Noch ist die Lage nicht bedrohlich für die Recken. Aber ein wenig könnte sie es am Sonntag (16 Uhr, ZAG-Arena) werden. Verliert die TSV Hannover-Burgdorf gegen die HSG Nordhorn-Lingen, wäre der erste Abstiegsplatz in der Handball-Bundesliga nur noch drei Zähler entfernt. „Das ist ein Pflichtsieg für uns“, sagt Ivan Martinovic, mit 77 Treffern bisher bester Werfer des Teams. Für Trainer Carlos Ortega ist es gefühlt wie ein Finale: „Gewinnen wir, können wir nach oben gucken. Wenn nicht, könnten wir Probleme bekommen. Keine Frage, das Spiel ist extrem wichtig.“
Dabei hätten die Recken genau das am Donnerstag in Wetzlar verhindern können, wo sie sich kampfstark präsentierten, aber mit 24:26 verloren. „Das lag an unseren Fehlern. Schlechte Pässe in Überzahl, keine guten Anspiele an den Kreis, zu wenig Tore“, monierte Ortega, der am Spielfeldrand in der zweiten Halbzeit reichlich genervt wirkte – sich aber keine weiteren grauen Haare wachsen lassen will. Der inzwischen wieder sprießende Bart kommt ab.
Spielplan der TSV Hannover-Burgdorf in der Bundesliga-Saison 2020/21
Seit fast einem Jahr ohne Auswärtssieg
Schnell abhaken und wieder Anschluss an das „nach wie vor breite Mittelfeld finden“, so wünscht sich das Sportchef Sven-Sören Christophersen: „Wir müssen uns auf unsere Heimstärke besinnen. Jeder Spieler auf der Platte muss vorangehen und zeigen wollen, dass wir auf jeder Position qualitativ besser besetzt sind.“ Es sei nun Zeit für die Trendwende.
Seit fast einem Jahr, seit dem 3. März 2020 ist die TSV nun ohne Auswärtserfolg, damals gewann sie mit 32:24 – in Nordhorn. Die HSG ist dem Abstieg nur entgangen, weil die Saison wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde. Inzwischen ist der Tabellesiebzehnte aber „ein Stück weit besser in der Liga angekommen“, so Christophersen. „die werden auch bei uns Vollgas geben.“ Zuletzt hätte Nordhorn fast bei GWD Minden gewonnen, holte aber immerhin ein 27:27.
Klappt das Überzahlspiel am Sonntag besser?
Warum die HSG gefährlich ist, das packt Ortega in zwei Sätze: „Sie verteidigen sehr hart und bekommen sehr viele Zeitstrafen. Aber damit haben sie kein Problem, das gehört zu ihrem aggressiven Spiel.“ Zum Vergleich: 71-mal gab es zwei Minuten gegen Nordhorn, nur 53-mal gegen die TSV. Aber ausgerechnet das Überzahlspiel bereitete den Recken ja gerade solches Kopfzerbrechen.
Pluspunkt für Hannover: Rechtshänder Filip Kuzmanovski kann wieder helfen nach seiner Quarantäne wegen einer Corona-Infektion. Das bringt im linken Rückraum Entlastung, zudem kann Kuzmanovski auch den Spielmacher geben. „Alles okay, aber Filip hat nach der WM erst einmal wieder mit dem Team trainiert“, sagt Ortega – das war gestern. „Er braucht noch Zeit.“



Ortega zweifelt nicht
Bei der Einheit am Freitag fehlte nur Schlussmann Urban Lesjak. Er war bei einer Parade gegen Wetzlar mit dem Rumpf an den Pfosten geprallt. „Probleme mit der Bauchmuskulatur hatte Urban nach einer unglücklichen Aktion schon beim Aufwärmen, danach hatte er richtige Schmerzen“, so Ortega. Lesjak dürfte jedoch gegen die HSG dabei sein.
Dass es nach drei Niederlagen wieder zu einem Sieg reicht, daran mag Ortega nicht zweifeln: „Ich habe gegen Wetzlar in der Abwehr viele sehr gute Sachen gesehen. Und auf ein hartes Spiel sind wir absolut vorbereitet.“