Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass soziale Medien wie Facebook und Instagram auch für Amateurfußballvereine eine gute Plattform bieten. Nicht viele kleine Klubs betreiben dabei aber so einen großen Aufwand wie der TSV Kirchdorf.
"Sind nicht die Typen, die sich in den Vordergrund stellen"
Der Kreisligist hat auf Instagram 546 Abonnenten (Stand: 25. Juni), zählt damit zu den erfolgreichsten Accounts unterhalb der Landesliga – obwohl es ihn erst seit dieser Saison gibt. „Die Zahlen sind da aber oft nicht so aussagekräftig“, sagt Nils Hoefener. „Wichtiger ist uns, dass von den 541 auch 200 Follower aktiv dabei sind.“ Der 23-jährige Kirchdorfer rief gemeinsam mit Milena Kindsvater (20) im August 2019 den Instagram-Kanal des TSV ins Leben.
Das junge Duo ist der Grund für den Social-Media-Erfolg, auch wenn sie damit ungern hausieren gehen. „Wir sind beide nicht so die Typen, die sich in den Vordergrund stellen“, sagt Hoefener. „Deshalb sieht und liest man von uns auf der Seite auch nie etwas.“ Wieviel Arbeit hinter der Instagram-Präsenz des Kreisligisten steckt, kann man allein schon am grafisch anspruchsvollen Design erahnen.



Während der Saison gibt es außerdem ein festes Programm. Jeden Sonntag macht Hobbyfotograf Hoefener Bilder vom Spiel, während Kindsvater den Liveticker mit Videos pflegt. Wöchentlich werden im Normalfall dann zwei Beiträge gepostet, ein Spielbericht und eine Vorschau auf das nächste Spiel. Zusätzlich unterhält das Duo die Follower mit verschiedenen Spielen wie „Wo ist der Ball?“ oder dem jüngsten „No2Corona-Cup“, bei dem sich Spieler und Trainer in einem Quiz duellierten.
„Aktuell ist natürlich weniger zu tun“, sagt Hoefener, „an Heimspieltagen geht für uns in der Regel aber der ganze Sonntag drauf.“ Das klingt nach Fulltime-Job, stört das Duo aber nicht. „Für uns ist das nur ein Hobby, das macht uns einfach Spaß“, sagt Kindsvater, die mittlerweile eine beinahe unheimliche Erfolgsquote beim Filmen der Kirchdorfer Tore hat. „Ich weiß auch nicht, wie ich das manchmal schaffe. Ich halte drauf, wenn es gefährlicher wird und eigentlich klappt es fast immer“, sagt sie. „Ich glaube, ich habe nach dem Spiel immer so 60 Videos auf dem Handy.“
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Begonnen haben die beiden mit der Seite vor knapp einem Jahr. Kindsvater schaute schon immer bei den Spielen zu, weil ihr älterer Bruder Alexander beim TSV kickt. Von Hoefener wusste sie, dass er gerne fotografiert und fragte ihn schließlich, ob er nicht mal Lust hätte, bei den Spielen Fotos zu machen. „Seitdem ist er immer dabei“, erzählt sie.
Ohne konkretes Ziel, aber mit viel Spaß
Ein konkretes Ziel verfolgt das Gespann mit der Seite nicht. „Als mit der Planung begonnen haben, haben wir gesagt, dass wir uns nicht an Zahlen messen wollen. Natürlich freuen wir uns, wenn wir größer werden, aber wichtig ist, dass es uns und den Spielern Spaß macht“, sagt Hoefener, ergänzt aber: „Wir freuen uns natürlich auch darüber, wenn wir potenzielle Sponsoren auf uns aufmerksam machen können.“
Das Feedback fällt bislang positiver aus, als es die beiden erwartet hätten. „Am coolsten finden wir es immer, wenn uns andere Vereine anschreiben und wissen wollen, wie wir Stories erstellt haben, zum Beispiel unser Torvideo“, berichtet Hoefener. „Das ist ja nicht nur ein Lob, sondern zeigt auch, dass andere sagen, das ist so cool, das wollen wir auch haben.“
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Erstaunt sind die beiden Auszubildenden vor allem darüber, wie überregional der Kanal wahrgenommen wird. „Da kommen Nachrichten aus ganz Deutschland, Vereine aus Thüringen und Sachsen haben uns angeschrieben. Das hätten wir so auch nicht gedacht.“
Bei den Spielern kommt die neue Instagram-Prominenz übrigens auch gut an – auch wenn die Zurückhaltung zunächst noch groß war. „Wenn wir Spieler für irgendwelche Aktionen gesucht, war das erst ein bisschen schwierig. Wenn man in die Gruppe fragt, waren die Reaktionen doch eher dürftig“, meint Hoefener schmunzelnd. „Deshalb fragen wir die Leute lieber direkt, ob sie Bock haben, dann finden wir immer jemanden.“
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