Einige Zeit, nachdem sich die Bundesliga-Mannschaft der TSV Hannover-Burgdorf im August 2012 den Beinamen „Die Recken“ gegeben hatte, erhielt auch der Nachwuchs einen neuen Namen. Fortan wurden die Talente in der „Reckenschmiede“ ausgebildet.
Speziell fortgebildete Übungsleiter wie der ehemalige isländische Nationalspieler Heidmar Felixson, Weltmeister Iker Romero, Roi Sánchez, Carsten Schröter, Vincent Marohn, Robin Kothe oder Landestrainerin Christine Witte nahmen die jungen Spieler unter ihre Fittiche, stets mit dem Ziel, den einen oder anderen in die Bundesliga zu führen. „Ich finde, dass uns das sehr gut gelungen ist“, sagt Felixson, der nicht nur Jugendkoordinator beim Bundesligisten ist, sondern auch den Vorsitz beim Stammverein, der TSV Burgdorf, führt.
Spielplan der TSV Hannover-Burgdorf in der Bundesliga-Saison 2020/21
Immer wieder neue Nachwuchskräfte im Rampenlicht
Immer wieder stehen neue Nachwuchskräfte plötzlich im Rampenlicht des Bundesliga-Zirkus’, zuletzt wurden Veit Mävers, Martin Hanne, Jannes Krone, Malte Donker, Hannes Feise und Vincent Büchner mit Profiverträgen ausgestattet. „Von der Jugend in die Bundesliga ist es ein riesiger Sprung. Bei uns läuft der Prozess in der Regel von der A-Jugend-Bundesliga über die zweite Herren, die in der 3. Liga spielt“, erklärt der Isländer.
Auch die sechs genannten Spieler sind diesen Weg gegangen und haben sich bis in die 1. Liga durchgebissen. Aber wer hat es noch aus der Reckenschmiede ins Rampenlicht geschafft? Und wessen Bundesliga-Träume erfüllten sich nicht? Ein Überblick.
Timo Kastening
Der herausragende Aufsteiger ist ohne Frage Timo Kastening. Die Reckenschmiede durchlief er seit den C-Junioren. Danach wurde der heute 25-Jährige früh in den Profikader befördert. Sein Ausnahmetalent weckte auch beim Bundestrainer Aufmerksamkeit; der damalige DHB-Coach Christian Prokop machte Kastening zum Nationalspieler.
Höchste Auszeichnung für den Linkshänder war 2019 die Wahl zum Handballer des Jahres. Zu Beginn dieser Spielzeit hat er Hannover-Burgdorf verlassen und sich der MT Melsungen angeschlossen.



Malte Semisch
Mit ihm schaffte auch ein Torwart den Sprung ins Oberhaus. 2011 wurde er mit den Burgdorfer A-Junioren Dritter der deutschen Meisterschaft. Seine weiteren Stationen: TuS N-Lübbecke, TSV Hannover-Burgdorf, Füchse Berlin und aktuell GWD Minden.
Hendrik Pollex
Er blieb nach der Jugend zunächst im Drittligateam der TSV, empfahl sich so für Einsätze in der Beletage. Unvergessen sind seine fünf Bundesliga-Treffer, die er als 18-Jähriger gegen Johannes Bitter erzielte, der im September 2012 das Tor des damaligen Vizemeisters HSV Hamburg hütete. Nach mehreren Spielzeiten bei Eintracht Baunatal und den HF Springe gehört Pollex nun zum Stamm des ambitionierten Drittligisten TuS Vinnhorst.
Marius Kastening
Der Bruder von Timo durchlief die Burgdorfer Jugend und trug später die Trikots von TSV Altenholz, HF Springe, TSG Friesenheim und TuS Ferndorf (alle 2. Liga). Zwischenzeitlich absolvierte er für den SC Magdeburg einige Spiele in der 1. Liga. Zurzeit ist er Spielertrainer bei Handball Hannover-Burgwedel (3. Liga).
Joshua Thiele
Er durchlief in der Reckenschmiede die A- und B-Jugend, spielte in der 3. Liga bei der TSV Burgdorf II, bevor er in den Profikader der Recken aufrückte. Mittlerweile gilt er bei GWD Minden als Abwehrspezialist.
Till Hermann
Auch er war in den Jugendleistungsklassen und der 3. Liga bei der TSV sowie dem MTV Großenheidorn am Ball, bevor er 2019 in die Bundesliga zu Frisch Auf Göppingen wechselte.
Jonas Wilde
Wie Semisch ein großes Torwarttalent, gehörte er nach seiner Jugendzeit zum Perspektivkader der TSV Hannover-Burgdorf. Er verließ die TSV jedoch nach zwei Drittligajahren in Richtung Ligakonkurrent SG Flensburg-Handewitt II und ist nun in die erste dänische Liga (TM Tønder) gewechselt.
Niklas Diebel
Der linke Rückraumspieler hat sich nach der A-Jugend- und Drittligazeit vor zwei Jahren der HBW Balingen-Weilstetten angeschlossen und erhält dort von Ex-Reckencoach Jens Bürkle immer wieder Einsatzzeiten in der 1. Liga.
Lukas Becher
Trainierte ein Jahr unter Romero bei den Burgdorfer A-Junioren und gehört als Linksaußen zum Profiaufgebot des TuSEM Essen.
Nicht jeder kam durch
Zu der langen Aufstellung gehören auch Spieler, denen aufgrund ihres riesigen Potenzials eine Zukunft in der Bundesliga prophezeit wurde, der endgültige Durchbruch jedoch verwehrt blieb. So spielte Julius Hinz seit seiner Zeit als Mini in Burgdorf, durchlief alle Altersklassen und machte den Durchmarsch bis ganz oben. Sogar internationale Spiele im EHF-Cup stehen in seiner Vita. 2017 erfolgte der Wechsel in die Oberliga Westfalen zur TSG A-H Bielefeld, jetzt spielt er in der 3. Liga in Großburgwedel.
Verletzungen und persönliche Gründe ließen die ganz große Karriere nicht zu, von der auch Lars Hoffmann lange träumen durfte. Nach der Jugendzeit feierte er unter Trainer Christopher Nordmeyer 2014 sein Debüt in der Bundesliga. Nach Jahren im Perspektivkader wechselte er 2018 in die 4. Liga zum MTV Vorsfelde.
Die Nächsten stehen bereit
Immer wieder hat die Talentschmiede auf sich aufmerksam gemacht und junge Handballer zu Bundesliga-Spielern entwickelt. In den vergangenen Wochen sind mit Petar Juric (20 Jahre) und Justus Fischer (17) die nächsten Eigengewächse ganz oben zum Einsatz gekommen. „Mit Nils Schröder, Luc Depping oder Lukas Reichenbach stehen schon die nächsten Nachrücker aus den A-Junioren parat“, sagt Felixson mit einem verheißungsvollen Blick in die Zukunft der Recken.