16. Februar 2021 / 10:09 Uhr

Thomas Schwantes - Ein Leben für den Fußball

Thomas Schwantes - Ein Leben für den Fußball

Andrè Haase
Kieler Nachrichten
Thomas Schwantes präsentiert eine seiner zahlreichen Torjägerkanonen.
Thomas Schwantes präsentiert eine seiner zahlreichen Torjägerkanonen. © Andrè Haase
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Der KN-Sportbuzzer blickt zurück auf die Karrieren regionaler Fußballgrößen. Heute richtet sich unser Fokus auf den ehemaligen Torjäger Thomas Schwantes, der für den TSV Russee, Wiker SV, FC Kilia Kiel, VfB Kiel und TSV Kronshagen auf Torejagd ging

Eine beeindruckende Karriere liegt hinter dem gebürtigen Kieler Thomas Schwantes. Über 1000 Spiele im Seniorenbereich, davon alleine 521 für den TSV Russee, mit über 450 erzielten Toren für den VfB Kiel, FC Kilia Kiel, TSV Kronshagen, Wiker SV und dem TSV Russee, stehen in der Vita des mittlerweile 58-jährigen Torjägers. Zahlreiche Zeitungsartikel, Urkunden, Fotos und Pokale säumen den Hobbykeller des einstigen Klassestürmers.

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Begonnen hat alles 1970 beim NDTSV Holsatia. „Mein erster Trainer war Willi Drews, der Vater von Frank, der später unter anderem für Holstein Kiel und Eutin 08 gespielt hat“, erinnert sich Schwantes, den es aufgrund eines Umzugs 1974 an die Waldwiese zum VfB Kiel zog. „Dort habe ich dann bis zur A-Jugend gespielt. Trainiert wurden wir von dem späteren Ligatrainer Hartmut Appel“, so Schwantes, der nach der A-Jugendzeit ein halbes Jahr Pause einlegte. „Der damalige Ligatrainer Wolf-Waldemar Penning hatte keine Verwendung für mich. Aber nach sechs Monaten kam der damalige Ligatrainer des TSV Russee, Udo Boschmann, auf mich zu und fragte, ob ich für seine Mannschaft spielen möchte“, berichtet „Thommy“ Schwantes, der dann bis 1983 für den Kreisligisten die Stiefel schnürte.

Dann folgte er dem Lockruf des Aubergs und wechselte zum Wiker SV in die Verbandsliga. „Das waren tolle Jahre dort. Wir konnten in meiner Zeit immer den Klassenerhalt feiern. Die Verbandsliga war zu damaliger Zeit die höchste Spielklasse in Schleswig-Holstein“, weiß Schwantes, der dann nach drei erfolgreichen Jahren 1986 zum FC Kilia Kiel wechselte. „Dort traf ich auf tolle Spielerpersönlichkeiten wie Rainer Züchner, „Gulle“ Duwensee, Ingo Pahlke, die Homp-Brüder, um nur einige zu nennen“, berichtet Schwantes mit einem Grinsen. Es sollten unvergessliche Spiele unter den Trainern Uwe Krüger und Horst Kratzert in der Verbandsliga folgen. Am 16. Oktober 1988 trat sogar der FC Bayern München zu einem Freundschaftsspiel am Hasseldieksdammer Weg an. Thomas Schwantes brachte die Kilianer in seiner unnachahmlichen Art und Weise in der 8. Spielminute in Führung. „Das war schon Wahnsinn, vor knapp 4000 Zuschauer ein Tor gegen die großen Bayern zu erzielen“, erinnert sich der stolze Opa einer zweijährigen Enkeltochter.

Vor dem Spiel sorgte Schwantes mit seinem damaligen Sturmpartner Ingo Pahlke für eine unvergessliche Anekdote. „Wir saßen im Sportheim. Ingo und ich waren so aufgeregt, dass wir erst einmal einen Metaxa getrunken haben. Die Verantwortlichen des FCB guckten uns an und fragten, ob wir denn mitspielen würden“, grinst Schwantes. Kilia verlor letztendlich zwar mit 2:5, aber die Schlagzeilen gehörten Schwantes und Co. Zwei Jahre zuvor erzielte Schwantes beim Ablösespiel für den Ex-Kilianer Tobias Homp, der zum HSV wechselte, das zwischenzeitliche 1:2 mit einem eleganten Heber. Letztendlich gewann der damalige Bundesligist mit 4:2. „Das war schon eine beeindruckende Zeit. Ich habe viele tolle Spieler und Menschen kennengelernt. Unvergessen auch die Mannschaftsabende und Feiern im Sportheim. So etwas kennt die heutige Generation gar nicht mehr. Die Kameradschaft und der Zusammenhalt wurde immer großgeschrieben“, merkt Schwantes an. An ein unvergessliches Pokalspiel beim TSV Plön erinnert sich der bekennende Borussia Mönchengladbach-Fan auch gerne zurück. „Wir spielten mit Kilia im Schloßgarten beim TSV Plön. Die Plöner machten kurz vor Schluss den 1:1-Ausgleichstreffer und feierten diesen ausgiebig. Mein damaliger Sturmpartner Bruno Brillert und ich fragten den Schiedsrichter, warum er die Partie nicht wieder anpfeift. Schließlich jubelten die Gastgeber in ihrer eigenen Hälfte. Der Schiri pfiff daraufhin an, Bruno tickte den Ball vom Anstoßpunkt kurz in meine Richtung und ich habe mit einem Heber über alle hinweg dann das 2:1 erzielt. Danach war Schluss“, lacht Schwantes heute noch schelmisch.

