Mal ehrlich: Hätten Sie dem TSV Havelse den Klassenerhalt in der 3. Liga zugetraut? Bis vor zwei Wochen sah es düster aus für den Aufsteiger, zwei Siege später sind die Garbsener wieder dick im Geschäft. „Viele hatten uns schon abgeschrieben in der Winterpause, kann man machen“, sagt Trainer Rüdiger Ziehl und ließ den Satz unvollendet. Der Havelser Nichtabstiegsplan:
Die Hypothek: Julius Düker fasste es nach dem 3:0 gegen Meppen treffend zusammen: „Die ersten sieben Spiele waren superbitter. Diesem Rückstand laufen wir immer noch hinterher“, sagte Havelses Sechser. Null Zähler und 2:14 Tore sind das Resultat aus einer extrem kurzen Vorbereitung und coronabedingt wenig Spielpraxis in der Regionalliga. Erst mit dem 0:0 in Würzburg war der Findungsprozess abgeschlossen.



Der Status quo: Sah nie besser aus – seit dem 2. Spieltag stand der Aufsteiger durchgehend auf dem letzten Platz, den er durch den zweiten Sieg in Folge verlassen hat. Wenn der DFB die Neun-Punkte-Strafe für das insolvente Türkgücü München vollzieht, ist er sogar Drittletzter. „Die Situation ist gut, aber wenn wir uns jetzt ausruhen, dann wird es nicht reichen für uns“, sagt Trainer Ziehl. Manager Matthias Limbach interessiert die Momentaufnahme nur am Rande: „Am 14. Mai um 16 Uhr schaue ich mir die Tabelle an, vorher nicht.“ Er geht also von einem Rennen aus, das bis zum letzten Spieltag offen sein wird.
Das Restprogramm: Hat es in sich, vor allem an den letzten drei Spieltagen. Mit Auswärtsspielen bei 1860 München und Mannheim sowie dem Heimspiel gegen Osnabrück. In der Hinrunde haben die Havelser gegen die Teams, gegen die sie noch bis zum 14. Mai spielen müssen, zwölf Punkte gesammelt – das wird zu wenig sein, um die Klasse zu halten.
Das macht Mut: Die Formkurve! Limbach ist sich sicher: „Ich habe das Gefühl, dass wir in München, mit diesem Foto im Olympiastadion, das wir quasi erobert haben, noch einmal enger zusammengerückt sind. Das hat was mit dem Team gemacht.“ Immer noch haben die Havelser zwar auswärts mehr Punkte gesammelt als in Hannover, aber sie haben auch schon in Osnabrück, Saarbrücken und Magdeburg gepunktet. „Das Thema Druck ist bei uns ganz verteilt. Die anderen müssen, wir wollen“, sagt Limbach.
Der Plan des Trainers: Ziehl hat seiner Mannschaft in der Winterpause eine Marschroute mit auf den Weg gegeben. „Was ist Monat für Monat realistisch aufzuholen.“ Den Januar betrachtet, seien sie im Soll, der Februar habe gut begonnen. „Unsere Idee ist, dass wir den Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen im Februar wieder um zwei Punkte verkürzen“, sagt der Coach. Am Samstag geht’s zur Dortmunder Reserve, am 20. Februar im Kellerduell gegen Würzburg, am 25. Februar zu Viktoria Köln. Wobei: „Diese Idee“, sagt Ziehl, „ist nicht an Gegner gebunden, sondern an der Anzahl der Spiele.“



Die Perspektive: Ohne die sechs Punkte aus den vergangenen beiden Spielen wäre die Situation eine andere. „Es ist schwierig, zu planen“, sagt Limbach, „aber genau das haben wir uns ja gewünscht.“ Die Lizenz für die 3. Liga muss bis zum 1. März beantragt werden, die Regionalliga-Lizenz bis zum 30. März.
So oder so dürfte der TSV-Kader im Sommer ein anderes Gesicht bekommen. Die Verträge von Leistungsträgern wie Kianz Froese, Fynn Lakenmacher, Leon Damer, Niklas Teichgräber, Fynn Arkenberg, Noah Plume oder Tobias Fölster laufen aus. Ziehls Kontrakt hat zwar eine Laufzeit von zwei Jahren, gilt aber nur für die 3. Liga. Antonio Gubinelli geht im Sommer zurück zum FC Basel in die Schweiz, der ebenfalls ausgeliehene Oliver Daedlow zurück zu Hansa Rostock. Es dürfte leichter fallen, einen Drittligakader zusammenzustellen.
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