Diese Szene besaß Symbolkraft: Der TSV Barsinghausen fand nicht so recht den Zugang in die Partie beim 1. FC Wunstorf. In der Halbzeitpause des Landesliga-Spiels, das der FC am Ende mit 5:2 (3:0) gewann, standen die Deisterstädter vor ihrer Kabine, gesichert durch ein Zahlenschloss. Doch wie lautet nun der Code? Daher musste Tim-Liam Freund, der als Torhüter den weitesten Weg vom Feld in die Katakomben hatte, helfen. Der TSV-Keeper kannte sich als ehemaliger Wunstorfer bestens aus – und öffnete die Tür zur Kabine, in der sich die Barsinghäuser nach einer schwachen Halbzeit am liebsten verstecken wollten.
Vorangegangen waren die ersten 45 Spielminuten der Saison, die aus Sicht des 1. FC Wunstorf besser nicht hätten beginnen können. Auf Pass von Daniel Degner gelang Tino Amberg (7.) das 1:0. Vier Minuten später erhöhte Degner selbst auf 2:0. Dabei verwertete er eine Flanke von Mehmet Aydin, jedoch sah Freund bei diesem Tor nicht gut aus.
Bilder zur Partie 1. FC Wunstorf gegen TSV Barsinghausen
"Haben die erste Halbzeit verpennt"
Danach beruhigte sich die Partie etwas, ehe Degner nach etwas mehr als einer halben Stunde zum 3:0 abstaubte. Eine der wenigen Möglichkeiten, um zurück ins Spiel zu finden, bot sich Patrik Müller. Im Aufbauspiel hatte der FC nach einem Fehlpass von Ahmed Jameleddine, der ansonsten in den Innenverteidigung mit Zweikampfstärke und Übersicht glänzte, den Ball verloren. Doch Müller schoss den Ball von Höhe der Strafraumgrenze genau in die Arme von FC-Torhüter Armin Tvrtkovic. „Wir haben gleich zu Saisonbeginn ein Highlight gesetzt. Das Torepolster war groß genug, um nicht mehr in Gefahr zu geraten“, sagte Wunstorfs Trainer Onur Köse.
Auch ein sinnflutartiger Regenschauer zu Beginn des zweiten Durchgangs sorgte bei den Gästen zunächst für keinen Weckruf. Ganz im Gegenteil: Auch diese Spielhälfte begann für sie mit einer kalten Dusche: Die Wunstorfer schalteten nach Ballgewinn im Mittelfeld blitzschnell um, nach starkem Querpass von Maik Geisler musste Gibril Ceesay (51.) den Ball nur noch im leeren Kasten unterbringen.
Nach einer Freistoßflanke von Volkan Culha köpfte Marcel Dunsing zum 4:1 ein (70.) – der Auftakt zur besten Phase des TSV, der nun endlich in der Partie war. Einen Schuss von Noah Herhaus lenkte Tvrtkovic um den Pfosten. Florian Nolte (84.) machte das Spiel tatsächlich nochmal spannend, ehe Tugrancan Singin (87.) bei einem Konter zunächst Freund ausspielte und dann zum 5:2-Endstand verwertete. „Wir haben die erste Halbzeit verpennt. Hätten wir 90 Minuten so gespielt wie nach der Pause, wäre es nicht ein so ein leichter Sieg für Wunstorf geworden“, sagte Barsinghausens Co-Trainer Markus Grajewski. Für den TSV Barsinghausen blieb nach einer ordentlichen zweiten Halbzeit die Erkenntnis, dass er den Schlüssel für die Partie zu spät gefunden hat.
Angeblicher Rassismus-Vorfall
Während des Spiels zwischen dem 1. FC Wunstorf und dem TSV Barsinghausen gab es angeblich einen Rassismus-Vorfall. David Ndiaye, dunkelhäutiger Ersatztorhüter des FC, erhielt in der ersten Halbzeit auf der Ersatzbank sitzend von Schiedsrichter Tim Wieggrebe die gelbe Karte. Nach der Partie äußersten mehrere Wunstorfer Spieler, dass sich Ndiaye lautstark schimpfend gegen Affenlaute gewehrt habe, die Ndiaye und weitere FC-Kicker von Barsinghausens Spieler Refaat Hasso vernommen haben wollten.
Auf TSV-Seite erklärte Kotrainer Markus Grajewski, der den erkrankten Chefcoach Dennis Herrmann an der Seitenlinie vertrat, dass er davon nichts mitbekommen habe. „Unser Spieler ist 36 Jahre alt und ein reifer Mensch, das würde nicht zu ihm passen“, sagte Grajewski, versprach aber, „dass ich ihn am Montag beim Training darauf ansprechen werde“.