13. Dezember 2017 / 06:00 Uhr

Film über Toni Kroos: Produzent Leopold Hoesch über die neue Fußball-Dokumentation

Film über Toni Kroos: Produzent Leopold Hoesch über die neue Fußball-Dokumentation

Sönke Fröbe
Ostsee-Zeitung
Gleichauf mit Dirk Nowitzki oder den Klitschkos: Der Werdergang von Toni Kroos wird aufwendig verfilmt.
Gleichauf mit Dirk Nowitzki oder den Klitschkos: Der Werdergang von Toni Kroos wird aufwendig verfilmt. © getty/Broadview Pictures
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Leopold Hoesch produzierte vielfach preisgekrönte Filme, darunter über Superstars wie Dirk Nowitzki ("Nowitzki. Der perfekte Wurf") und die Klitschko-Brüder ("Klitschko"). Nun widmet sich der Kölner dem Leben und der Karriere von Weltmeister Toni Kroos und sprach darüber exklusiv mit dem OZ-Sportbuzzer. 2019 soll der Film in die Kinos kommen.

Wie ist die Idee zu dem Projekt entstanden?

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Leopold Hoesch: Durch unseren ZDF-Film ,Das Wunder von Bern – Die Wahre Geschichte’, der 2004 den Deutschen Fernsehpreis gewann, haben wir Blut geleckt, was Sport- und Fußballthemen betrifft. Es folgten Dokus über Wembley ’66, danach ein Film über alle Fußball-Weltmeisterschaften seit 1954, ein Film über die Klitschko-Brüder und ein Film über Dirk Nowitzki. Aus dieser Arbeit heraus haben wir eine Suchfunktion für Deutschlands Beste erstellt. Quasi die Botschafter der Zukunft, die Menschen, die Gesichter, für die unser Land weltweit respektiert wird. Wenn man sich nach Boxen und Basketball dem Thema Fußball zuwendet, muss man nicht lange suchen, da führt an Toni Kroos eigentlich kaum ein Weg vorbei.

Warum nicht?

Er spielt beim aktuell besten Verein der Welt, er hat drei Mal die Champions League gewonnen, ist Weltmeister, deutscher Meister, spanischer Meister. Es gibt auch keinen deutschen Spieler, der jemals mehr verdient hat als Toni Kroos. Er hat in allen messbaren Leistungskategorien den Höchstwert. Die Zahl seiner Follower in den sozialen Medien liegt im zweistelligen Millionenbereich. Sein Verein Real Madrid hat 106 Millionen Follower bei Facebook. 106 Millionen! Toni Kroos ist eine einzigartige Figur. Wir sehen in ihm auch einen der deutschen Top-Botschafter in der Welt und eines der größten Sport-Genies, die wir je in Deutschland hatten. Darüber hinaus – und das ist für uns als Filmemacher eine fast traumhafte Situation – ist das eine relativ unerzählte Geschichte. Die Menschen kennen ihn kaum.

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Kannten Sie Toni Kroos vorher schon persönlich?

Nein, nicht persönlich, aber ich wusste, dass er ein Riesenfan von Dirk Nowitzki ist (und Dirk von ihm) und unseren Film sehr mochte. So wusste Kroos, dass er sich guten Gewissens mit uns einlassen kann, weil er ein Film über sich auf dem gleichen filmischen Niveau erwarten könnte. Wir haben telefoniert, uns kennengelernt und eine Vertrauensbasis gewonnen.

War er sofort Feuer und Flamme für Ihre Idee oder mussten Sie Überzeugungsarbeit leisten?

Er hat sich das kurz überlegt und dann gesagt: Okay, das machen wir! Er ist sehr klar in seinen Aussagen, in seinen Entscheidungen und auch in seinem Umgang – was ausgesprochen angenehm ist. Inhaltlichen Einfluss auf den Film will er nicht, seine Unterstützung und das Türen öffnen hilft uns, einen besseren Film zu machen.

Wie ist Ihre Verbindung zum Sport, speziell zum Fußball?

Natürlich bin ich Fußballfan. Wenn Sie erlauben, möchte ich mich aktuell lieber nicht über den 1. FC Köln äußern (lacht).