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1990 erfolgte der Schritt zurück zum VfB Kiel und auch hier sollte der trickreiche Stürmer zwei tolle Jahre erleben. „Wir hatten mit Gerd Schildt einen überragenden Trainer und über Spieler wie Thorsten Gutzeit, Andreas Möller, Thomas Falk, Frank Linde und Frank Wüllner muss man keine Worte verlieren. Unvergessen die Spiele gegen den VfB Lübeck und VfR Neumünster, sowie die Lokalderbys vor ausverkauftem Haus an der Waldwiese. Wir wurden Meister und Vizeweister während meiner Zeit dort und sind letztendlich in der Aufstiegsrunde zur Amateur-Oberliga an Kickers Emden und Atlas Delmenhorst knapp gescheitert, “, schwelgt Schwantes in Nostalgie.

Thomas Schwantes im Trikot des TSV Kronshagen auf dem Weg zum 3:1 gegen den TSV Waabs.
Thomas Schwantes im Trikot des TSV Kronshagen auf dem Weg zum 3:1 gegen den TSV Waabs. © Reinhard Gusner

1992 zog es den „Fußballverrückten“, wie er sich selber bezeichnet, mit gerade einmal 28 Jahren zurück zum TSV Russee in die Kreisklasse. „Der TSV Russee ist und bleibt immer eine Herzenssache. Sieben Jahre habe ich dort dann gespielt, um mit 35 Jahren noch einmal zu wechseln“, erzählt der B-Lizenz-Inhaber. Das Ziel war der TSV Kronshagen, der in der Bezirksklasse angesiedelt war. In zwei Jahren beim TSVK gelang ihm der Aufstieg in die Bezirksliga. Mit satten 40 Toren hatte Schwantes maßgeblichen Anteil am Aufschwung der Kronshagener. 2001 erfolgte ein drittes Mal der Schritt zurück zum TSV Russee. „Ich kann wirklich auf eine tolle Karriere zurückblicken, muss aber ganz ehrlich gestehen, dass all das nicht möglich gewesen wäre, wenn meine Frau Sonja mich nicht in den ganzen Jahren so unterstützt hätte. Dafür kann ich ihr gar nicht genug danken. Selbst einen Tag nach unserer Hochzeit bin ich für Kilia Kiel in einem Punktspiel aufgelaufen“, lacht Schwantes, der zudem tolle Erfolge mit der Betriebssportmannschaft der Post feiern konnte. „Das war eine Truppe mit vielen hervorragenden Fußballern. Wir wurden vom Preetzer TSV immer zum Turnier in die Blandfordhalle eingeladen und haben uns nicht selten gegen höherklassige Mannschaften durchsetzen können und konnten somit oft den Turniersieg holen“, sagt Schwantes und führt vor: „Fußball ist eine große Familie. Mit dem Wissen von heute, hätte ich vielleicht damals einiges anders gemacht. Aber letztendlich habe ich alles erreicht und bin sehr zufrieden“, so der ehemalige Postbeamte, dessen Sohn Marcel beim Verbandsligisten VfR Laboe gegen den Ball tritt.

Nach einigen Gehversuchen als Trainer im Seniorenbereich beim TSV Russee, VfB Kiel, TSV Kronshagen, TSV Melsdorf und dem FC Kilia Kiel trainiert Schwantes zur Zeit die A-Junioren des TSV Russee. In den Sommerferien coacht er zudem mit seinem Trainerkollegen und Freund, Thorsten Feierabend, junge Nachwuchskicker in der Fußballschule in Trappenkamp. Ein Leben für den Fußball – Typisch Thomas Schwantes.

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Stationen als Spieler:

1970 - 1974 NDTSV Holsatia Kiel


1974 - 1980 VfB Kiel

1980 - 1983 TSV Russee

1983 - 1986 Wiker SV

1986 - 1990 FC Kilia Kiel

1990 - 1992 VfB Kiel

1992 - 1999 TSV Russee

1999 - 2001 TSV Kronshagen

2001 - 2009 TSV Russee

2010 - 2012 TSV Kronshagen

2012 - 2013 SC Fortuna Wellsee/TSV Russee

2013 - 2015 1. FC Kiel/VfB Kiel/SG Südkiel

Stationen als Trainer:

1992 - 1994 TSV Russee (Spielertrainer)

1995 - 2004 TSV Russee (G bis D-Jugend)

2001 - 2002 TSV Russee (Spielertrainer)

2003 - 2004 VfB Kiel

2004 - 2006 TSV Russee (F und D-Jugend)

2007 - 2009 TSV Russee (2. Herren)

2009 - 2010 Holstein Kiel (U18 Co-Trainer)

2010 - 2012 TSV Kronshagen

2012 - Juni 2012 SC Fortuna Wellsee

2013 - 2015 VfB Kiel

2016 TSV Russee

2017 TSV Melsdorf

2018 FC Kilia Kiel

2018 - 2019 TSV Russee B-Jugend

2020 - bis heute TSV Russee A-Jugend

zudem seit 2006 Trainer in der Fußballschule Schleswig-Holstein

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