Man stelle sich vor, ein Fußball-affiner Arzt hätte im Dezember 2021 die RB-Stirn („glühend“) und den Puls („schwächlich“) gefühlt, wäre übergegangen zum Tastenbefund („Hühnerbrust“), hätte das Häufchen Elend auf einen Ergometer verfrachtet („Schnappatmung bei 65 Watt“) und sich zu schlechter Letzt die Kniegelenke („alles Scharniergelenke, kein Kurvenlauf möglich“) zu Gemüte geführt. Was hätte der Doc dem siechenden sächsischen Patienten, der in der Liga im Tiefparterre dümpelt, auferlegt? Ja, ein Sportverbot. Um weitere Auftritte wie jenen beim Dezember-1:2 in der Alten Försterei zu verhindern.
Wenn aber eben jener Arzt gesagt hätte, dass sich das RB-Wrack aus der Bettengruft stemmt und vorm 33. Bundesligaspieltag Chancen auf die Champions League hat, im Halbfinale des Europapokals steht und am 21. Mai nach Berlin fährt, wäre er in der Klapse gelandet. RB hat sich in eine Lage gespielt und gekämpft, die im Dezember ausgeschlossen schien. Vor dem 1:3 in Gladbach war nicht alles gut und jetzt ist nicht alles schlecht.



Ein Weiterkommen in Glasgow? Warum nicht? Platz vier in der Liga? Immer noch drin. Pokalsieg gegen Freiburg? Aber ja doch. All das haben sie intus, müssen sie sich aber verdienen. Die Trainer mit der richtigen Ansprache, Herangehensweise und Aufstellung. Die Spieler mit Leidensfähigkeit und Überzeugung. Wenn das Ganze nicht als XXL-Chance, sondern als Belastung begriffen wird, wird´s nix. Wenn Verlustängste um sich greifen, freuen sich die Rangers. Eine erste Halbzeit wie jene in Gladbach? Dann werden die Roten Bullen von den Schotten vertilgt.