So kurz hat's Hendrik Berner noch nie zum Training gehabt. Als er jüngst bei seinen Eltern in Gifhorn zu Besuch war, schnallte er sich vor der Haustür die Langlaufski an - und ab ging's. "Wir wohnen nah an der Tangente, rechts rüber auf die Felder und dann sind wir zehn, zwölf Kilometer gelaufen. Direkt an der Haustür starten - das habe ich noch nie gemacht."
Der Start vor der Haustür war möglich, der bei der Titelverteidigung der deutschlandweiten Biathlon-Tour nicht. Vor gut einem Jahr hatte der Athlet des USK Gifhorn in Ruhpolding den beeindruckenden Siegerpokal der Jedermann-Serie von Biathlon-Legende und Staffel-Olympiasieger Fritz Fischer überreicht bekommen, war seinem Teamkollegen Steffen Hannich damit auf Platz eins gefolgt. So blieb die Trophäe in Gifhorner Händen - und ist es noch heute.



Kurz nach dem Triumph von Ruhpolding nahm Corona Fahrt auf, es folgten Lockdowns für den Sport, die auch 2021 eine Titelverteidigung unmöglich machten. Das Finale der Tour sollte in Oberhof, in der Nähe von Berners aktuellem Wohnort Erfurt, ausgetragen werden. "Die Titelverteidigung stand jetzt eigentlich auf der Agenda", berichtet der 28-Jährige. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Die Trophäe verwahrt er jetzt mindestens bis 2022. Berner bleibt qualifiziert, will sich der Herausforderung im kommenden Jahr wieder stellen.
Wanderpokal auf Reisen
Der Wanderpokal geht allerdings vorher auf Reisen. Berner zieht demnächst mit Freundin und USK-Teamkollegin Marie Sauer zurück Richtung Gifhorner Heimat, es geht nach Braunschweig - mit der Trophäe im Gepäck. "Ich denke schon darüber nach, wie ich die umziehen lasse", schmunzelt der 28-Jährige angesichts der Ausmaße.
Verteidigung des Biathlon-Cups im kommenden Jahr, dazu wieder - wenn erlaubt - die Sommerbiathlon-Wettbewerbe mitnehmen. Der deutsche Meister (Sommerbiathlon, Staffel) wird nach dem Umzug wieder mittwochs am USK-Training teilnehmen können, richtet seinen Blick aber auch auf eine neue Sportkombination. "Ich fokussiere mich auf den Triathlon. Ich schmeiße also eine Sportart weg und nehme zwei dazu", sagt der USKler augenzwinkernd. Radfahren und Schwimmen statt Schießen. Dass seine Treffsicherheit großartig nachlässt, glaubt er nicht. "Ich habe genug Schuss in meinem bisherigen Sportlerleben gemacht, das funktioniert auch ohne viel Training relativ gut."
Windschnittige Frisuren
Teil all dieser Sportarten ist das Laufen - und das steht bei Berner hoch im Kurs. "Meine Bestzeit über die zehn Kilometer ist eine tiefe 36, ich möchte die Strecke unter 35 Minuten laufen." Am liebsten in diesem Jahr, spätestens im nächsten. Sein Vorbild ist Teamkollege Hannich. "Steffen hat viel gearbeitet, ist mittlerweile schneller als ich." Das spornt Berner an. Haartechnisch hat er, nachdem er nun bei geschlossenen Studios die Maschine bei sich selbst angesetzt hat, schon gleichgezogen. "Wenn ich nicht so schnell bin, muss ich wenigstens seine Frisur haben", lacht der USKler. Stimmt: windschnittig sind nun beide.
Doch jetzt will er erst einmal noch das Skigebiet vor der Haustür in der Heimat nutzen. Die Bretter liegen nämlich bei seinen Eltern. "Wir waren hier in Erfurt deshalb leider nicht so aktiv, aber in den kommenden Tagen sind wir in Gifhorn, würden dann sehen, wo man fahren kann, vielleicht funktioniert ja die Loipe in Wolfsburg noch", hofft Berner auf eine verschneite Heimat.