Das ist nachvollziehbar, bleiben wir also bei Ihnen...

Trotz allem gehe ich gelegentlich ins Stadion, wenn es meine Zeit erlaubt, zumal die Stimmung in Köln einzigartig und grandios ist. Ich selbst habe fünf Jahre im Verein gespielt. Meine ganze Jugend bestand ausschließlich aus Fußball spielen, ein Tag ohne Fußball war ein verlorener Tag! Leider fehlt mir gewissermaßen das Talent, aber riesigen Spaß hat es mir immer gemacht. Ich spiele noch heute in einer Altherren-Mannschaft. Es gibt für mich keinen schöneren Sport als Fußball.

Leopold Hoesch ist der Produzent des Kroos-Films
Leopold Hoesch ist der Produzent des Kroos-Films © Broadview Pictures

Haben Sie einen journalistischen Ansatz oder eher einen künstlerischen, ästhetischen?

Die wahre Antwort ist: Es wird die reine Unterhaltung! Sie gehen in den Film und haben in 90 Minuten einmal gelacht, einmal geweint, einmal gefroren und einmal geschwitzt. Sie gehen nach Hause und können nicht aufhören, von diesem Film zu erzählen – das ist unser Ziel. Was wir dabei entschlüsseln wollen, ist die DNA von Toni Kroos, wir wollen dem Menschen so nahe kommen wie möglich. Dabei halten wir uns an die zehn Gebote des Filmemachens von Hollywood-Regisseur Billy Wilder, die lauten Gebot eins bis neun: Du sollst nicht langweilen. Das zehnte Gebot ist immer das Recht für den Final Cut behalten.

Welches Publikum wollen Sie ansprechen?

Die Sportfans und die Doku-Liebhaber natürlich. Wir wollen gegen sehr gute Dokumentarfilme in keiner Weise zurückstehen. Der Film soll aber auch Menschen ansprechen, die klassische Helden-Geschichten mögen. Natürlich auch Jugendliche und Kinder, die – wie ich in dem Alter – nichts lieber getan haben als Fußball zu spielen und am besten im Trikot der Nationalmannschaft träumen. Gerade auch Kinder aus schwierigeren Verhältnissen wollen wir zeigen, was Sport in einem Leben bewirken kann. Der Film bricht aber auch eine Lanze für das Genre Dokumentarfilm. Mit diesem Film werden wir Menschen erreichen, die es vorher nicht für möglich gehalten haben, wie anregend es sein kann, im Kino einen Dokumentarfilm zu sehen.

Millionen Menschen gehen ins Kino, um fiktive Filme zu sehen. Gibt es in Deutschland überhaupt einen Markt für Sportler-Biografien?

Ja! Aber es gibt keine Industrie, jedes Werk ist ein Einzelwerk und braucht in der Entstehung etwa zwei bis drei Jahre. Wenn der Film dann fertig ist, muss man um jeden einzelnen Kinozuschauer kämpfen. Im übertragenen Sinne ist der Weg ins Kino, um sich einen Dokumentarfilm anzugucken, wahnsinnig holprig und ausgesprochen weit. Deshalb gehen die meisten Leute da auch gar nicht erst hin. Wann haben Sie zum letzten Mal einen Dokumentarfilm im Kino angesehen?

Lassen Sie mich nachdenken...

Sehen Sie, und das geht allen so! Ich nehme mich da gar nicht aus. Es ist ein bisschen wie Yoga: Sie gehen da hin und haben eigentlich keine Lust, aber im Verlauf der Yoga-Stunde merken Sie, wie gut es Ihnen tut und wie fröhlich Sie da wieder rauskommen. Bei einem Dokumentarfilm ist das ganz ähnlich: Sie gehen enorm bereichert aus dem Kino raus. Es freut uns besonders, dass die beiden Förderer Film- und Medienstiftung aus Nordrhein-Westfalen und der FilmFernsehFonds aus Bayern uns bei diesem Film und unserer Arbeit bei populären dokumentarischen Stoffen unterstützen und so helfen, das Genre Dokumentarfilm insgesamt zu befördern.

