17-Jährigen gegen Frankfurt zu seinem Bundesliga-Debüt.
„Frecher Franck als Franck-Ersatz“, titelte die „Süddeutsche Zeitung“ nach dem 4:1, weil Evina den Franzosen auf der Ribéry-Position so gut ersetzt hatte. „Den haben sie die ganze Zeit vor mir versteckt“, schimpfte Heynckes nach dem Spiel scherzhaft. Tatsächlich deutete Evina eine mutige und aggressive Spielweise an, die er später selbst zu oft versteckte.



Akademie-Chef Tarnat entdeckte 13-jährigen Evina
Evina trainierte unter Heynckes und Pep Guardiola, zwei Welttrainern, die auch 96-Trainer Kenan Kocak persönlich gut kennt. Bis 2023 unterschrieb der kamerunische Nationalspieler mit deutschem Pass am Dienstag in Hannover. Sein Entdecker arbeitet sogar bei 96: Michael Tarnat, Chef der 96-Akademie, hatte Evina als 13-Jährigen vom SV Neuperlach zu den Bayern geholt. Tarnat leitete damals das Nachwuchsleistungszentrum der Bayern. „Er war vorne überall einsetzbar, sehr robust und hat immer seine Tore gemacht“, erinnert sich Tarnat, „der Junge hat viel Potenzial.“
Am Dienstag stellte sich das 1,80 Meter lange Kraftpaket bei 96 vor, absolvierte seinen Medizincheck und machte erste Fotoaufnahmen für den Klub. Evina erinnerte sich an die große 96-Zeit in Europa. „Die Spiele habe ich damals verfolgt“, erklärte er. Nun ist 96 in der 2. Liga und Evina kam zwar von den Bayern, aber stürmte zuletzt beim KFC Uerdingen in der 3. Liga. Die Erfolgskurve von 96 und Evina zeigte in den vergangenen Jahren eher nicht mehr nach oben. Nun wollen sie gemeinsam wieder hoch.
Die neuen Marktwerte der Spieler von Hannover 96 (Stand: 10. September 2020)
KFC-Coach Krämer kritisierte Evina öffentlich
Evina verlor irgendwann und irgendwo seine Siegermentalität. In Kiel in der 2. Liga endete das Experiment früh, der Stürmer saß oft auf der Bank. In der 3. Liga in Uerdingen spielte er fast immer (30 Partien), aber selten über die komplette Spielzeit. Mit vier Toren in vier Spielen in Serie schlug er gut ein, aber es folgte nur ein weiterer Treffer im Februar gegen Ingolstadt.
Uerdingens Trainer Stefan Krämer kritisierte Evina sogar öffentlich, der Stürmer habe der Mannschaft nicht genügend geholfen. „Das mache ich normalerweise nicht“, sagte Krämer nach einem 1:2 gegen Würzburg vor einem Monat.
Ob in Hannover geboren, als Talent verpflichtet oder Stammkraft im 96-Nachwuchs: Diese Talente schafften ihren Durchbruch nicht bei 96 und verdienen jetzt woanders mit dem Fußball ihr Geld.
Evina soll bei 96 wieder ein Gewinnertyp werden
Evina ist auch kein „normaler“ Spieler mit einer üblichen Vita für einen Zweitligastürmer. In diese Richtung sind die Worte von 96-Trainer Kocak zu verstehen: „Franck ist ein hochtalentierter Spieler, der uns mit seinen Qualitäten auf Dauer sicherlich verstärken wird.“ Nun soll bei 96 aus dem Talent, das Tarnat mit entdeckte, das Guardiola und Heynckes mit ausbildeten, ein gestandener Profi werden.
Sportdirektor Gerhard Zuber betonte noch einmal, dass Evina „unter drei der erfolgreichsten Fußballlehrer der Welt“ trainiert hat – und zählte Carlo Ancelotti noch dazu. Zweitligatrainer Tim Walter in Kiel (neun Spiele/kein Tor) sowie Heiko Vogel und Krämer in der 3. Liga in Uerdingen schafften nicht, was Kocak nun versucht mit dem noch jungen Stürmer. Evina soll bei 96 wieder ein Gewinnertyp werden.