04. Februar 2021 / 17:45 Uhr

Timo Liepolt durfte an der Seite von Lars Ricken und Sean Dundee die deutschen Farben vertreten

Timo Liepolt durfte an der Seite von Lars Ricken und Sean Dundee die deutschen Farben vertreten

Michael Felke
Kieler Nachrichten
Timo Liepolt im Trikot des TuS Felde.
Timo Liepolt im Trikot des TuS Felde. © Uwe Paesler
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Der Sportbuzzer blickt zurück auf die Karrieren regionaler Fußballgrößen. Heute richtet sich unser Fokus auf Timo Liepolt, der die Fußballschuhe unter anderem für den FC Kilia Kiel und den VfB Kiel schnürte.

Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist wohl das Größte im Leben eines Fußballers. Für ihn wurde der Traum Wirklichkeit. Und das als Spieler aus der Vierten Liga. Eine starke Leistung, die nicht von ungefähr kommt. Ehrgeizig und konsequent betrieb er seinen Sport, ohne den Spaß zu verlieren. Auch heute noch läuft der inzwischen 51-jährige jährlich seine 3000 Kilometer und hält seine Form.

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Bereits mit fünf Jahren begann Timo das Fußballspielen beim FC Kilia und blieb dem Verein auch über die Jugendzeit hinaus treu. „Als wir dann nach Raisdorf gezogen sind, ging es für mich mit dem Zug und dem Bus zum Kilia Platz. Drei Mal die Woche. Und montags war dann noch Training mit der Kreisauswahl auf dem Professor-Peters-Platz unter Trainer Manfred Hauke. Zu der Zeit haben wir mit der Kieler Jugendauswahl bis auf zwei Mal immer die Landesmeisterschaft gewonnen“, erinnert sich Timo Liepolt an die Zeit mit seinen Kumpels Andreas Gröper und Peter Peters. Von der Jugend ging es 1989 dann direkt in die Liga des FC Kilia. „Ich hatte ein Schweineglück, dass Horst Kratzert mich mochte. So bin ich zu vielen Einsätzen gekommen“, meint Liepolt, der auch davon profitierte, dass sein Coach einen radikalen Verjüngungsprozess einleitete. Bewährte FC-Spieler hatten ausgedient. Und der Erfolg gab dem Trainer Recht. Mit Liepolt wurde Kilia Landespokalsieger und zog in den DFB Pokal ein. Die Erstrundenpartie gegen den FC St. Pauli (1:4) fand aber ohne ihn statt. Der Mittelfeldspieler nahm eine neunmonatige Auszeit in Australien.

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Nach seiner Rückkehr schloss Liepolt mit dem FC Kilia nahtlos an seine erfolgreiche Zeit an und wurde 1993 ein zweites Mal Landespokalsieger. Und abermals war ihm ein Auftritt im DFB Pokal verwehrt. Während die Kilianer dem SC Freiburg mit 0:8 unterlagen, wechselte Timo Liepolt aufgrund sportlicher Meinungsverschiedenheiten mit vier seiner Mannschaftskollegen zum Ortsrivalen VfB Kiel. „Es war eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Die schönste Zeit aber hatte ich beim TuS Felde. Das war unglaublich professionell. Vier Mal die Woche Training. Die Klamotten wurden bereitgestellt und gewaschen. Und sportlich spielten wir immer ganz weit vorne mit“, erinnert sich der 1,70 Meter große Versicherungskaufmann, wem er seinen heutigen Job zu verdanken hat. „Ich war Zeitsoldat gewesen und suchte eine Arbeit. Da halfen mir Gerd Lütje und Willi Holdorf. Den beiden bin ich heute noch dankbar“. Der TuS Felde feierte zur Jahrtausendwende seine erfolgreichste Zeit. Zusammen mit Felix Möller, Uli Grohmann, Thomas Köpke oder Guido Gehrke klopften die Felder sogar ans Tor zur Regionalliga. In der Relegation unterlag der Meister von 2000 aber gegen Kickers Emden aufgrund der auswärts weniger geschossenen Tore (1:0, 1:2).

„Das war sehr schade und enttäuschend. Aber noch schlimmer war für mich das Abschneiden bei der Militär-Weltmeisterschaft 1999 in Kroatien. Wir hatten es bis ins Halbfinale geschafft, verloren aber gegen Ägypten mit 1:4 und dann auch noch das Spiel um den dritten Platz gegen Kroatien mit 0:2. Das war schon sehr traurig, als vor 40000 Zuschauern die Medaillen überreicht wurden und wir nicht dabei waren“, so Liepolt, der zusammen mit den Bundesligaspielern Lars Ricken und Sean Dundee die deutschen Farben vertrat. „Aber“, so fährt der damals 31-jährige fort, „ich muss schon sehr dankbar sein. Als Spieler aus der vierten Klasse hätte ich sonst nie die Chance bekommen, für Deutschland zu spielen. Das Gefühl ist schon großartig. Technisch war ich wohl nicht der beste, aber laufen konnte ich. Den Rest musste ich mir hart erarbeiten.“

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Auch heute noch dreht Timo Liepolt seine Runden, und im letzten Jahr hat er sogar die 3000 Kilometer-Marke geknackt. Körperlich war der Mittelfeldspieler immer topfit und hat selbst einen Achillessehnenriss und einen Bänderriss im Knie relativ schnell auskuriert. Trotz allem Trainingseifer und jeder Menge Disziplin schaffte er es aber nicht in das Profilager. Wohl aber standen ihm einige Ex-Profis gegenüber, die im Amateurbereich noch einmal Kasse machen wollten. „Ich erinnere mich an ein Spiel gegen Eutin 08. Da spielten Horst Feilzer von Bayer Uerdingen und Norbert Bebensee von Hannover 96. Zur Halbzeit lagen wir 0:2 zurück. – Wisst ihr, wieviel Geld die Typen bekommen? 3000 Mark pro Sieg. Bei uns gibt es höchstens mal ein Mars oder Snickers. – So ist mir die Halbzeit-Ansprache von Horst Kratzert in Erinnerung geblieben. Das war schon krass. Hat uns aber bei der Ehre gepackt. Am Ende haben wir mit 4:2 gewonnen, sind auf der Heimfahrt an eine Tankstelle gefahren und haben für 600 Mark die ganzen Bestände an Mars und Snickers aufgekauft“, erinnert sich Timo Liepolt mit einem Schmunzeln an seine Zeit als aktiver Fußballer.