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Wie groß ist Ihr Budget für den Film?

Es liegt bei über einer Million Euro. Es gibt nicht viele Sportler, für die sich ein Produzent gefunden hat, der für so ein Projekt eine solche Summe in die Hand nimmt. Kobe Bryant, Muhammad Ali, Ronaldo, die Klitschkos, Nowitzki, Ayrton Senna stehen unter wenigen anderen auf dieser ziemlich kurzen Liste von Weltsportlern. In Deutschland stehen wir als Anbieter so aufwändiger Filme über Sportikonen alleine da.

Wie wird die Recherche aussehen, wer sind die Gesprächspartner?

Zu Beginn werten wir alle zugänglichen Quellen aus und gehen dann an neue Quellen ran. Eine besondere Freude sind natürlich alte Kinderfußball-Filme von Toni. Da er schon sehr früh hochklassig gespielt hat, gibt es da einige echte Schätze. Als Gesprächspartner ist die Familie von Toni Kroos besonders interessant. Für Familienmitglieder ist das immer ein schwieriger Weg, weil sie es nicht gewohnt sind, in der Öffentlichkeit zu stehen und Interviews zu geben. Der schwerste Interview-Partner, den wir zum Beispiel bei dem Film über die Klitschkos hatten, war ihre Mutter: Sie hat davor und danach nie wieder ein Interview gegeben. Den Film hat ihr Interview aber enorm bereichert.

Wir sprechen mit Fachleuten und Wegbegleitern von Toni Kroos, aus der Heimat, in Leverkusen, bei den Bayern, der Nationalmannschaft und in Madrid. Da kommt eine ganze Reihe von Weltstars zusammen. Mir graut es jetzt schon davor, dem einen oder anderen hinterher mitteilen zu müssen, dass er nicht im Film auftaucht, obwohl er ein Interview gegeben hat. Nur die besten Interviews schaffen den Cut.

Die Familie von Toni Kroos lebt unter anderem in Greifswald, Rostock und Berlin. Sie werden also auch in Mecklenburg-Vorpommern drehen?

Auf jeden Fall, wann ist aber geheim.

Wann wird der Film zu sehen sein?

Ich gehe davon aus, dass er im Sommer 2019 in die Kinos kommt.

Wo wird die Premiere stattfinden?

Ich vermute mal, dass es drei Premieren geben wird, eine in Köln, eine in München und eine in Madrid. In Köln haben wir 2014 die Premiere des Nowitzki-Films gemacht. Damals sind die Mavericks aus Dallas mit der privaten Boeing 757 von Mark Cuban (Eigentümer der Dallas Mavericks/d. Red.) nach Köln gekommen und haben sich mit 3000 Zuschauern im Cinedom den Dirk-Nowitzki-Film angeschaut.

Sie produzieren den Film also für den internationalen Markt?

Man kann die Pferde zum Wasser führen, saufen müssen sie alleine. Mein Gefühl sagt mir aber, dieser Film wird nicht schwer auch außerhalb von Deutschland gut zu verkaufen sein.

Kroos ist der erfolgreichste deutsche Fußballer der Gegenwart und wohl auch der beste, aber – zumindest hierzulande – nicht der populärste. Woran liegt das?

Toni Kroos als Jugendspieler bei seinem Heimatverein Greifswalder SC. Zur Galerie
Toni Kroos als Jugendspieler bei seinem Heimatverein Greifswalder SC. ©

Er ist verheiratet, hat zwei Kinder. Er ist ein Familienmensch. Ich glaube, außerhalb der Stadien liebt er es nicht unbedingt, in der Öffentlichkeit zu stehen. Dadurch ist Toni eher ein „Trainer-Spieler“, Fußball-Trainer kommen aus dem Schwärmen meist nicht mehr raus. Wenn man den Film erst mal gesehen hat, wird auch die breite Masse ihn nicht nur als Mensch, sondern auch als Spieler und Anker einer Mannschaft wesentlich besser verstehen und sich die Titelhäufung in seiner noch kurzen Karriere besser erklären können.

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