Der Frust bei Antonio Conte war groß. Kurz nachdem der italienische Trainer mit Tottenham Hotspur bei Schlusslicht FC Southampton einen 1:3-Vorsprung noch verspielt hatte, machte er seinem Ärger auf der anschließenden Pressekonferenz Luft. Dabei holte der 53-Jährige zum Rundumschlag gegen seine Spieler aus, deren Einstellung er in Frage stellte.
"Wir haben wieder gezeigt, dass wir kein Team sind. Wir sind elf Spieler, die das Feld betreten. Ich sehe egoistische Spieler. Ich sehe Spieler, die sich nicht gegenseitig helfen wollen, die kein Herz zeigen", polterte er los. Zuvor hatten die Spurs eine Viertelstunde vor Schluss mit zwei Toren gegen den Abstiegskandidaten geführt, jedoch in der Nachspielzeit noch den Ausgleichstreffer kassiert. Mit einem Sieg wären die Londoner vorübergehend wieder auf Rang drei geklettert.
Seinen Spielern würde es an Einstellung mangeln: "Wir sind Profis. Der Klub zahlt uns viel Geld. Die Spieler kassieren Geld. Ich kassiere Geld. Nicht um Entschuldigungen zu finden, nicht um keinen Spirit oder Sinn für Verantwortung zu zeigen. Für mich ist das inakzeptabel."
Antonio Conte: Tottenham hat "nie etwas gewonnen"
Er wisse "wie man Teams besiegt, in der Vergangenheit habe ich viele Teams besiegt, erfolgreiche Teams", meinte der Italiener, der unter anderem den FC Chelsea 2017 zum Titel in der Premier League geführt hatte und auch in Italien mit Juventus Turin und Inter Mailand insgesamt vier Meisterschaften feierte, und sprach von einem persönlichen Novum: "Für mich ist es das erste Mal in meiner Karriere, dass ich eine Situation wie diese erlebe. Bis jetzt war ich nicht in der Lage, etwas zu verändern."
Auf die Frage nach den Gründen für die aus seiner Sicht mangelhafte Einstellung seiner Spieler, antwortete Conte, der seit 2021 Trainer der Spurs ist: "Weil sie es hier gewohnt sind, nicht um etwas wichtiges zu spielen. Sie wollen nicht unter Druck spielen. Sie wollen nicht unter Stress spielen. So ist Tottenhams Geschichte: 20 Jahre gibt es den Besitzer und sie haben nie etwas gewonnen." Es müsse sich grundlegend etwas verändern, meint der Coach. "Wenn sie so weitermachen, können sie den Trainer wechseln, sogar viele Trainer, aber die Situation wird sich nicht ändern. Glaubt mir."
In der Tabelle belegt Tottenham aktuell zwar den vierten Platz, hat jedoch im Vergleich zu den Teams dahinter bereits zwei bis drei Spiele mehr absolviert und könnte durch die Nachholspiele der Konkurrenz von gleich drei Klubs überholt werden. So wird es wohl die nächste titellose Saison der Spurs. In der Champions League war für Tottenham im Achtelfinale gegen die AC Mailand Schluss. Im FA Cup flogen die Londoner gegen Zweitligist Sheffield United raus.
"Es sind noch zehn Spiele und einige meinen, dass wir kämpfen könnten", blickte Conte voraus: "Für was kämpfen wir? Mit diesem Spirit, mit dieser Einstellung, mit diesem Engagement. Für den siebten, achten oder neunten Platz? Ich bin diese Positionen nicht gewohnt. Ich bin sehr verärgert. Jeder muss Verantwortung übernehmen. Nicht nur der Klub, nicht nur der Trainer und dessen Staff. Die Spieler müssen in dieser Situation involviert werden, weil es Zeit ist, etwas zu verändern."
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