Wer wissen will, warum 96 am Abgrund steht, der findet die Antwort auch bei Spielern wie Bobby Wood. Vom Absteiger Hamburger SV ausgeliehen, ist er nie wirklich in Hannover angekommen. Der 26-Jährige ist ein Beispiel für den Konstruktionsfehler der 96-Mannschaft: Manager Horst Heldt hat zu viele Gescheiterte verpflichtet – in dem Glauben, dass André Breitenreiter sie wie im Märchen wach küsst. Das war dem Ex-Trainer mit Niclas Füllkrug gelungen, der als Zweitliga-Stürmer zu 96 kam und zu einem der besten deutschen Stürmer wurde.
Das ist 96-Stürmer Bobby Wood: Die Bilder seiner Karriere
Breitenreiters Zuversicht und Dolls Konsequenz
Bei Wood scheiterte Breitenreiter, obwohl er sehr viel Geduld mit dem US-Boy bewies. 15 Einsätze gewährte Breitenreiter seinem Wunschstürmer.
Neu-Trainer Thomas Doll hat nicht mehr so hartnäckig an den amerikanischen Nationalspieler geglaubt. Fünf Versuche startete Doll mit ihm, beim 1:5 im Stuttgarter Abstiegsfinale sogar in der Startelf. Zuletzt gegen Leverkusen saß Wood jedoch nur auf der Tribüne – das wird nach Lage der Dinge auch sein Stammplatz bis zum Saisonende bleiben.
Doll hat sein Anforderungsprofil öffentlich gemacht. Für den Trainer „ist wichtig, dass ich Spieler sehe, die sich nicht ergeben und nicht sauer durch die Gegend laufen“. Man könne auf die Idee kommen, dass Doll bei seiner Aussage Wood als Negativbeispiel vor Augen gehabt hat.


Keine Abschiebung, aber gewisse Isolation
Am Tag nach dem Leverkusen-Spiel drehte Wood allein und abseits der Mannschaft seine Runden. Gestern ließ er sich wegen einer Kniereizung in München untersuchen. Unwahrscheinlich, dass Doll ihn ganz aussortiert. „Bei uns wird keiner abgeschoben“, hatte er vor Wochenfrist erklärt.
Monster-Gehalt für dürftige Leistung
So wird Wood seine Zeit bei 96 irgendwie zu Ende absitzen, bevor er zurückgeschickt wird nach Hamburg. 96 wird die Kaufoption nicht ziehen, aber das wird den Profi nicht weiter berühren. Beim HSV läuft sein Vertrag bis Juni 2021, pro Saison stehen ihm sagenhafte 3,5 Millionen Euro Gehalt zu. Das sind in den zwei Vertragsjahren 7 Millionen Euro – vermutlich ist Wood der größte Gewinner zwischen Hamburg und Hannover.
Die letzten zehn Spiele von Hannover 96 gegen den FC Augsburg:
Rost macht ein Mentalitätsproblem aus
Für Wood gibt es keinen Markt, in Hamburg wollen sie ihn auch nicht behalten. Abschieben nach Amerika wird wohl nicht funktionieren. So wird der HSV ihn entweder mit einer Abfindung verschenken und – wenn er einen anderen Klub findet – sein Gehalt weiter zahlen.
Auch Breitenreiter hat Wood nicht ins Laufen gebracht, wie auch die anderen zuvor gescheiterten Leihspieler Kevin Wimmer, Takuma Asano und Walace nicht.
Walace kam wie Wood vom HSV, bei dem Frank Rost mal im Tor stand. Mit seiner Meinung zur 96-Einkaufspolitik hielt Rost bei Sky nicht hinterm Berg:
„Man hat Absteiger geholt, was sollen die für eine Mentalität reinbringen? Als Profi habe ich nie gern mit solchen Spielern zusammengespielt.“
Von Dirk Tietenberg und Andreas Willeke