Klamottentechnisch war Malick Thiaw direkt nach seiner Ankunft bei der Nationalmannschaft auf Augenhöhe mit den DFB-Stars unterwegs – der 21-Jährige kam im schrillen Blumenoutfit zum Teamhotel. Bei seinem Klub AC Mailand hat sich der ehemalige Schalker einen Stammplatz in der Innenverteidigung erkämpft und wurde zuletzt von der italienischen Presse gefeiert: "Das San Siro hat eine neue Legende – und die kommt aus Deutschland“, titelte die Gazzetta dello Sport. Mit Milan steht Kopfball- und Zweikampfmonster Thiaw im Viertelfinale der Champions League und will nun auch beim DFB auf den von Sportdirektor Rudi Völler zitierten "EM-Zug“ aufspringen. Geht seine Entwicklung weiter so steil nach oben wie in den letzten Monaten, hat er gute Chancen, zumindest eine weitere Alternative für die Abwehrzentrale hinter Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck und Niklas Süle zu sein.
Doch wie sieht es bei den anderen fünf Neulingen aus, die Bundestrainer Hansi Flick erstmals nominierte? Der SPORTBUZZER, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), macht den Check.
Mergim Berisha (24): Der Sohn kosovoalbanischer Eltern durchlief die Jugendabteilung von RB Salzburg und ist inzwischen von Fenerbahce Istanbul an den FC Augsburg verliehen, wo der Stürmer in 19 Pflichtspielen auf zwölf Torbeteiligungen (acht Treffer, vier Vorlagen) kommt. Berisha wurde vor zwei Jahren mit der U21 Europameister und könnte neben Niclas Füllkrug und Timo Werner zur Alternative im Sturmzentrum werden.
DFB-Team: BVB-Verteidiger Marius Wolf hat die Chance, sich festzubeißen
Marius Wolf (27): "Er kann uns auf seiner Position etwas geben, was wir in dieser Form so noch nicht haben“, sagt Flick über den Rechtsverteidiger, der im Gegenteil zu seinen Konkurrenten eher über den Kampf und seine Härte kommt. "Seine Entwicklung beim BVB ist hervorragend“, so der DFB-Coach weiter. Sein Dortmunder Teamkollege Emre Can ist sogar sicher, dass "Marius ein wichtiger Bestandteil der Nationalmannschaft werden kann.“ In der Tat hat der Blondschopf die Gelegenheit, sich festzubeißen und den Gegenpol zu einem spielstarken, offensiveren Rechtsverteidiger wie Jonas Hofmann zu werden.
Kevin Schade (21): Bis zu 25 Millionen Euro ließ sich der FC Brentford in der Winterpause die Dienste von Kevin Schade kosten – zunächst ist der Rechtsaußen vom SC Freiburg ausgeliehen, doch der Premier-League-Klub besitzt eine Kaufpflicht. Schades Start in England verlief unspektakulär – bislang stand er nur einmal in der Startelf, war sonst Joker. Zuletzt aber deutete das Talent, das auch als Mittelstürmer agieren kann, bei einem spektakulären Assist seine Klasse an. Schade durchlief seit der U18 alle Nachwuchsteams des DFB, wird es in Anbetracht der enormen Konkurrenz aber schwer haben, sich einen Platz im EM-Kader zu sichern.
Felix Nmecha und Josha Vagnomann wohl ohne EM-Perspektive im DFB-Team
Felix Nmecha (22): Sein zwei Jahre älterer Bruder Lukas ist bereits Nationalspieler, wurde aufgrund langanhaltender Knieprobleme aber wie schon bei der WM nicht nominiert. Felix wanderte mit seiner Familie 2007 nach England aus und durchlief seine fußballerische Ausbildung bei Manchester City. Sowohl die englische FA als auch der DFB buhlten jahrelang um die Brüder, letztlich konnte sich der deutsche Verband wie bei Bayern-Juwel Jamal Musiala durchsetzen. U21-Trainer Antonio di Salvo bezeichnet den Wolfsburger als "Verbindungsspieler“ zwischen Defensive und Offensive. Nmecha ist unter Niko Kovac unumstrittene Stammkraft und kommt in 23 Pflichtspielen bislang auf zwei Tore und vier Vorlagen. Allerdings wäre es eine faustdicke Überraschung, sollte er sich bis zur EM auch bei Flick festspielen.
Der deutsche Kader für die Testspiele gegen Peru und Belgien im Überblick
Josha Vagnoman (22): War ohne Frage der überraschendste Name bei Flicks Debütantenball, da er beim Abstiegskandidaten VfB Stuttgart bestenfalls eine untergeordnete Rolle spielt und zwar auf 16 Pflichtspiele, aber lediglich 822 Einsatzminuten kommt. Doch für den gebürtigen Hamburger gilt – wie für Wolf: Als Außenverteidiger gehört er in Fußball-Deutschland zu einer bedrohten Spezies. Ein weiterer Vorteil: Vagnoman kann sowohl rechts als auch links agieren, war beim EM-Titelgewinn der U21 vor zwei Jahren Stammspieler und gehörte 2022 auch zum deutschen Olympiakader. Dabei habe er laut Flick seine Rolle "sehr modern interpretiert“. Vagnoman muss die Chance, sich in dieser Woche nachdrücklich ins EM-Heft des Bundestrainers einzutragen, allerdings sofort nutzen – sonst wird er ein "One-Hit-Wonder“ bleiben.