Es war eine hochklassige Partie - und doch gibt es erneut eine Schiedsrichter-Diskussion. Im Bundesliga-Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern setzten sich die Münchener am Samstag mit 2:3 (1:2) knapp durch – auch weil mehrere strittige Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Zwayer zu Gunsten des FCB ausfielen. Unter anderem fiel der Siegtreffer in der 77. Minute durch Robert Lewandowski nach einem zumindest streitbaren Handelfmeter, den Zwayer erst nach Ansicht der Video-Bilder gab. Die BVB-Profis schäumten, Trainer Marco Rose handelte sich vor lauter Emotionalität eine Gelb-Rote Karte ein – und sogar Bayern-Profi Thomas Müller musste eingestehen: "Ich kann den Frust und Ärger verstehen. Am Ende ist das Bittere, dass das das Spiel entscheidet."
Neben der Szene vor dem Elfmeter, in der BVB-Verteidiger Mats Hummels den Ball mit dem Ellenbogen berührte, frustete die Dortmunder auch, dass Schiedsrichter Zwayer einige Minuten zuvor in einer anderen strittigen Szene bei einem Zweikampf von Marco Reus und Lucas Hernandez den Strafstoß verwehrte und die Szene – anders als auf der Gegenseite – nicht auf dem Monitor betrachtete. Zwayer selbst ließ die Entscheidungen aus der turbulenten Partie nicht unkommentiert und rechtfertigte sich nach dem Spiel am Sky-Mikrofon: "Ich sehe sofort im laufenden Spiel, dass es eine Berührung gibt, eine faktische Berührung: Der Ball mit dem Arm von Hummels. Die Fragestellung für mich war: Ist der Arm vom Körper weggestreckt oder nicht?", sagte Zwayer über die spielentscheidende Szene.
"Ich habe es also nach Köln kommuniziert", erklärte Zwayer weiter. "Dann ist es überprüft worden: Wie war die Armhaltung? Der Videoassistent hat für sich eine Beurteilung vorgenommen und hat gesagt, der Mats Hummels hat den Arm in einer unnatürlichen Armhaltung vom Körper weggesteckt, wehrt am Ende deutlich mit dem Ellenbogen den Ball ab", so der 40-Jährige. "Das hat er kommuniziert. Daraufhin habe ich den Vorgang am Monitor angeschaut und komme zu dem Ergebnis, dass das am Ende ein strafbares Handspiel ist."
Zwayer über Reus-Szene: "Ein normaler Zweikampf"
Den Unmut der Dortmunder darüber, dass er sich die andere Szene nicht angeschaut habe, konnte Zwayer nach eigener Aussage zwar verstehen, wollte die Entscheidungsfindung aber erläutern: "Wir alle freuen uns und fordern auch immer wieder eine robuste Zweikampfführung. Wir sollen die Spiele laufen lassen. Für mich im laufenden Spiel, ein Kontakt im Oberkörperbereich – ein normaler Zweikampf", sagte er über den Einsatz von Franzose Hernandez an Reus. In der Situation mit Hummels habe ihm der Video-Assistent eine Fragestellung beantworten können. "In der anderen Situation hatte ich eine vollständige Wahrnehmung und der Videoassistent hat nach Überprüfung der Bilder keinen anderen Fakt, den er mir liefern kann", so Zwayer.
Für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus waren die Zweifel an den Entscheidungen auch nach Zwayers Erklärung "nicht ganz" ausgeräumt: "Es war kein Oberkörperkontakt zwischen Hernandez und Reus, es war mit dem Arm ein Schubsen von Hernandez gegen Reus. Und deswegen ist er zu Fall gekommen", sagte Matthäus. "Dann hätte der Videoreferee in Köln eingreifen müssen und sagen: Hör mal zu, da war auch der Oberarm im Spiel. Dann wäre es vielleicht eine korrekte Sache gewesen."