Im Grunde ist gar nichts passiert. Zumindest nicht aus der Sicht des VfL Wolfsburg. Oliver Glasner hat einen Vertrag bis 2022. So gesehen könnten die Niedersachsen die konstante Größe in einem irren Trainer-Wechsel-Dich-Spiel sein. Hansi Flick zum DFB, Julian Nagelsmann zu den Bayern, Jesse Marsch zu RB Leipzig, Adi Hütter zu Borussia Mönchengladbach, Marco Rose zu Borussia Dortmund, Hannes Wolf nur bis zum Saisonende vom DFB an Bayer Leverkusen ausgeliehen. Überall, wo es um die Teilnahme am europäischen Wettbewerb geht, steht bereits fest, dass der Übungsleiter ausgetauscht wird. Nur in Wolfsburg nicht. Und doch ist der VfL mittendrin.
Das liegt daran, dass Glasner beim VfL eine Ausstiegsklausel hat und in allen Aussagen dazu seine kurzfristige Zukunft offen lässt. Damit wird er fast automatisch zu einem Kandidaten bei allen Klubs, die ihre Trainer-Lösung für die kommende Saison noch nicht verkündet haben. Stand Mittwochnachmitag waren das vor allem: Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und RB Salzburg. Fast ebenso automatisch stellt sich dann die Frage, wer denn wohl Glasners Nachfolger beim VfL werden könnte. Und wenn - wie in dieser Woche - Trainerwechsel in hoher Frequenz verkündet werden, dazu noch der Bundesliga-Spielbetrieb mangels Ansetzungen am kommenden Wochenende keine Ablenkung bietet, wird's halt wild.



Dass sich VfL-Manager Jörg Schmadtke und Sportdirektor Marcel Schäfer mit öffentlichen Aussagen zurückhalten, ist verständlich. Denn noch findet die wilde Trainer-Wechselei ohne Wolfsburg statt. Aber natürlich sondieren beide längst den Markt verfügbarer Kandidaten. Drei davon stehen im Blickpunkt: Edin Terzic, Stefan Kuntz und nun auch Mark van Bommel. Eine Shortlist ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Van Bommel ist gerade arbeitslos, zuvor war er bis Dezember 2019 Trainer bei der PSV Eindhoven. Nach 17 Saisonspielen war Eindhoven damals nur Vierter gewesen. In der Saison zuvor hatte der 44-Jährige mit der PSV die Meisterschaft in der Eredivisie nur knapp verpasst, danach war die Entwicklung allerdings vor allem negativ - was dem einstigen "Aggressive Leader", der von 2006 bis 2012 bei den Bayern unter Vertrag gestanden hatte, zum Verhängnis wurde. Van Bommel hatte den Job bei seinem ehemaligen Klub (1999 bis 2005 und 2012/13) im Juni 2018 angetreten, nachdem er zuvor als Co-Trainer seines Schwiegervaters Bert van Marwijk in Saudi-Arabien und Australien gearbeitet hatte. Parallel war er als Chefcoach der A-Junioren Eindhovens verantwortlich. In den Niederlanden hat sich van Bommel einen guten Ruf erarbeitet, weil er mit offensivem Fußball seiner Mannschaft begeisterte.
Für Offensiv-Fußball steht auch Edin Terzic. Der 38-Jährige wird jedoch auch bei Bayer Leverkusen und Werder Bremen als möglicher neuer Coach gehandelt. Terzic war nach dem vorzeitigen Aus von Lucien Favre in Dortmund vom Co-Trainer zum Chefcoach aufgestiegen, innerhalb kürzester Zeit hatte er das Team stabilisiert, nun kämpft der junge Coach mit dem BVB um die Champions-League-Teilnahme. Im Sommer jedoch rückt er wieder ins zweite Glied, weil mit Marco Rose (aus Gladbach) ein neuer Trainer übernimmt. Möglich sei aber auch, wie BVB-Sportchef Michael Zorc jüngst bei Sky bestätigte, dass Terzic selbst andere Pläne haben könnte.
Zorc: „Unser großer Wunsch ist, dass Edin weiter Bestandteil des Trainerteams von Borussia Dortmund ist. Wenn er aber mit anderen Wünschen auf uns zukäme, dann würden wir uns natürlich, wie wir es in Dortmund schon immer gemacht haben, unter Männern zusammensetzen und darüber sprechen." Am Samstag nach dem 0:2 des VfL gegen den BVB unterhielten sich Terzic und VfL-Manager Schmadtke länger nach dem Spiel. Ob es dabei um Terzic' Zukunft oder aber eine Szene aus der Partie ging, ist nicht überliefert.
Darum wechselten die Trainer des VfL Wolfsburg
Vertrauensvoll scheint auch das Verhältnis von Schmadtke und Kuntz zu sein, wie man zuletzt sehen konnte, als Kuntz zu Besuch in Wolfsburg war. Der 58-Jährige wurde zuletzt als Nachfolge-Kandidat von Jogi Löw als Bundestrainer gehandelt, aber diesen Job übernimmt nach der EM im Sommer sehr wahrscheinlich Flick. Was Kuntz für den VfL interessant macht: Der 58-Jährige hatte mit der U21 gezeigt, dass er mit jungen Spielern, auf die der VfL verstärkt setzen möchte, Großes erreichen kann - 2017 war er mit dem Team Europameister geworden, zwei Jahre später stand er mit der U21 wieder im Finale. In diesem Jahr steht er mit seiner Mannschaft, zu der auch VfL-Profi Ridle Baku gehört, in der K.o.-Phase der zweigeteilten U21-EM.
Und Glasner? Seit festzustehen scheint, dass Marsch Leipzig-Trainer wird, nehmen die Meldungen über einen möglichen Wechsel des VfL-Trainers zu RB Salzburg zu. Am Mittwochmorgen leitete er seine erste Übungseinheit auf dem Platz in dieser Woche - akribisch wie immer. Nach gut 90 Minuten war die Vormittagseinheit vorbei. Nach der Einheit tat der Übungsleiter es seinen Vorgesetzten gleich und schwieg.
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